Weckruf für die Sonntagsöffnung

Am ersten Einkaufssamstag in der Adventzeit sollen in Wien mehr als 800.000 unterwegs sein. Ruf nach Sonntagsöffnung wird auch lauter.
Wunsch nach Liberalisierung ist jetzt besonders intensiv, 70 Prozent der Unternehmer dafür.

Alle Jahre wieder kommt das Gedränge an den Advent-Samstagen. Diese Tage nutzen die meisten Menschen, um Geschenke für ihre Liebsten zu besorgen. An starken Einkaufssamstagen sind mehr als 800.000 Menschen auf den Wiener Einkaufsstraßen, Adventmärkten oder in den Einkaufszentren unterwegs.

Zusätzlich zu den Wienern und Einpendlern aus dem Umland sind die Adventmärkte ein großer Anziehungspunkt für Touristen. Die Rufe der Wiener Wirtschaft nach einer Sonntagsöffnung in sogenannten Tourismuszonen in der Innenstadt werden daher derzeit besonders laut. Denn auch am Sonntag tummeln sich die Menschen in der Innenstadt, die Geschäfte müssen aber geschlossen bleiben.

Plädoyer

"Genau die Adventsonntage sind für mich die Visitenkarte der Tourismuszonen. So viele, vor allem kaufwillige Gäste sind selten in Wien", sagt Alexander Biach, Direktor des Wiener Wirtschaftsbundes. "Es ist mir schleierhaft, warum wir an diesen Tagen keine Sonntagsöffnung erlauben wollen."

Biach stößt damit bei vielen Unternehmern auf Zustimmung. "Auch wir würden am Sonntag gerne die Chance des starken Adventgeschäfts nutzen. Doch dies bleibt nur den Adventmärkten vorbehalten", sagt etwa Christine Schüller, Inhaberin von der Boutique "Harry & Sons" Am Hof. Neben ihrer Boutique haben die Adventmärkte auf der Freyung und Am Hof durchgehend offen. "Die bringen eine starke Frequenz und wir hätten sicher einiges davon, jedoch darf ich das an Sonntagen nicht nutzen", sagt Schüller. Sie würde gar nicht jeden Sonntag aufsperren. "Es gibt Sonntage an denen es aus kaufmännischer Sicht keinen Sinn macht, aber gerade im Advent drücken sich zahlreiche Touristen sprichwörtlich die Nase an meinem Schaufenster platt", erzählt Schüller. "Wieso darf ich nicht selbst entscheiden, wann ich aufsperre?"

Bis 5. Dezember läuft daher in der Wirtschaftskammer eine Urbefragung zu diesem Thema. Mehr als 11.000 Unternehmer haben bereits abgestimmt – die Tendenz scheint eindeutig. "Ich gehe mit Erwartungen von 70 Prozent für die Sonntagsöffnung in die Schlussphase der Urbefragung", sagt Biach nach der Auswertung einer internen Umfrage unter Mitgliedern.

Laut Biach würden alle von der Sonntagsöffnung profitieren: "Die Unternehmer, die Arbeitnehmer mit einem 100-Prozent-Zuschlag beim Gehalt, Wien mit zusätzlichen Einnahmen und die Touristen, die sich frei aussuchen können, wann sie an- und abreisen."

Die Gewerkschaft allerdings steht auf der Bremse und spricht sich gegen die Sonntagsöffnung aus. Bürgermeister Michael Häupl hat bereits klargemacht, dass er einer Änderung nur dann zustimmt, wenn sich die Sozialpartner einigen.

8. Dezember

Daher steht Mariä Empfängnis heuer in Wien unter besonderer Aufmerksamkeit. Obwohl ein Feiertag, dürfen die Händler dennoch offenhalten. "Wir werden genau beobachten, wie sich die Innenstadtkaufleute verhalten", sagt Erwin Pellet, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer. Das werde wohl auch die Gewerkschaft tun. In den vergangenen Jahren dürften drei von vier Geschäften geöffnet haben, schätzt Pellet. "Vor allem für Boutiquen‚ Juweliere und Geschenkshops ist der 8. Dezember ein Geschäft."

Ähnlich ist die Lage in vielen Bundesländern (siehe Bericht unten). In Kärnten, Tirol und Oberösterreich erwartet der Handel einen Ansturm aus den Grenzländern Bayern, Tschechien, Slowenien und Italien. Ein Ausreißer ist Salzburg: Johann Peter Höflmaier von der Sparte Handel der Wirtschaftskammer schätzt, dass nur mehr ein Zehntel aller Geschäfte am 8. Dezember geöffnet hat, Tendenz sinkend. Grund: "Die Zuschläge für das Personal sind zu hoch." Es rentiere sich daher nur mehr in Stadtzentren.

