Wien: Architekten-Protest gegen Stadträtin Sima

Ulli Sima
Sima hatte im "Falter" eingestanden, ein Siegerprojekt, das ihr nicht gefiel, nicht umgesetzt zu haben.

Die Architektenkammer läuft Sturm gegen die Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ). Stein des Anstoßes ist ein unlängst erschienenes Interview im Falter, in dem sie offen sagt, dass sie ein von einer Jury ausgewähltes Projekt nicht realisiert habe, weil sie als Bauherrin überstimmt worden sei. "Wir haben das Projekt dann halt einfach nicht umgesetzt", sagte sie.

Nach einem Architekturwettbewerb "haben wir möglicherweise eine Jury, die einen Entwurf präferiert, den wir gar nicht umsetzen wollen. Nein danke, da hab ich mir schon eine Meinung gebildet", so Sima im Falter. "Wenn es eine Jury gibt, dann muss ihre Entscheidung aus unserer Sicht auch umgesetzt werden", hält dem Bernhard Sommer, Vizepräsident der Architektenkammer für Wien, Niederösterreich und Burgenland, im Gespräch mit der APA entgegen. Denn Firmen nähmen 10.000 bis 20.000 Euro in die Hand, um ihre Projekte für einen Wettbewerb zu entwickeln und müssten dann auch eine faire Chance haben, dass ihre Ideen verwirklicht werden. Dem Risiko nicht zu gewinnen müsse gegenüberstehen, dass das Siegerprojekt verwirklicht wird, sonst sei es "maximal ein Scheinwettbewerb", kritisierte auch der Sektionsvorsitzende Architekten, Christoph Mayrhofer.

Die Architektenkammer hat Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) schriftlich um ein Gespräch gebeten. Darin soll klargestellt werden, dass Sima über die Verwendung von Steuergeldern nicht auf die gleiche Art entscheiden könne wie über ihr Privatvermögen. Mitglieder einer Jury seien von Gesetz her unabhängig und müssten nach fachlichen Kriterien entscheiden. Nur so könne sichergestellt werden, dass das beste Projekt ausgewählt wird, betont Peter Bauer, Präsident der Architektenkammer.

Auch die Argumentation Simas, sie würde womöglich gezwungen, ein zu teures Projekt umzusetzen, lässt die Architektenkammer nicht gelten. Denn der öffentliche Auftraggeber kann in die Ausschreibung alle für ihn wichtigen Rahmenbedingungen hineinschreiben, also auch das zur Verfügung stehende Budget. Damit könne eine korrekte Juryentscheidung keine "Entscheidung gegen den Bauherren" treffen. Selbst ästhetische Kriterien wären möglich, solange sie nachvollziehbar sind. "Das gefällt mir nicht", sei allerdings kein Kriterium.

Unverständlich ist für die Architekten, dass Sima in Architektenwettbewerben vorrangig eine Einschränkung der Stadt sehe und nicht die damit verbundenen Chancen, wenn eine Hundertschaft von Architekten - kostenlos - ihre Ideen beisteuern. Selbst Kaiser Franz-Joseph war da offener, vergleicht die Kammer: Er ließ für die Gestaltung der Ringstraße vor 150 Jahren einen internationalen Wettbewerb ausschreiben und habe sich danach auch nicht in die Umsetzung eingemischt.

Dass Siegerprojekte aufgrund unterschiedlicher Begründungen dann nicht verwirklicht werden - oft weil sich im Nachhinein herausstellt, dass die Voraussetzung anders sind als in der Ausschreibung dargestellt - kenne man. Dafür gebe es zahlreiche Beispiele. Dass eine Politikerin ohne weitere Gründe sagt, sie setze ein Projekt nicht um, weil es ihr nicht passt, "das war ein Aha-Erlebnis", so die Architekten: "Dass man rechnen muss, dass Dinge nicht umgesetzt werden, wenn sie einem Mitglied der Stadtregierung nicht gefallen, das ist neu" so Sommer.

Das werfe nun auf alle anderen Fälle auch ein anderes Licht, sagt Sommer. Diese habe man bisher zähneknirschend zur Kenntnis genommen, habe sie aber nicht als Skandal brandmarken können. Meist habe man das Scheitern auf die Inkompetenz bei der Definition des Wettbewerbs zurückgeführt. Ob das Problem so auch in anderen Bundesländern besteht, wollte die Kammer für Wien, Niederösterreich und das Burgenland nicht einschätzen. Da aber ein Großteil aller Projekte in Wien abgewickelt wird, seien jedenfalls auch Architekten anderer Bundesländer betroffen, die in Wien an Wettbewerben teilnehmen.

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