"Vorwürfe sind politisch motiviert"

"Vorwürfe sind politisch motiviert"
Nach Tier-Drama im überhitzten Auto spricht nun die Hundebesitzerin Helga Widder.

Zwei Hunde, die im überhitzten Auto verendeten – und deren Besitzerin eine ehemalige Grün-Politikerin sowie Geschäftsführerin des Vereins "Tiere als Therapie" (TAT) ist: Diese Kombination veranlasste die FPÖ zu einer parlamentarischen Anfrage – unter anderem mit der Frage, ob es bei diesem Verein Hinweise auf Tierquälerei gibt. Im Exklusiv-Interview mit dem KURIER tritt Hundebesitzerin Helga Widder nun den Anschuldigungen entgegen.

KURIER: Sie haben bereits klargestellt, dass Sie bei dem tragischen Vorfall nicht vor Ort waren, das bestätigt auch die Polizei. Was ist passiert?

Helga Widder: Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände: Ich wollte die beiden Hunde Becsi und Gimely ursprünglich mit in die Arbeit nehmen, aber dort hätten sie nur im Büro herumliegen können. Daher dachte ich, sie seien besser bei meiner Familie aufgehoben, die den sonnigen Tag in unserer Gartenhütte in Wien-Liesing verbringen wollte.

Dort kam es zu dem tragischen Vorfall?

Ja. Mein Mann, unsere zwei Töchter, deren Ehemänner, sowie unsere vier Enkel waren dort, es war ein ziemlicher Wirbel. Mein Mann parkte etwas entfernt, er hat Sachen zwischen dem Auto und der Gartenhütte hin- und hergetragen. Er dachte, die Hunde seien längst in der Hütte und würden dort auf ihrem Platz liegen.

Ihren Töchtern und Enkeln ist auch nicht aufgefallen, dass die Tiere nicht in der Hütte waren?

Nein, denn sie haben wiederum angenommen, mein Mann habe die Hunde bei uns zu Hause gelassen. Dann ging sogar noch eine Bekannte mit ihren Hunden bei unserem Auto vorbei: Normalerweise hätten unsere Hunde da zur Begrüßung gebellt – aber just an diesem Tag nicht. Niemandem fiel auf, dass die Hunde versehentlich im Auto eingesperrt worden waren. Es ist eine Tragödie.

Wie haben Sie davon erfahren?

Meine Tochter schickte mir eine SMS. Ich bin sofort zu meiner Familie gefahren. Dort sah ich einen Rettungswagen – das war der nächste Schock. Rettungskräfte haben meinen Mann versorgt, der einen Schock erlitten hatte. Er ist extrem fürsorglich, es trifft ihn daher sehr. Aber wir alle machen uns Vorwürfe, wir alle fühlen uns schuldig. Das Bellen in unserem Haus fehlt, es ist so elend.

Wie gut kennen Sie sich mit Hunden aus?

Ich bin eine sehr erfahrene Hundehalterin, unter anderem bin ich Hundetrainerin und Trainerin für Therapiehunde. Vor mehr als 30 Jahren hatte ich meinen ersten Puli (ungarische Hunderasse, Anm.), er war ein Über-Drüber-Hund. Er war auch mein erster Therapiehund. Damals kam die tiergestützte Therapie auf; ich habe den Verein TAT mitbegründet. Seitdem hatte ich immer Pulis, ich habe sie zeitweise sogar selbst gezüchtet. Außerdem bin ich Geschäftsführerin des TAT und arbeite täglich mit Hunden.

Dennoch musste die Polizei wegen der beiden im Auto gestorbenen Hunde Anzeige wegen Tierquälerei erstatten.

Ich verstehe, dass das in diesem Fall das Standard-Prozedere ist. Ich hoffe sehr, dass das Gericht erkennen wird, dass das nicht der Fall war. Unsere Hunde waren Familienmitglieder. Seit sie tot sind, kann ich kaum essen, und ich habe Probleme mit dem Blutdruck.

Das heißt, auch beim Verein gab und gibt es keine Fälle von Tierquälerei?

Selbstverständlich nicht, diese Vorwürfe sind absurd. Wir arbeiten mit den Tieren im Team. Da wird niemals geschrien oder an der Leine gerissen. Bei uns ist es sogar verpönt, zu sagen, ein Hund erhält einen "Befehl" – nein, er bekommt eine "Anweisung". Wir lieben die Tiere, sie werden motiviert und belohnt. Über die Artgrenzen hinweg herrscht blindes Vertrauen.

"Vorwürfe sind politisch motiviert"
Tote Hunde von Dr. Widder
Waren die beiden verstorbenen Hunde auch Therapiehunde?

Ja, die Pulis Becsi und Gimely waren Therapiehunde. Sie waren Mutter und Tochter, zwölf und sieben Jahre alt. Im Laufe ihres Hundelebens haben sie vielen Menschen geholfen: im Altersheim, im Kindergarten, auf der Wachkoma-Station oder auf der Kinderpsychiatrie. Es ist traumhaft zu sehen, wie diese Therapie zum Beispiel bei Kindern wirkt: Die eine Hündin war sehr verschmust, sie hat sich stundenlang von den Kindern streicheln lassen. Die andere war verspielt, hat Bälle gefangen und ist mit den Kindern herumgetollt.

Wie ging es Ihnen, als Sie von der parlamentarischen Anfrage der FPÖ erfuhren?

Ich war fassungslos, wie man ohne Recherche so schwerwiegende Anschuldigungen erheben kann. Ist es ihnen egal, wie es uns dabei geht? Wo bleibt die soziale Kompetenz? Ich fürchte, dieser tragische Vorfall wird beinhart für politische Zwecke missbraucht. Ich war 30 Jahre lang für die Grünen in der Bezirkspolitik aktiv, erst im Vorjahr habe ich aufgehört. Wäre ich nicht bei den Grünen gewesen, wären ihnen meine Hunde egal. Auch der Verein wäre ihnen egal – der wurde einfach mit angepatzt. Das ist verantwortungslos, denn dort leisten so viele Menschen so wichtige Arbeit. Nein, das war politisch motiviert, der Aufhänger der FPÖ war meine Arbeit für die Grünen.

Darum wollten Sie jetzt in die Offensive gehen?

Genau. Ich habe nichts zu verheimlichen. Ich habe auch den Kolleginnen und Kollegen im Verein sofort mitgeteilt, was geschehen ist. Meinen Schmerz und meine tollen Hunde stelle ich ganz sicher nicht zur Verfügung, um für die FPÖ Wahlwerbung zu machen. Es gibt niemanden, der nie einen Fehler macht. Hoffentlich können andere aus unserem Fall etwas lernen: Kontrollieren Sie lieber einmal zu viel, wo Ihre Hunde sind und wie es ihnen geht. Aber eine derartige politische Inszenierung? Das bringt doch keinem etwas, das ist nur verletzend. Ich habe übrigens auch schon rechtliche Schritte eingeleitet.

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