Kältewelle: Wie Wien friert
Am Wiener Hauptbahnhof herrscht um acht Uhr früh reges Treiben. Pendler, Schüler und Reisende warten eingepackt in Winterjacke, Haube und Schal auf ihre Züge. Auf den Bahnsteigen ist es eisig kalt – minus elf Grad hat es laut Wetterbericht. Viele Reisende haben sich deshalb in den Innenraum des Bahnhofs zurückgezogen. Dort ist es etwas wärmer, einen frostigen Luftzug von draußen verspüren sie aber dennoch.
Philippe Nielsen ist auf dem Weg nach München. Als allzu schlimm empfindet sie die Kälte nicht: "Die Temperatur hier passt schon", meint sie. "Wem kalt ist, der soll sich wärmer anziehen". So sieht das auch ihre Sitznachbarin Doris Juen. "Richtig angezogen kann man hier gut sitzen. Und wem wirklich zu kalt ist, kann in ein Geschäft gehen", sagt sie. Doris kommt aus Vorarlberg und fährt heute dahin zurück. "Der Hauptbahnhof ist zwar nicht der wärmste, aber einer der schönsten Bahnhöfe. Da ist die Kälte schon verkraftbar", sagt sie.
Vor dem Bahnhof stehen einige Raucher. Sie spüren die Kälte ganz besonders. In hektischen Zügen inhalieren sie den Rauch und flüchten schnell wieder ins Warme. Karl Heili ist einer davon: "Natürlich ist es nicht gerade angenehm, draußen in der Kälte zu stehen. Aber ich finde, man sollte als Raucher schon Rücksicht nehmen", erzählt er. Die kalten Temperaturen seien nicht nur negativ: "Dadurch, dass ich nicht immer raus in die Kälte will, rauche ich weniger", meint er.
Tipps gegen die Kälte
Wer dieser Tage viel Zeit draußen verbringt, solle mehrere Schichten Kleidung übereinander tragen und Thermo-Unterwäsche anziehen, empfiehlt das Rote Kreuz. "Wer länger im Freien ist, sollte Fettcreme auf unbedeckte Körperstellen auftragen und keine engen Schuhe tragen", rät Chefarzt Wolfgang Schreiber. Wichtig sei, Kopf, Füße und Hände warm zu halten, da über diese Körperteile am meisten Wärme verloren geht. Überanstrengung sollte vermieden werden, um Herz und Kreislauf nicht unnötig zu belasten.
Besonders unter der Kälte leiden Menschen, die auf der Straße leben. In den vergangenen Tagen waren die 1275 Notbetten der Wiener Wohnungslosenhilfe zu 95 Prozent belegt. In den Wärmestuben und Notquartieren der Caritas herrscht ebenfalls Hochbetrieb. Laut Generalsekretär Klaus Schwertner seien derzeit auch die ÖBB "sehr kulant", wenn sich Wohnungslose in Bahnhöfen aufhalten.Heiß läuft dieser Tage das Kältetelefon: Am Sonntag meldeten 170 Anrufer unter 01/4804553 Schlafplätze von Obdachlosen; üblicherweise gehen pro Tag 30 Meldungen ein.
Zur Wetterprognose auf KURIER.at
( David Hanny und Stefanie Rachbauer)
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