Viele Hürden für die dritte Piste

Frühestens im Jahr 2020 werden Flugzeuge von der geplanten dritten Piste in Schwechat abheben. Geschätzte Kosten: 1,8 Milliarden Euro.
Gegner des geplanten Ausbaus des Wiener Flughafens zerpflücken den UVP-Bescheid. Der Flughafen selbst muss zahlreiche Auflagen abarbeiten.

Über Hunderte Seiten Akten brüten derzeit die Fluglärmgegner in Wien und Niederösterreich. Und die Zeit ist knapp: Nur noch bis 24. August können sie ihre Einsprüche gegen den Umweltverträglichkeitsbescheid zur geplanten dritten Piste des Wiener Flughafens formulieren.

"Ich frage mich, ob sich das alles ausgehen wird", sagt Johann Hinteregger von der Bürgerinitiative Laaerberg in Wien-Favoriten. Denn er hat gleich eine Reihe von Kritikpunkten: "Bei der Festlegung der Lärmgrenzwerte wurde mit veralteten Daten gearbeitet. Als Richtwert für den Tagesmittelwert wurden 62 Dezibel angesetzt. Laut neueren Erkenntnissen müsste er um acht Dezibel niedriger sein." Vom Grenzwert hängt aber ab, ob die Betroffenen Lärmschutzmaßnahmen bezahlt bekommen.

Bei den Luftschadstoffen gebe es weitere Ungereimtheiten: "Für die kleinsten, besonders gefährlichen Partikel gibt es nur Schätzungen und keine Daten auf Basis exakter Messungen."

Auch Viktor Horak von der Liesinger Bürgerinitiative überlegt gerade, wie er seine Einsprüche formulieren soll. Kein leichtes Unterfangen, weil viele Knackpunkte im Bescheid erst gar nicht berücksichtigt wurden. "Die Politiker behaupten, dass die dritte Piste zu einer Entlastung lärmgeplagter Anrainer führen wird. Doch das ist durch nichts belegt."

Anflug

Laut Flughafen dürfen auf der neuen Piste nur mehr Maschinen landen, die den "Curved Approach" beherrschen. Dabei schwenken die Flugzeuge erst kurz vor der Landung in den Geradeausflug ein, was günstiger für die Lärmverteilung sein soll.

"Der Curved Approach wurde aber im Bescheid nicht festgehalten", sagt Horak. "Und es gibt keine klaren Experten-Aussagen darüber, wie die Lärmbelastung dabei tatsächlich aussieht."

Doch auch auf den Flughafen wartet eine Menge Arbeit. Ist er doch laut Bescheid mit 460 Auflagen konfrontiert. So muss für 80 Schulen, Kindergärten, Altenheime und Spitäler die Lärmbelastung beurteilt werden. Wenn nötig, muss der Flughafen hier Lärmschutzmaßnahmen finanzieren.

Zusätzlich zur Dokumentation des tatsächlichen Fluglärms müssen jährlich Prognosen für die Entwicklung in den Lärmzonen erstellt werden. Mindestens vier weitere Lärm-Messstationen werden neu errichtet. "Einige der Vorschreibungen sind durchaus herausfordernd", sagt ein Sprecher. "Es sind aber keine darunter, die die Realisierung des Projekts unmöglich machen."

KURIER-Stadtgespräch: Heißes Eisen dritte Piste

Wer braucht die dritte Piste am Flughafen Wien-Schwechat? Darum geht es auch beim dritten KURIER-Stadtgespräch.

Diskutieren Sie mit uns am 8. August ab 18 Uhr im Gasthaus Koci (23., Draschestraße 81). Am Podium: Julian Jäger, Vorstand des Wiener Flughafens, und Viktor Horak von der Liesinger Bürgerinitiative gegen Fluglärm. Die Experten Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien und Christian Woborsky von der AustroControl nehmen ebenfalls teil. Moderation: Martina Salomon, stv. KURIER-Chefredakteurin.

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