Wieder Ärzte-Paar überfallen

Polizisten sind vermehrt zu Fuß in den gefährdeten Villen-Gegenden unterwegs.
Home Invasion: Drei Räuber fesselten Pensionisten in Wien-Döbling und räumten den Safe leer

Frau H. ist gezeichnet. Geschlafen haben sie und ihr Ehemann nicht. An den Armen hat sie Verletzungen – vom Klebeband, mit dem sie gefesselt wurde. „Wir haben gerade gegessen“, erzählt sie. Dann standen plötzlich drei fremde Männer im Zimmer des Hauses im Stadtteil Neustift. Montagabend gegen 21 Uhr wurden der pensionierte Arzt und seine Frau in ihrem Wohnhaus in Wien-Döbling überfallen. Die Vorgehensweise der Täter hat auffällige Parallelen zu einem Überfall auf einen Arzt Mitte Februar – ebenfalls in Döbling.


„Die Männer sind hinten vom Garten gekommen“, erzählt Frau H. Die Alarmanlage war nicht eingeschaltet, die Täter konnten unbemerkt einsteigen.


Klare Anweisungen

Zwei der Männer waren mit Sturmhauben maskiert. Der dritte, der auch die Anweisungen – laut Polizei „in akzentfreiem Deutsch“ – erteilte, war unmaskiert. Die Täterbeschreibung ist dürftig: Der Unmaskierte soll 1,70 bis 1,75 Meter groß gewesen sein, war dunkel gekleidet und hatte kurze, dunkle Haare. Alle drei Männer dürften unbewaffnet gewesen sein.


Die Opfer, 70 und 72 Jahre alt, wurden mit Klebeband an den Sesseln fixiert. Die Täter verklebten den Pensionisten auch den Mund.
Doch zuvor musste Frau H. noch den Tresor öffnen: „Ich habe einen der Männer gefragt, wo er herkommt. Er hat gesagt, aus Tschetschenien“, schildert sie. Als der Tresor offen war, diskutierten die Täter noch darüber, ob sie das gesamte Bargeld mitnehmen sollten – denn im Safe befanden sich auch Dollar-Noten.


Schließlich ließen sie das verängstigte Paar gefesselt zurück – mit der Anweisung, „ruhig zu bleiben“. Der Ehefrau gelang es schließlich, sich zu befreien. Sie alarmierte die Polizei. Eine sofort eingeleitete Alarmfahndung – unter anderem war auch ein Hubschrauber im Einsatz – verlief ohne Erfolg.
An einen Zufall glaubt Frau H. nicht. Auch sie kennt die Geschichte des Überfalls auf Ihor Huk, den Leiter der Gefäßchirurgie am Wiener AKH. „Das ist doch ein Wahnsinn“, sagt sie.


Und auch die Ermittler schließen nicht aus, dass es sich um dieselben Täter handelt – zu augenscheinlich sind die Ähnlichkeiten beim Tatablauf zu dem Überfall im Döblinger Villenviertel vor eineinhalb Monaten. „Wir prüfen, ob es einen Zusammenhang gibt“, sagt Polizei-Sprecher Roman Hahslinger. Dass es sich beim Opfer wieder um einen Arzt gehandelt hat, dürfte aber Zufall sein.


Bereits beim Überfall auf Ihor Huk waren drei Täter am Werk. Auch damals wurden die Opfer mit Klebeband gefesselt. Und auch hier nahmen die Männer ausschließlich Bargeld als Beute mit.


Doch beim ersten Mal gingen die Räuber noch brutaler ans Werk: Sie schlugen die Frau des Mediziners ins Gesicht und drohten ihr damit, sie umzubringen. Huk bewahrte die Nerven und verhandelte mit den Männern. Mit Erfolg – nachdem sie einige Tausend Euro erbeutet hatten, fesselten sie Huk und seine Frau noch mit Klebeband und ergriffen die Flucht.


Mehr Polizei

Schon seit längerer Zeit ist die Zahl der Einbrüche im Nobel-Bezirk Döbling erheblich. „Aber vergangenes Jahr ist die Anzahl endlich zurückgegangen“, sagt Bezirksvorsteher Adi Tiller. Auch deshalb, sagt er, weil zehn zusätzliche Polizisten zugeteilt wurden. Die aktuellen Fälle treffen ihn schwer. „Anscheinend gehen die Täter jetzt besonders brutal vor.“

Kommentare