Nicht jedes Kind "gleich viel wert"
Diese kritisiert auch die Wiener ÖVP: „Nicht jedes Kind ist der rot-pinken Stadtregierung gleich viel wert“, sagt der ÖVP-Gemeinderat Harald Zierfuß im Gespräch mit dem KURIER. Während ein städtischer Kindergartenplatz pro Jahr mit 15.000 Euro zu Buche schlage, würden private Träger für den gleichen Platz nur rund 6.000 Euro an Förderungen erhalten, rechnet Zierfuß vor. (Dazu kommen Kindergartenbeiträge der Eltern.)
Wesentliche Säule
Dabei sind gerade private Träger „eine wesentliche Säule der Kinderbetreuung“, so Zierfuß. Immerhin zwei Drittel aller Kindergarten-Standorte in Wien werden von Privaten betrieben. „Ohne sie wäre die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein unerfüllbarer Wunsch – schlicht nicht machbar“, sagt Zierfuß.
Die „finanzielle Benachteiligung“ sei aus mehreren Gründen ungerecht, sagt der ÖVP-Politiker. „Die privaten Einrichtungen sind bei der Qualität – etwa bei Betreuungsverhältnissen und Gruppengrößen – nicht selten besser als städtische.“
Die Entlohnung der Pädagoginnen sei aber – zwangsläufig – niedriger: Die Einstiegsgehälter liegen oft mehrere Hundert Euro unter jenen der Stadt. Das verschärfe den Fachkräftemangel weiter. Ein Problem, auf das zuletzt auch die Trägerinitiative aufmerksam gemacht hat. Dort fordert man „eine gerechte, einheitliche und angemessene und somit höhere Bezahlung (...) als Zeichen der Wertschätzung.“ Es bedürfe einheitlicher Gehaltsschemen im öffentlichen und privaten Bereich.
Strafzahlungen
Besserung ist laut Zierfuß nicht in Sicht – im Gegenteil. Auch bei neuen Maßnahmen von Rot-Pink würden die Privaten „nicht mitgedacht“. Aktuelles Beispiel: das städtische Ausbildungsprogramm „CHANGE“. Erwachsene können sich in fünf Semestern
an der städtischen Bildungsanstalt für Elementarpädagogik in Floridsdorf zum Kindergartenpädagogen umschulen lassen. Wer das Kolleg abschließt, der steht dem freien Arbeitsmarkt aber nicht wirklich zur Verfügung.
Für die Teilnehmer, kritisiert Zierfuß, ergebe sich nach Ausbildungsende eine vierjährige vertragliche Dienstzugehörigkeit zur Stadt Wien. Wer nicht vier Jahre lang im Dienste der Stadt arbeitet, von dem werden die Ausbildungskosten zurückgefordert. Die privaten Träger schauen somit erneut durch die Finger.
In einem Antrag, den Zierfuß bei der jüngsten Gemeinderatssitzung einbrachte, fordert er, dass von Privaten keine Ablöse für CHANGE-Absolventen bezahlt werden müsse und auch „die Absolventen selbst keine Strafe für ihre Entscheidung zahlen müssen, an einem privaten Standort arbeiten zu wollen“. Zudem fordert die ÖVP bessere Betreuungsverhältnisse.
Zuständig für das Thema ist übrigens der pinke Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr. Dieser habe sich in der vergangenen Legislaturperiode (noch in der Opposition) für eine Stärkung der privaten Kindergärten ausgesprochen, sagt Zierfuß. Und zitiert – mit Genuss – aus alten Sitzungsprotokollen des Gemeinderats: Er wünsche sich, so Wiederkehr damals, dass die SPÖ „den Mehrwert der Privaten (...) in Zukunft stark betonen werde“.
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