Die Diskussion um die Sonntagsöffnung in Wien verfolgt Anton Cech, Center-Manager von Österreichs größtem Einkaufszentrum, der Shopping City Süd in Vösendorf, NÖ, derzeit genau. Sollte es nämlich zu einer Sonntagsöffnung in Wien kommen, in welcher Form auch immer, dann müssten dieselben Rahmenbedingungen auch für Niederösterreich und die SCS gelten, fordert Cech. "Das Einzige was wir uns wünschen ist, gleich behandelt zu werden."

Generell sei aber bei den Händlern in der SCS der Wunsch nach einer Sonntagsöffnung derzeit kein großes Thema, sagt der Center-Manager. Wenngleich auch er befindet, dass eine Öffnung an vier bis sechs Sonntagen zu hochfrequenten Zeiten wie vor Weihnachten durchaus Sinn mache. Ganzjährig würde es sich laut Cech aber aufgrund hoher Lohnkosten nicht rentieren.

Ins selbe Horn stößt Karl Ungersbäck, Geschäftsführer der Sparte Handel in der nö. Wirtschaftskammer: "Die Betriebe sagen durchwegs, dass die Sonntagsöffnung keinen zusätzlichen Umsatz bringt, sondern nur höhere Kosten." Ungersbäck kann sich aber vorstellen, dass das an Standorten näher zu Wien anders aufgefasst wird. Doch auch in Klosterneuburg hält sich die Begeisterung für die Sonntagsöffnung in Grenzen: "Der Bedarf ist nicht gegeben. Die Leute wollen am Sonntag ihre Ruh’", sagt Walter Platteter, Obmann der Klosterneuburger Wirtschaftskammer. Der goldene Sonntag, ein Einkaufstag, der am letzten Sonntag vor Weihnachten abgehalten wird, werde etwa kaum angenommen, sagt Platteter. Auch in Mödling mit vielen Geschäften, die noch vom Eigentümer geführt werden, steht man der Sonntagsöffnung eher ablehnend gegenüber, sagt Unternehmer Christoph Kny, Obmann des Stadtmarketing Mödling. Sollte sie kommen, dann bedeute das, dass aufgrund der Konkurrenz zur SCS die Unternehmerfamilie selbst sieben Tage im Geschäft stehen müsse.

Alle Jahre wieder kommt in der Bundeshauptstadt das Gedränge an den Advent-Samstagen. Aber auch an den Sonntagen tummeln sich Tausende auf den Adventmärkten, während die Geschäfte geschlossen bleiben. Die Rufe der Wiener Wirtschaft nach einer Sonntagsöffnung in sogenannten Tourismuszonen in der Innenstadt werden derzeit besonders laut. "Genau die Adventsonntage sind für mich die Visitenkarte der Tourismuszonen. So viele, vor allem kaufwillige Gäste, sind selten in Wien", sagt Alexander Biach, Direktor des Wiener Wirtschaftsbundes. "Es ist mir schleierhaft, warum wir an diesen Tagen keine Sonntagsöffnung erlauben wollen."

Bis 5. Dezember läuft daher in der Wirtschaftskammer Wien eine Urbefragung zu diesem Thema. Mehr als 11.000 Unternehmer haben bereits abgestimmt – die Tendenz scheint eindeutig. "Ich gehe mit Erwartungen von 70 Prozent für die Sonntagsöffnung in die Schlussphase der Urbefragung", sagt Biach nach der Auswertung einer internen Umfrage.

Die Gewerkschaft allerdings steht auf der Bremse und spricht sich gegen die Sonntagsöffnung aus. Bürgermeister Michael Häupl hat bereits klargemacht, dass er einer Änderung nur dann zustimmt, wenn sich die Sozialpartner einigen.

Tourismusregel reicht

In den westlichen Bundesländer scheint das hingegen kein Thema zu sein. Eine überwiegende Mehrheit der Geschäftstreibenden tritt für die Sonntagsruhe ein, bestätigen die jeweiligen Handelssparten-Obmänner.

In der Steiermark gibt es einen Beschluss der Wirtschaftskammer, dass man mit den derzeit gültigen Öffnungszeiten auskommt. Tirols Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Bodenseer ist mit der Regelung zufrieden, wonach in Tourismusorten während der Saison auch an Sonntagen geöffnet werden kann. Gleiches gilt in den Tourismushochburgen in Kärnten und Salzburg.

Das Sortiment jener Geschäfte, die unter die Tourismusregelung fallen, ist allerdings begrenzt: Verkauft werden dürfen nur Reisebedarf, Proviant und Souvenirs. "Eine weitere Ausweitung ist nicht notwendig und auch abzulehnen", betont Bodenseer.

Kommentare