Volksanwalt prüft Gürtelbrücke

Staukreuzung Spittelauer Lände/Friedensbrücke: Verärgerte Lenker kritisieren Wiener Verkehrspolitik.
Verkehrspolitik im Zentrum der Beschwerden. ÖAMTC fährt die Baustellen ab.

Wiens Autofahrer sind bereits zu Beginn des Baustellensommers genervt. Beim KURIER-Lokalaugenschein am Mittwoch auf der Kreuzung Spittelauer Lände/Friedensbrücke hagelte es Kritik an der Stadtpolitik. Denn die gestartete Gürtelbrücken-Sanierung verwandelt die nördliche Stadteinfahrt auf der Lände zum Mega-Parkplatz.

Volksanwalt prüft Gürtelbrücke
Gürtelbrücke , Stauumfrage Friedensbrücke
"Ich staue mich täglich vom 22. in den 14. Bezirk. Mit der Klimaanlage ist es erträglich. Aber wir stehen mehr, als wir fahren. Und so aufpassen kann man gar nicht, schon ist die nächste Barriere da. Morgen hält uns sicher eine neue Baugrube auf", ärgert sich der Wiener Geschäftsmann Ali Bechtemir.

Das Pensionisten-Ehepaar Margarete und Franz Urban aus Retz, Bezirk Hollabrunn, nahm das Stauchaos auf der nördlichen Stadteinfahrt gelassen: "Wir fahren ein Mal in der Woche nach Wien. Den Stau sind wir schon gewohnt. Aber momentan ist es sehr schwierig. Das Geheimnis ist, sich immer eine neue Route zu suchen. Aber täglich hier zu fahren, wäre eine nervliche Belastung."

Volksanwalt prüft Gürtelbrücke
Gürtelbrücke , Stauumfrage Friedensbrücke
Für Andreas Schöbinger, den Mann im Würstelstand auf der Friedensbrücke, ist der tägliche Verkehrskollaps bereits Routine: "Ich hab das Chaos jeden Tag vor meinen Augen. Eigentlich finde ich es ja amüsant. Nur die ständige Huperei nervt. Ich frage mich, wie weit es die Stadtregierung noch kommen lassen will. Viele meiner Gäste sind schon richtig sauer auf die Herren und Damen." Nachsatz: "Nein, ich hab’ kein Auto. Schauen Sie sich um. Wollen Sie da im Auto sitzen?"

Vielen Arbeitnehmern und Pendlern bleibt aber keine Wahl – auch aus Mangel an Öffi-Alternativen. Diese Misere ruft jetzt Volksanwalt Peter Fichtenbauer erneut auf den Plan. Wie der KURIER berichtete, leitete der Jurist am 18. Juni eine offizielle Untersuchung wegen Missmanagements bei der Baustelle auf der Westeinfahrt (A 1) bei Auhof ein. Damals wussten weder Beamte der zuständigen Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou noch Projektleiter der ausführenden Baufirma Porr, warum die Stadteinfahrt – ohne Vorwarnung – zu Wochenbeginn auf eine Spur reduziert wurde. Der Megastau sorgte für Schlagzeilen.

Brief an den Stadtchef

Mittwoch leitete der Volksanwalt auch ein Verfahren gegen die Planung und Ausführung der Gürtelbrückensanierung ein: "Bei der Volksanwaltschaft haben Dutzende Beschwerdeführer angerufen. Der Unmut ist enorm. Noch diese Woche stellen wir Bürgermeister Michael Häupl ein Schreiben zu. Wir fordern Aufklärung."

Das wollten in den vergangenen Tagen auch Hunderte verärgerte Autofahrer auf der ÖAMTC-Mitglieder-Hotline. Gilles Dittrich von der Verkehrszentrale erklärt: "Den Lenkern fehlt es an Umleitungen. Wir fahren jetzt die Stadt ab, um wenigstens vor neuen Baustellen und Staustellen warnen zu können."

Sie ärgern sich wieder einmal über den nervigen Baustellen-Sommer? Der KURIER bietet seinen Lesern ab Dienstag eine neue Plattform. Die Redaktion braucht dazu ihre geschätzte Mithilfe. Und darum geht es:

- Wo sind Baustellen, auf denen nicht gearbeitet wird?

- Welche Bauprojekte auf Wiens Straßen ärgern Sie besonders, und warum?

- In welcher Region der Stadt ist das Baugruben-Aufkommen besonders hoch?

- Kennen Sie neue, besonders innovative Alternativ-Routen?

- Informieren Sie uns über schlecht beschilderte Umleitungen.

- Wo werden wegen der Arbeiten zu viele Parkplätze eliminiert?

- Wo sind Baulose nicht korrekt gesichert, wo ist die Staub- und Lärmbelastung unerträglich?

Infos und Fotos bitte an: baustelle(at)kurier.at

Die Redaktion wird die Politik mit den Problemen konfrontieren. Wir berichten darüber.

Liebe Leserinnen und Leser, aufgrund technischer Probleme war die angeführte Email-Adresse am Dienstag vorübergehend nicht erreichbar. Der Fehler ist nun behoben. Danke für Ihr Verständnis, die Redaktion

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