Wachsame Augen auf den Bahnhöfen

Straßenmusiker und Alkoholisierte: Teil des Klientels der Sicherheitsgruppe.
Bald 500 Securitys im Einsatz, die Videoüberwachung soll ausgebaut werden.

Lautes Gelächter hallt über die Bahnsteige und Ankunftshallen am Wiener Westbahnhof. Es ist 23 Uhr, junge Männer stehen grüppchenweise mit Bierdosen in der Hand zusammen und unterhalten sich lautstark. Eine Szene, wie sie sich allabendlich auf dem Bahnhof abspielt. Von den Männern – die dem Aussehen und der Sprache nach großteils arabischer Herkunft sind – geht keine Aggression aus. Bei Frauen kann die Szenerie aber schnell ein mulmiges Gefühl erzeugen – vor allem, weil man sich schnell an die Vorkommnisse in der Silvesternacht in mehreren deutschen und österreichischen Städten erinnert fühlen kann.

Dass immer wieder Polizisten auf dem Gelände ihre Runden ziehen, vermittelt zwar ein Gefühl der Sicherheit. Durch die Größe des Bahnhofsgeländes können die Beamten aber nicht überall gleichzeitig sein. Unterstützung bekommen sie von den "Mungos" – so heißen die Sicherheitsleute der ÖBB. Siegfried Schuster ist einer von ihnen. 29 Jahre lang war er Zugbegleiter, seit zwei Jahren ist er Einsatzkoordinator der Sicherheitsmitarbeiter.

Reden, reden, reden

Diesmal ist er am Wiener Hauptbahnhof im Einsatz. "Rund um die Uhr sind sechs Securitys vor Ort", erklärt er. Die Aufgaben der Sicherheitsleute sind vielseitig. In erster Linie sind sie Ansprechpartner für Bahnfahrer – etwa auf der Suche nach dem richtigen Bahnsteig.

Doch genauso sind sie gefordert, wenn es heikel wird. Wenn etwa gedealt wird, wenn es gewaltsame Übergriffe gibt oder Taschendiebstähle.

Bewaffnet sind die Mungos nicht. Ihre Waffe: "Reden, reden, reden", sagt Schuster. Bei Gewalttätigkeiten sind sie selbst auf die Unterstützung der Polizei angewiesen. Entsprechende Situationen hat Schuster selbst schon erlebt. "Als wir den Westbahnhof abends zusperren wollten, sind Männer mit Messern aufeinander losgegangen. Das ist dann schon ein mulmiges Gefühl."

Doch die Hauptaufgabe der Mungos ist es, solche Situationen schon im Keim zu ersticken. "Da ist Fingerspitzengefühl gefragt", erklärt der Sicherheitsmann. Immer mit dem Wissen: "Die Bereitschaft zur Gewalt ist gestiegen. Und auch die Respektlosigkeit." Entsprechende Schulungen für die Mitarbeiter, auch in Kooperation mit der Polizei, sind Pflicht. Die zahlen sich auch dann aus, wenn aufgeheizte Menschenmassen auf die Bahnhöfe kommen – bei Fußballspielen oder Konzertveranstaltungen.

Lästig sein

Zum Stamm-Klientel der Mungos gehören Obdachlose, Straßenmusiker, Alkoholisierte und Bettler. Speziell die Sitzbänke im Warmen sind in der kalten Jahreszeit heiß begehrt. "Wir fordern die Leute dann auf, den Bahnhof zu verlassen." Doch meist tun sie das schon von selbst, wenn sie die Sicherheitsleute in ihren Neon-orangen Jacken sehen. "Irgendwann werden wir denen nämlich zu lästig." Aktuell sind 385 Mungos in ganz Österreich im Einsatz.

Bis zum Jahresende sollen es 500 sein. Die erhöhte Präsenz hat sich laut ÖBB bereits positiv ausgewirkt. "Die Diebstähle an Reisenden ist im Vorjahr um mehr als drei Prozent zurückgegangen", sagt eine ÖBB-Sprecherin. Außerdem würde man auch bei baulichen Maßnahmen auf die Sicherheit Wert legen. Konkret heißt das: Bei Neubauten werden dunkle, uneinsehbare Gänge vermieden. Im Fahrgastbereich, also in Wartenräumen oder bei Aufzügen, wird mit Glas gebaut. Und: Die Videoüberwachung auf den Bahnhöfen wird ausgebaut.

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