Doch gegen die negativen Bilder, die Nebel in unseren Köpfen erzeugt, könnten wir grundsätzlich etwas tun – sofern der Winter-Blues nicht auf psychische Beeinträchtigungen trifft. Hans-Peter Hutter spricht von „Coping“. Das ist in der Sprache der Nicht-Ärzte der Versuch, mit negativen Gefühlen wie etwa Angst so gut wie möglich umzugehen.
In der Rückbesinnung auf sich selbst werden einige in der dunklen Jahreszeit so richtig kreativ. Andere gönnen sich etwas Schönes (apropos: Waren Sie schon im umgebauten Wien Museum?). Wieder andere widmen sich ihrem Steuerausgleich. Auch ein vertiefendes Gespräch mit dem oder der Liebsten könnte Launen verbessern.
Ein Schutz gegen Frost
Mit zunehmender Dauer des Interviews findet Hans-Peter Hutter zu seiner Hochform zurück. Einwerfen muss er vorerst noch: „Das Glas ist auch in der Klimaschutzdebatte viel zu selten halb voll.“
Was ihn zu folgender Feststellung führt: „Es wird bei uns in Wien immer öfter über den Winter gejammert. Natürlich haben die Extremwetterlagen zugenommen. Aber wir sollten froh sein, dass wir in Mitteleuropa noch vier Jahreszeiten haben.“
In Kitzbühel spricht man in diesen Tagen gerne von der „fünften Jahreszeit“. Die vier in Wien sind auch fein.
Zum Wiener Winter gehört auch eine Art Winter-Wonder-Land für all jene, die im sogenannten Jänner-Loch nicht rauf auf die Berge oder ans Meer können.
Seit dem Dreikönigstag schon sehen sie öfters beim morgendlichen Blick aus dem Fenster eine Art Schnee, eine moderne Form von Schnee, Industrieschnee (siehe die Fakten rechts oben).
Der Umweltmediziner erinnert daran, was wir bereits in der Schule gelernt haben: „Man vergisst das gerne, aber für Flora und Fauna ist eine Schneedecke der beste Schutz gegen den Frost.“
Frösteln statt schwitzen
Auch sind die Hundstage und Hitzeperioden, in denen wir schon am Vormittag so intensiv transpirieren wie die weltbesten Tennisspieler derzeit bei den Australian Open in Melbourne, aus heutiger Sicht noch in weiter Ferne.
Ein Faktum, das den Arzt Hans-Peter Hutter zu seinem heutigen Königsgedanken führt: „Gegen die Kälte kann sich der Mensch viel besser schützen als gegen Hitze.“
Ist es uns entlang der oft zügigen Donau kalt, können wir noch eine weitere Schicht Kleidung anlegen. „Umgekehrt geht das nicht.“ Ist einmal das Hawaiihemd abgelegt, hilft nur mehr kühlendes Wasser.
Noch einmal „Coping“ mit Hans-Peter Hutter: Ist Ihnen aufgefallen, dass die Tage in der dritten Jänner-Woche schon merkbar länger sind als vor Weihnachten?
Hoffnung auf hellere Tage macht uns auch ein Sprecher der Geosphere Austria: Heute, Donnerstag, zieht eine Front durch. Der mit ihr verbundene Westwind soll den kalten Nebel aus Wien wehen: „Am Freitag stehen somit die Chancen auf ein paar sonnige Stunden gut.“
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