Widerstand gegen Parkpickerl scheint abzunehmen

Die Zentrumsanrainer Steiner und Spitzer leiden unter Parkplatzmangel.
45.000 Hietzinger stimmen über das Parkpickerl ab. Prognosen sind schwierig.

Anfang 2013 hatten sich 78,45 Prozent der Hietzinger noch gegen die Parkraumbewirtschaftung ausgesprochen (bei 57,89 Prozent Umfrage-Beteiligung). Ob nach wie vor die überwiegende Mehrheit das Parkpickerl ablehnt, ist allerdings fraglich. Denn gerade im Bezirkszentrum sowie entlang der U4 ist der Leidensdruck von Anrainern und Geschäftsleuten mittlerweile groß.

In der Maxingstraße wohnen beispielsweise Physiotherapeutin Alexandra Steiner und Jazzmusiker Martin Spitzer. Für sie macht es keinen Unterschied, wann sie mit dem Auto nach Hause kommen. Ob tagsüber oder in der Nacht – „die Auslastung der Parkplätze beträgt 100 Prozent. Schlimmer kann es nicht mehr werden.“

Von Montagfrüh bis Freitagabend parken Pendler aus dem Wiener Umland alles zu und am Wochenende kommen die Schönbrunn-Besucher. Von den Dauerparkern aus den Bundesländern bzw. dem Ausland ganz zu schweigen. „10 bis 20 Minuten fährt man im Schnitt auf der Suche im Kreis“, berichtet Spitzer. „Und findet man tatsächlich einmal einen freien Parkplatz, fühlt sich das an, wie ein Lottogewinn.“

Als selbstständige Physiotherapeutin bereite ihr die Parkplatznot auch beruflich Probleme, erklärt Steiner. Einerseits vergeude sie durch das ständige Kreisfahren Arbeitszeit, andererseits kämen ihre Kunden häufig zu spät zu den Terminen.

Gesamtlösung gefordert

Ebenfalls eher Pro-Parkpickerl argumentiert Gitarrenhändler Michael Eipeldauer, der sein Geschäft im Bezirkszentrum betreibt. Bei der letzten Befragung stimmte er noch dagegen. „Weil ich nicht glauben wollte, dass sich das Problem von anderen Parkpickerl-Bezirken derartig zu uns verlagert – aber ich wurde eines Schlechteren belehrt.“

Widerstand gegen Parkpickerl scheint abzunehmen
Hietzing Parkpickerl Eipeldauer
Gänzlich überzeugt ist er zwar noch nicht – wäre so eine Kurzparkzone doch „eine Zumutung für Anrainer und Unternehmer“. „Am fairsten wäre trotzdem ein bezirksweites Parkpickerl.“

Gedanken macht man sich aber auch in höheren Gefilden. Ex-Primar Otto Rathkolb, der am Küniglberg wohnt, hat dabei allerdings vor allem den geplanten Ausbau des ORF-Zentrums im Hinterkopf: „Wenn Ö1, Ö3 und FM4 erst einmal von der Argentinierstraße herziehen, wird auch bei uns ein Parkpickerl kommen müssen. Eine Gesamtlösung für ganz Wien wäre wünschenswert.“

Schwierige Prognose

Seitens der Politik will man keine Prognosen abgeben, wie die 45.000 wahlberechtigten Hietzinger, denen in den kommenden Tagen die Umfragebögen in die Briefkästen flattern, abstimmen werden. Sowohl ÖVP-Bezirksvorsteherin Silke Kobald, als auch SPÖ-Klubchef Matthias Friedrich streichen aber hervor, dass in Hietzing die einzelnen Grätzel individuell bewertet werden. Mit dem Ergebnis ist Mitte März zu rechnen.

„Wie es ausgeht, lässt sich wirklich nicht sagen – das Interesse ist groß, aber die Meinungen gehen diametral auseinander“, sagt Kobald. Sie habe aber im Gefühl, „dass die deutliche Ablehnung weniger geworden ist“.

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