Wie zu Kaisers Zeiten: Was im Wiener Augarten geplant ist

Das Umlauft-Parterre ist zurzeit keine Zierde. Eine Sanierung ist dringend nötig.
Wiens älteste barocke Gartenanlage soll wieder so aussehen wie zur Kaiserzeit. Der Sechseckplatz erhitzt zwar die Gemüter, zwei andere Projekte sind aber viel konkreter.

Noch ist nichts entschieden. Aber allein die Möglichkeit, dass im Augarten eine Kastanien-Allee aus rund 50 Bäumen gefällt werden könnte, um den einstigen Sechseckplatz nordwestlich des Flakturms zu revitalisieren, lässt in Wien seit Tagen die Wogen hochgehen.

Nach den Leopoldstädter Grünen und der Initiative „Zukunft Stadtbaum“ übte zuletzt auch Bezirkschef Alexander Nikolai (SPÖ) Kritik an den zuständigen Bundesgärten. Die Vorstellung, dass besagter Sechseckplatz eine „Event-Zone“ werden könnte, ist für ihn ein Unding.

"Sturm im Wasserglas"

Für Bundesgärten-Direktorin Katrin Völk ist die Debatte „ein Sturm im Wasserglas“. Zwar sei das Ziel, den Augarten – Wiens älteste barocke Gartenanlage, die ihre aktuelle Optik erst seit den 1960ern hat – dem historischen Zustand zur Zeit Josephs II. wieder näherzubringen. Konkrete Pläne gebe es dafür aber noch nicht. Zurzeit fänden im Auftrag der Burghauptmannschaft lediglich Bestandserhebungen statt, um ab Herbst in Abstimmung mit Partnern, Bezirk und Anrainern ein konkretes Nutzungskonzept erarbeiten zu können.

Wie zu Kaisers Zeiten: Was im Wiener Augarten geplant ist

Die Allee hinter dem Flakturm ist der Stein des Anstoßes. Ihre Zukunft ist zurzeit noch ungewiss.

So gebe es zwar Überlegungen, den rund 5.000 Quadratmeter großen Sechseckplatz, auf dem um 1775 auch kleinere Konzerte stattfanden, in den Ursprungszustand zu versetzen. Dass dafür die nachträglich angelegte Kastanien-Allee gefällt wird, sei aber noch nicht gesagt.

„Es wäre genauso möglich, dass zusätzliche Bäume gepflanzt werden müssen“, sagt Völk. Ein Foto von 1930 (siehe rechts) zeigt etwa, dass der Platz früher von zahlreichen Bäumen eingefasst war.

Wie zu Kaisers Zeiten: Was im Wiener Augarten geplant ist

Wie der Sechseckplatz (am oberen Rand des Bildes) revitalisiert wird, ist noch nicht klar. Das Foto stammt von 1930.

Sängerknaben-Parterre

Weit konkreter sind indes die Pläne für zwei andere Bereiche des Augartens. Zum einen für die Gartenanlage vor dem Internat der Wiener Sängerknaben. Und zum anderen für die beiden Schüsselwiesen vor dem Flakturm.

Erstere – um 1900 vom kaiserlich-königlichen Hofgartendirektor Anton Umlauft angelegt und deshalb Umlauft-Parterre genannt – ist bis dato der Öffentlichkeit vorenthalten. Doch das soll sich mit der dringend notwendigen Sanierung ändern.

Nachdem die historische Bepflanzung mit in Kegelform geschnittenen Blaufichten, gelblich schimmernder Thuja Warreana, Baumhaseln und Zürgelbäumen wiederhergestellt ist und die Brunnenanlage saniert wurde, könne das Areal für die Allgemeinheit geöffnet werden, erklärt Völk.

Wie zu Kaisers Zeiten: Was im Wiener Augarten geplant ist

Bundesgärten-Direktorin Katrin Völk und Geschichtsexperte Gerd Koch.

Zurzeit ist man aber auch hier noch in der Phase der Bestandsaufnahme. Um für die Revitalisierung benötigte Informationen zu erhalten, wird das Umlauft-Parterre mittels Bodenradar untersucht. Eine Technik, die auch beim Sechseckplatz und bei den Schüsselwiesen vor dem Flakturm zum Einsatz kam.

Abwechselnde Sanierung

Letztere sind jedem Besucher des Augartens wohl bekannt. Obwohl es sich um keine ausgewiesenen Liegewiesen handelt, werden die beiden zentral gelegenen Grünstreifen von Erholungsuchenden für Spiel und Entspannung genützt.

Damit dies weiterhin möglich bleibt, sei eine Sanierung unausweichlich, erklärt Gerd Koch, Experte für Gartendenkmäler bei den Bundesgärten. Der Rasen auf den Schüsselwiesen sei komplett kaputt. Weil der Boden verdichtet sei, bleibe in den tiefer gelegten Schüsselwiesen bei Regen das Wasser stehen.

Im kommenden Jahr soll daher die erste der beiden Wiesen saniert werden, im Jahr darauf die andere. In der jeweiligen Saison ist die Wiese, an der gerade gearbeitet wird, für die Benutzung gesperrt.

100-prozentig fix sei aber auch diese Maßnahme noch nicht, sagt Völk. Das notwendige Budget werde vom Landwirtschaftsministerium, dem die Bundesgärten unterstellt sind, erst mit Jahresende freigegeben.

Ein Platz für Künstler

Wiederbelebt wird auch der im Winter geschlossene Ambrosigarten. Wo zurzeit noch das Pop-up-Lokal „La Grande Dame“ (benannt nach der gleichnamigen 250 Jahre alten Platane, die ihren Schatten auf den Gastgarten wirft) geöffnet hat, soll ab Herbst eine langfristige künstlerische Nutzung stattfinden. Es gehe darum, den ganzjährigen Betrieb zu gewährleisten und das Areal öffentlich zugänglich zu belassen, betont Burghauptmann Reinhold Sahl.

Als Partner habe man dafür die Akademie der bildenden Künste gefunden, die zurzeit ein Konzept für einen universitären Betrieb samt Ausstellungsflächen entwickle. Zudem soll es weiterhin einen Gastronomiebetrieb im Ambrosigarten geben.

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