Welche Wiener Politiker bereits den Hut nahmen
Interne Streitigkeiten und inhaltliche Differenzen führten in Wien schon des öfteren dazu, dass Politiker ihrer Partei den Rücken kehrten.
Prominentes Beispiel ist Ursula Stenzel, die nicht nur einen, sondern sogar zwei Parteiaustritte hingelegt hat. Der erste erfolgte 2015. Als Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt kehrte sie der ÖVP den Rücken und wechselte zur FPÖ.
Die Schwarzen hatten sich zuvor für den heutigen Bezirksvorsteher Markus Figl als Spitzenkandidaten entschieden – und Stenzel damit abgewählt. Der damalige ÖVP-Landesparteichef Manfred Juracka war damals „schockiert“ und „menschlich enttäuscht“.
Weniger emotional ging es im Jahr 2020 zu, als sie den Blauen den Rücken kehrte, um Bloggerin und Autorin zu werden. FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp betonte, dass es kein Zerwürfnis gebe.
Unharmonisch lief im gleichen Jahr der Abgang von Margaretens roter Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiery ab. Ihre Begründung: Die Bezirks-Roten seien „rückwärtsgewandt“, Konflikte würden zum Teil „unter der Gürtellinie“ ausgetragen.
Christoph Chorherr erklärte im Jahr 2019 nicht ganz freiwillig, dass er kein Mitglied der Grünen mehr sei. Er komme vielmehr dem Wunsch einiger Parteikollegen nach, sagte der ehemalige Planungssprecher der Wiener Grünen.
Zuvor war bekannt geworden, dass er von Immobilienunternehmern Spendengelder für Entwicklungsprojekte in Südafrika angenommen haben soll. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft prüft dazu derzeit eine Anklage.
Bezirks-Urgesteine warfen Handtuch
Harte Worte fand das Liesinger Bezirks-Urgestein Ernst Paleta bei seinem ÖVP-Austritt im April des Jahres 2016. Die Partei „biedere sich zu sehr an die FPÖ an“ und auch der „Umgang mit Frauen ist nicht mehr zeitgemäß“, sagte er nach 45 Jahren Parteimitgliedschaft.
Die Bezirks-ÖVP distanzierte sich prompt via Aussendung. Paleta ist bis heute mit seiner Liste „Pro23“ im Bezirk aktiv.
Ein anderer Bezirkspolitiker verabschiedete sich nach 35 Jahren in Hernals von den Blauen. „Ich will den Zirkus nicht mehr mitmachen“, sagte Otto Jägersberger im Jahr 2019. Er habe sich unerwünscht und ins Abseits gestellt gefühlt. Ganz falsch dürfte er mit seiner Einschätzung nicht gelegen haben: Die Parteikollegen erklärten, dass sich die Trauer in Grenzen halte. APR
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