Von der Lachnummer zur Institution

Von der Lachnummer zur Institution
Schmutz-Polizei erarbeitete sich in sieben Jahren ihres Bestehens Respekt und macht Wien sauber.

Wiens Schmutz-Polizei alias WasteWatcher hat keinen leichten Stand. Die Jagd nach Hundebesitzern, die Kothaufen ihrer Lieblinge liegen lassen, Rauchern, die Tschick-Stummel in weitem Bogen über den Gehsteig schnippen, oder Hausbewohnern, die ihren Unrat einfach im Hof ablagern, kostet jede Menge Nerven.

"Wir werden bei unseren Amtshandlungen zwar verstärkt akzeptiert, manchmal aber eskaliert die Situation. Uneinsichtige Schmutzfinken gibt es immer wieder", skizziert WasteWatcherin Daniela K. ihren nicht ungefährlichen Arbeitsalltag (siehe Interview unten).

Von der Lachnummer zur Institution

Bei der Saubermacher-Streife vor der U 4-Endstation Heiligenstadt am Mittwoch wird die zierliche Blondine von Gregor K., einem hünenhaften WasteWatcher, eskortiert. Nicht zu Unrecht: K. kennt kein Pardon: "Ich mache keinerlei Ausnahmen." Nach wenigen Minuten fällt ihr ein "Bananen-Täter" auf. Kaum war das Obst verschlungen, landete die Schale auf dem Boden. Der Ertappte wollte anonym bleiben, wurde aber unerbittlich zur Kasse gebeten: 36 Euro Strafe. "Hier war leugnen unmöglich", zeigte sich die WasteWatcherin zufrieden.

1,5 Millionen Euro

Die 50 Männer und Frauen starke Truppe wurde vor genau sieben Jahren ins Leben gerufen. Anfangs nicht ernst genommen, hat sich die Schmutz-Polizei Respekt erarbeitet. Seit Februar 2008 wurden etwa 1,5 Millionen Euro von uneinsichtigen Bürgern kassiert. Diese Summe setzt sich aus 22.700 Organmandaten zu je 36 Euro sowie 7600 Anzeigen zusammen. Eine Anzeige erfolgt dann, wenn ein Verschmutzer die Erststrafe verweigert, oder wenn ein Autofahrer die Zigarette aus dem Pkw-Fenster wirft. Mindesthöhe einer Anzeige: Satte 75 Euro. Um die Identitäten von Schmutz-Tätern festzustellen, rückt oft die Polizei als Verstärkung an. "Dann wird nicht mehr geschimpft. Verschmutzer sind dann plötzlich ganz zahm", weiß Kerculj.

Während das WasteWatcher-Team den Platz vor dem Bahnhof Heiligenstadt mit scharfen Blicken regelrecht scannt, wirft ein Taxler (er steht auf dem Standplatz) einen Tschick-Stummel aus dem Fenster. "Macht 36 Euro", eröffnet die WasteWatcherin das Gespräch. Ihr Kollege steht neben ihr. Die hitzig geführte Diskussion bekommt schnell einen typischen Wiener Unterton, denn der Berufschauffeur fühlt sich ungerecht behandelt und will partout nicht zahlen. Erst eine ruhige und glasklare Erklärung des weiteren Prozederes schafft Einsicht – 36 Euro für die Stadtkasse wechseln den Besitzer.

An jedem ihrer Arbeitstage stellt WasteWatcherin K. etwa ein Dutzend Schmutzfinken: "Der Kontroll-Druck sorgt für ein besseres Verhalten der Bürger. Aber gäbe es uns plötzlich nicht mehr, wären wir sofort wieder dort, wo wir begonnen haben."

Tag für Tag deponieren Wiens Hundehalter 60.000 Kotsackerln in den Mistkübeln. Ein Erfolg für die WasteWatcher. Noch vor sieben Jahren blieben die grauslichen Hinterlassenschaften auf Gehsteigen, Wiesen oder sogar Spielplätzen einfach liegen. Daniela K. ist seit Jahren dabei und kennt die Rahmenbedingungen.

KURIER: Wie gefährlich kann der Job tatsächlich werden?
Daniela K.:
Ich wurde bereits mehrfach mit körperlicher Gewalt bedroht. Aber es kommt nicht oft vor.

Wie gehen Sie dann vor?
Ich alarmiere umgehend die Polizei. In der Regel herrscht dann Ruhe.

Braucht man für den Job ein bestimmtes Talent?
Ein ausgeprägter Jagdinstinkt ist hilfreich.

Wie erfahren Sie von Gegenden mit besonders intensiver Verschmutzung?
Viele Bürger beschweren sich am Mist-Telefon. Wir fahren dann dorthin und suchen nach den Verursachern.

Akzeptieren die Verschmutzer die 36-Euro-Strafe?
Ich würde sagen, dass 85 Prozent einsichtig sind. Bei den restlichen 15 Prozent kann die Amtshandlung heikel und anstrengend werden.

Gibt es immer wieder stark verschmutzte Grätzln?
Sagen wir es so; wir kennen die Wiederholungstäter und wir wissen auch, wo wir suchen müssen.

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