"Kreislauf der Natur"
Allerdings nicht für Erd-, sondern ausschließlich für Naturbestattungen. Nunmehr ist es möglich, sich in einer biologisch abbaubaren Zellstoff-Urne im Schatten eines Baumes oder auf einer Lichtung beisetzen zu lassen – und so „zurück in den Kreislauf der Natur einzutreten“, wie es Pater Roman Krekora von der örtlichen Kirche St. Josef ausdrückt.
Statt für einen Grabstein entscheide man sich für einen „lebenden Baum, für Vogelgezwitscher im Geäst und für herabfallendes Laub“. Und irgendwann, wenn nur noch ein bisschen Kalk vom Verstorbenen übrig sei, werde er zu Nährstoff für die Bäume.
Eichen sind teurer
Noch sind auf dem Waldfriedhof unter dem herbstlich verfärbten Blätterdach nur eine Handvoll Gräber und das vom Zahn der Zeit in Mitleidenschaft gezogene Mausoleum der Familie Finsterle zu sehen. Und daran ändert sich auch nicht viel. Zwar stellt der Orden der Resurrektionisten (der Name steht für die Auferstehung Jesu Christi; Anm.), dem der 1783 eingeweihte Friedhof gehört, 700 Urnen-Plätze bereit. Doch Gedenktafeln oder Namensschilder wird man hier vergeblich suchen. Der Waldfriedhof soll als Natur-Ort weiterleben.
Je nach Lage der letzten Ruhestätte und Schönheit des ausgewählten Baums kostet die Bestattung hier 1800 bis 4500 Euro. Eine mächtige Eiche ist teurer als ein kleiner Ahorn. Langfristig betrachtet, habe die Option aber finanzielle Vorteile, meint Peter Schauer von der Feuerbestattung Danubia: „Schließlich übernimmt die Natur die Grabpflege.“
Wer nach seinem Ableben noch Gutes tun will, kann sich übrigens unter dem „Zukunft für Kinder“-Baum beisetzen lassen. 50 Prozent der Einnahmen aus den hier gelegenen Urnengräbern fließen in die Errichtung eines Mädchenheims in Kalkutta, in dem ehemalige Straßenkinder Obdach und eine Schulausbildung erhalten.
Interessenten können sich an die Kirche St. Josef oder an ein beliebiges Wiener Bestattungsunternehmen wenden.
„Naturbestattungen werden zwar mehr, bleiben aber eine Randgruppe“, erklärt zu dem Thema der Bundesinnungssprecher der Bestatter, Rainer Wernhart. Hauptmotive seien „der Wunsch nach Individualität, die reizvolle Vorstellung von der Rückkehr in die Natur sowie die entfallende Grabpflege“. Das Verstreuen der Asche ist in Österreich außerhalb der wenigen Streuwiesen auf Friedhöfen übrigens verboten.
Die Reichen und Schönen
Eines der bis dato letzten Begräbnisse auf dem Kahlenberger Waldfriedhof war 1992 das des katholischen Geistlichen Leopold Ungar. Der 1912 in Wiener Neustadt geborene langjährige Leiter der Caritas, nach dem auch der Platz vor der KURIER-Redaktion in Heiligenstadt benannt ist, organisierte 1956 die Hilfe für die Flüchtlinge des ungarischen Volksaufstandes. Ungar starb am 30. April 1992 an Krebs.
Karoline Traunwieser wurde am 8. Dezember 1794 in Wien geboren. Die Sängerin bestach, so schildern es Zeitzeugen, durch ihre Schönheit. Die männlichen Teilnehmer des Wiener Kongresses sollen ihr zu Füßen gelegen sein. Am 8. März 1815 starb sie mit 21 Jahren in Folge von Lungentuberkulose.
Zu den Verehrern der jungen Dame gehörte auch der 1735 in Brüssel geborene Offizier und Schriftsteller Charles Joseph de Ligne – „der rosarote Prinz“. Ihm wird im Zusammenhang mit dem Wiener Kongress das Bonmot „Der Kongress tanzt, aber er schreitet nicht voran“ zugeschrieben. Er starb am 13. Dezember 1814.
Die bis dato letzte Beisetzung am Kahlenberger Waldfriedhof war 2015 die des Pianisten Jaroslaw Madroszkiewicz.
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