Weniger Watschen für Wiener Schwarzkappler

APA12468106-2 - 25042013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 216 CI - Fahrscheinkontrolleure "Schwarzkappler" der Wiener Linien bei einer Kontrolle in einer U-Bahnstation am Donnerstag, 25. April 2013. APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
81-mal wurden im Vorjahr Fahrscheinprüfer attackiert - Tendenz rückläufig.

Tätliche Angriffe auf Wiener "Schwarzkappler" sind tendenziell rückläufig. Gab es im Jahr 2012 noch insgesamt 95 Attacken auf Fahrscheinkontrolleure, waren es 2011 insgesamt 73 und im Vorjahr 81. Insbesondere im ersten Quartal 2013 gab es weniger Angriffe, hier wurden zwölf verzeichnet, hieß es bei einem Pressegespräch der Wiener Linien am Donnerstag. Doch: "Jeder dieser Fälle ist zu viel", sagte Geschäftsführer Eduard Winter.

Rund 2,5 Millionen Fahrgäste sind tagtäglich im Netz der Wiener Linien unterwegs. Zu Spitzenzeiten stehen 1.200 U-Bahn-, Bus- und Straßenbahnfahrer, Stationswarte und Fahrscheinprüfer im Kundenkontakt. Laut Wiener Linien entspricht die "Angriffquote" bei 6,8 Millionen Fahrgästen jährlich, die von rund 200 "Schwarzkapplern" kontrolliert werden, rund 0,001 Prozent. Unter tätlichen Angriffen werden Ereignisse vom Anrempeln über Beschimpfen bis hin zur wirklichen Gewaltanwendung erfasst. Ein besonders schwerer Fall ereignete sich erst vergangene Woche, hier erlitt ein Mitarbeiter im Zuge einer routinemäßigen Fahrscheinkontrolle einen Nasenbeinbruch. Er befindet sich noch im Krankenstand, es geht ihm "den Umständen entsprechend", sagte Winter.

Prävention

Die Wiener Linien setzen auf Prävention, um Übergriffe auf Mitarbeiter zu vermeiden. Seit 2006 gibt es Deeskalationstrainings, ab 2010 wurden sämtliche Mitarbeiter, die im Kundenkontakt stehen, geschult, um "Signale des potenziellen Aggressors zu erkennen", sagte Christian Hochreiter, Leiter der Abteilung Betriebliche Ausbildung.

Nach Übergriffen kümmert sich das Team des internen psychosozialen Dienstes (Sozius) um den betroffenen Mitarbeiter. 28 Laienhelfer und drei Notfallpsychologen stehen bereit, im Fall der Fälle werden sie von der Leitstelle alarmiert und zum betroffenen Mitarbeiter geschickt. Für den gibt es "eine intensive Betreuung, nicht nur am Anlasstag", erklärte Michael Kiss, Leiter des Referats Arbeitspsychologie. Auch nach der Krisenintervention wird der Kontakt aufrechterhalten, um einer andauernden Belastung entgegenzuwirken.

Im Vorjahr wurde der freiwillige Dienst so bereits von rund 50 Prozent der attackierten Mitarbeiter in Anspruch genommen, erläuterte Kiss. Neben tätlichen Angriffen wird der Sozius-Dienst auch nach außergewöhnlichen Ereignissen angefordert, wenn beispielsweise ein Passant von einer Straßenbahn erfasst wurde.

Auch Öffi-Lenker Ziel von Attacken

Neben Fahrscheinkontrolleuren sind immer wieder auch Öffis-Fahrer Ziel von Attacken. Im ersten Quartal 2013 waren es bereits fünf Übergriffe auf Straßenbahn-, drei auf Bus- und zwei auf U-Bahn-Lenker. In diesem Bereich setzten die Wiener Linien verstärkt auf den Schutz des Fahrers. So werden alle neuen ULF-Straßenbahnen mit abgeschlossenen Fahrerkabinen ausgestattet, die neuen Busse verfügen über seitlich verlängerte Schutzvorrichtungen.

Zum umgekehrten Fall - Übergriffe von Wiener Linien-Mitarbeitern auf Fahrgäste - werden keine Statistiken geführt, allerdings jeder Fall einzeln aufgearbeitet, hieß es bei der Pressekonferenz.

Kontrolleure am gefährdetsten

Insgesamt kam es im Vorjahr zu 174 Übergriffen auf Mitarbeiter der Wiener Linien. 2011 lag diese Zahl bei 163, 2010 bei 177. Kontrolleure sind "am meisten gefährdet", so das Fazit des Verkehrsbetriebs. Prinzipiell wird diese Statistik seit 2006 geführt, seit 2010 wurden die Mitarbeiter aufgefordert, Vorfälle auch wirklich zu melden.

Verteilt seien die Attacken "gleichmäßig" auf Linien und Altersgruppen. So gibt es beispielsweise auch die "ältere Dame, die mit dem Stock auf einen Kontrolleur hinschlägt", sagte Winter.

Christian Aigner arbeitet seit eineinhalb Jahren als Fahrscheinprüfer bei den Wiener Linien. Im heurigen Jänner kassierte er bei einer Kontrolle beim Volkstheater "a Watschn". Dabei erlitt er eine leichte Gehirnerschütterung und war eineinhalb Wochen im Krankenstand, erzählte er bei einem Pressegespräch der Wiener Linien am Donnerstag. Sein Angreifer: Ein 60-Jähriger mit gültigem Fahrschein. Das einzige, was er vor der Attacke sagte, war: "Ich muss zum Zug", erinnert sich Aigner. Nach dem Angriff war er "einfach nur erstaunt".

Auch Stefan Datschetzky, Straßenbahnfahrer im 18. Dienstjahr, wurde bereits attackiert: Im Sommer 2012 belästigte in Fahrgast in einem "49er" eine Frau. "Ich wollte deeskalierend einwirken, da wurde mir mit voller Wucht mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen", sagte Datschetzky. Sein Angreifer: Ein Mann "um die 40".

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