"Viraler Infekt" war doch ein Schlaganfall

Patientin Maria Pavliczek mit ihrer Tochter Monika Smelik
Ärzte wollen bei 74-Jähriger keine Symptome eines Schlaganfalls festgestellt haben. Sprecher räumt aber Verzögerung bei der Diagnose ein.

Eigentlich hätte Maria Pavliczek nach ihrem Schlaganfall am Freitag das Spital verlassen sollen. Wegen schlechter Leberwerte hat sie aber vorerst doch noch im Wiener AKH bleiben müssen.

Wie der KURIER berichtete, erheben ihre Töchter schwere Vorwürfe gegen die Rudolfstiftung. Dorthin war ihre 74-jährige Mutter am 29. Dezember ursprünglich eingeliefert worden, nachdem sie in ihrer Wohnung zusammengebrochen war. Sie klagte über schweren Schwindel, der rechte Mundwinkel war verzogen. "Sie hat selbst noch gesagt, dass das möglicherweise ein Schlaganfall ist", erinnert sich Tochter Monika Smelik.

Die Ärzte in der Rudolfstiftung sahen das anders . Sie stellten nach den Blutuntersuchungen die Diagnose "allgemeine Schwäche, viraler Infekt" und schickten die Frau nach einer Infusion noch am selben Tag mit der Rettung nach Hause. Umgehend brachten ihre Töchter sie ins AKH, wo die Ärzte mittels CT einen Infarkt im Kleinhirn feststellten.

Mittlerweile liegt die Stellungnahme des Krankenanstaltenverbunds (KAV) vor, zu dem die Rudolfstiftung gehört: "Symptome, die auf einen Schlaganfall hingewiesen hätten, wurden nicht festgestellt. Bei einem Gehversuch zeigte die Patientin ein unauffälliges Gangbild", sagt ein Sprecher. Gleichzeitig betont er aber: "Dass es zu einer Verzögerung der Diagnostik gekommen ist, bedauert die Rudolfstiftung." Der ärztliche Direktor habe der Patientin und ihren Angehörigen ein Gespräch angeboten.

Eine Antwort, die Monika Smelik nur noch mehr verärgert: "Uns hat noch niemand von der Rudolfstiftung kontaktiert. Es war klar, dass sich das Spital abputzt, aber dieses Statement ist einfach arg. Meine Mutter konnte nicht einmal aufstehen und hier ist von einem unauffälligen Gangbild die Rede."

"Die Symptome, die die Patientin bei der Untersuchung im AKH beschrieb, wiesen auf die später bestätigte Diagnose hin", sagt eine Sprecherin. "Ob dieselbe Symptomatik bereits bei Untersuchung in der Rudolfstiftung so bestand, kann von unserer Seite nicht beantwortet werden."

Hinter vorgehaltener Hand geht man aber auch in AKH-Kreisen davon aus, dass die Kollegen in der Rudolfstiftung "etwas übersehen" hätten.

Patientenanwaltschaft

Der Fall von Frau Pavliczek beschäftigt mittlerweile auch Wien Patientenanwältin Sigrid Pilz: "Ich warte noch auf die Stellungnahme des KAV. Wenn sich darin der Eindruck verfestigt, dass Handlungsbedarf besteht, treten wir an die KAV-Rechtsabteilung heran. Diese beauftragt dann ein medizinisches Gutachten."

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