Packerln „bis zur letzten Sekunde“ – auch am 24.

Packerln „bis zur letzten Sekunde“ – auch am 24.
Am Dienstag stellte die Post 429.026 Pakete zu. Der KURIER war mit auf Zustell-Tour.

Bringen Sie mir Weihnachtsgeschenke?“ Über das Gesicht von Post-Paketzusteller Gerhard Pani huscht ein Lächeln. „Ja, ich glaub’, da sind welche dabei.“ Elisabeth Theuer, Empfangssekretärin einer großen Technikfirma in Wien-Penzing freut sich über die pünktliche Lieferung: „Ich habe heuer gemischt. Internet-Bestellungen und individuelles Shoppen wechseln sich ab.“

Einige Straßenzüge weiter im Gemeindebau läutet Pani bei Hausbesorgerin Monika Wawra. „Guten Morgen, auf dich warte ich eh schon“, begrüßt Wawra den Postler. Ihr Blick fällt sofort auf die Pakete. Natürlich bestellt via Internet. Und was ist drinnen? „Eine Grillpfanne und Gewand“, erzählt die nette Hausbesorgerin und greift nach den Kartons.

In Zeiten des Internet-Shoppings kommen die Zusteller – speziell vor Weihnachten – ordentlich ins Schwitzen. Der KURIER war am stärksten Tag 2013, am vergangenen Dienstag mit 429.026 Paketen, auf Zustell-Tour.

Post-Sprecher Stefan Fuchs erklärt das unglaubliche Auftragsvolumen: „Wir stellen in der Vorweihnachtszeit bundesweit 400.000 Packerln pro Tag zu. Tendenz stark steigend. Im Jahr überschreiten wir die 65-Millionen-Stück-Marke.“ Ein Allzeithoch – basierend auf dem anhaltenden Bestellboom im Internet. Von 2012 auf 2013 registrierte die Post ein Paket-Zustell-Plus von zehn Prozent. „Trotzdem verzeichnen wir eine Erstzustellrate von 90 Prozent“, betont Unternehmenssprecher Fuchs. Das freut zwar die Kunden, setzt die knapp 600 Post-Zusteller in Österreich aber enorm unter Weihnachtsstress. Natürlich gilt Gleiches für die Kollegen der Konkurrenz von den privaten Zustellunternehmen.

Nervenschlacht

Seit 1988 bringt Zusteller Pani den Kunden ihre Pakete. Und auch er, der 54-jährige Waldviertler, musste mit der Zeit gehen: „Die Leute haben weniger Zeit, sind daher seltener zu Hause.“ Trotzdem steigen die Vorgaben des Arbeitgebers. Zurzeit müssen Zusteller – vom Zustellbezirk abhängig – etwa 115 Pakete mit rund 90 Abgabestellen pro Tag abarbeiten. Das wird vor allem im dichten Stadtverkehr zur Vorweihnachtszeit zur Nervenschlacht. Ständige Parkplatzsuche mit dem Kleintransporter, Staus, aggressive Verkehrsteilnehmer, gestresste Paket-Empfänger und Überstunden in Hülle und Fülle (die bei der Post auch bezahlt werden).

Ruhe bewahren

„Da brauchst du starke Nerven und sehr viel Routine.“ Verliert ein alter Hase auch einmal die Nerven? Pani lächelt und antwortet kryptisch: „Hinter so mancher Wohnungstüre gibt es schon auch schwierige Kunden. Unser Motto aber lautet, Ruhe bewahren.“ Inklusive Überstunden verdient ein altgedienter Paketzusteller bei der Post zwischen 1400 und 1600 Euro netto, so die Auskunft des Post-Managements.

Und wie verbringt Herr Pani den 24. Dezember? „Ich habe keine Familie. Daher mach ich auch den Dienst am Heiligen Abend. Ich stelle bis zur letzten Sekunde die Pakete zu.“

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