Warum Anrainer am Spittelberg gegen den Christkindlmarkt protestieren

Warum Anrainer am Spittelberg gegen den Christkindlmarkt protestieren
Der Weihnachtsmarkt in Salzburg ist abgesagt, gegen den berühmten am Wiener Spittelberg machen nun Anrainer mobil

Den Weihnachtsmarkt am Spittelberg kennt man auch außerhalb Wiens. Mit dem Kunsthandwerk und den Lichterketten und dem Bio-Punsch in den pittoresken Gässchen mit den Biedermeierhäusern des 7. Bezirks.

Doch ganz so glänzend ist die Stimmung dort aktuell nicht. Zumindest nicht bei einigen Anrainerinnen und Anrainern. Ab 13. November (und bis 23. Dezember) findet der Weihnachtsmarkt am Spittelberg statt – sofern etwaige Corona-Maßnahmen das nicht noch verhindern.

Der Weihnachtsmarkt am Spittelberg ist einer der beliebtesten in ganz Wien – bei den Wienern und bei den Touristen. Doch schon in den vergangenen Jahren waren jene, die dort leben, überfordert mit dem Zustrom. 1.862 Menschen leben am Spittelberg, in der Weihnachtszeit kommen einige tausend Besucher pro Tag dazu.

Das ist in „normalen“ Jahren für die Anrainer schon anstrengend, erzählen sie. Sie können dann nicht parken und müssen sich täglich durch Menschenmassen drängeln, wenn sie nach Hause kommen oder fortgehen. Von der Geruchs- (Frittierfett, Waffeln, Bratwurst) und Lärmbelästigung (Zuprosten, Lachen) ganz zu schweigen.

Warum Anrainer am Spittelberg gegen den Christkindlmarkt protestieren

Der Spittelberg. Romantisch, aber viel los

Heuer ist das noch einmal etwas anderes. Wenn sich die Anrainerinnen und Anrainer heuer den Weg durch die „Menschenmassen“ – wie sie sagen – bahnen, dann sei das gefährlich. „Man setzt uns einem erhöhten Infektionsrisiko aus, weil ein privater Verein mit einem Weihnachtsmarkt Geld verdienen möchte“, sagt eine Anrainerin zum KURIER, die anonym bleiben möchte.

Sie fühle sich in ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt.

„Persönliche Freiheit“

Denn wenn sie zu ihrer Wohnung gelangen möchte, sei das nicht möglich, ohne andere Menschen zu berühren. Sie könne es sich also nicht aussuchen, ob sie – aus Angst, sich mit Corona anzustecken – auf den Besuch eines Christkindlmarktes verzichtet. Oder das Risiko freiwillig eingeht.

Während die Stadt Salzburg für den berühmten Christkindlmarkt auf dem Dom- und Residenzplatz keine Genehmigung erteilt hat, setzt man in Wien auf ein Covid-Präventionskonzept, das die Umweltmediziner Hans-Peter Hutter und Hanns Moshammer von der MedUni im Auftrag der Wirtschaftskammer ausgearbeitet haben.

Für jeden Wiener Weihnachtsmarkt gibt es ein solches Konzept, auch für den Spittelberg. Statt 146 gibt es heuer 128 Stände. An Eng-stellen dürfen keine Stände stehen, es herrscht Maskenpflicht für Besucher und Personal. Das Marktamt hat den Weihnachtsmarkt genehmigt.

Veranstalter Pius Strobl versteht die Aufregung nicht: Wenn überhaupt, seien am Spittelberg nur von 17.30 bis 19 Uhr und am 8. Dezember „Menschenmassen“ unterwegs. Es sei Platz genug, niemand müsse jemand anderen unfreiwillig berühren.

Allerdings: Mit der Situation am Spittelberg ist auch Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) „nicht glücklich“, wie er zum KURIER sagt. „Wenn der Markt genehmigt wird, muss ich das zur Kenntnis nehmen.“ Für übernächste Woche plant Reiter nun ein Bürgergespräch – an dem Marktamt und Veranstalter Rede und Antwort stehen sollen.

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