Gefunden wurde es im Jahr 1857 auf dem namensgebenden Gräberfeld in Hallstatt (s. Infobox unten). Mithilfe einer Mikro-Computertomografie konnten die Experten nun erstmals in das Innere des Schwertes blicken, ohne es zu zerstören. Und sie fanden heraus: Es ist deutlich kürzer als angenommen. Bisher waren drei Teile des Schwertes ausgestellt – nun zeigte sich, dass der Mittelteil der Klinge gar nicht zu diesem Objekt gehört. Er war früher mangels besserer Untersuchungsmethoden für einen Teil der Waffe gehalten worden.
„Außerdem haben wir entdeckt, dass unter dem Bernstein Metallfolien angebracht waren, die das Licht reflektierten“, beschreibt Tiefengraber. „Somit muss das Schwert damals aus heutiger Sicht fast kitschig schön gewesen sein.“ Nun gelte es, herauszufinden, woher Elfenbein und Bernstein stammen, und aus welchem Material die Metallplättchen bestehen.
Was uns das erzählen könnte?
Die Herkunft des Materials könnte etwas über damalige Handelsrouten aussagen: „Wir wissen zum Beispiel nicht, wie der überregionale Salzhandel zu jener Zeit funktionierte. Gab es Exporteure oder Karawanen, die umhergezogen sind? Musste man Zölle entrichten?“, erzählt Tiefengraber.
Techniken wie die filigrane Gestaltung des Elfenbein-Knaufs waren damals zum Beispiel im Mittelmeerraum in Italien verbreitet. Aber ob es dort gefertigt wurde oder ob das Material etwa nach Österreich transportiert und der Knauf hier hergestellt wurde, lässt sich noch nicht sagen.
Was der Fundort verrät
Einiges weiß man aber auch schon über das Schwert, und das meiste davon verrät uns sein Fundort: Das Objekt war Teil einer Grabbeigabe, nebst eines weiteren (etwas einfacheren) Schwertes, Gewandnadeln, einem Bronzegefäß für Bier oder Wein und vieler Fleischspieße. „Das heißt, es war ein Grab eines Mannes, eventuell auch zweier Männer – wegen der zwei Schwerter“, erklärt Tiefengraber. Die beiden gehörten offenbar der Elite an und konnten dank der Spieße und des Trinkgefäßes auch im Jenseits gute Gastgeber sein.
Möglicherweise waren die Männer Krieger – wobei unklar ist, ob mit dem schönen Schwert gekämpft wurde: „Es wäre ja ewig schade drum gewesen“, sagt Tiefengraber. Jedenfalls aber waren die Männer wohlhabend: „Nur wer viel besaß, konnte sich solche Grabbeigaben leisten.“
Mit Fingerspitzengefühl, Geduld, Erfahrung und der neuesten Technik versuchen die Experten nun, weitere Geheimnisse des Objekts zu lüften. Dabei wird übrigens auch untersucht, welche Veränderungen bei Restaurierungen im 19. und im 20. Jahrhundert vorgenommen wurden.
„Jeder unserer Schritte muss wohlüberlegt sein, denn alles, was wir an dem Objekt verändern oder beschädigen, ist für die Ewigkeit“, erklärt Konservator Daniel Oberndorfer. Und: „Jeder Eingriff muss genau dokumentiert werden. Damit man in 100 Jahren, wenn es wieder neue Möglichkeiten gibt, weiß, warum wir was gemacht haben.“
Noch vor dem Sommer soll das Schwert dann wieder zurück in die Ausstellung kommen – damit alle Museumsbesucher den kunstvollen Knauf bewundern können.
Kommentare