Vergewaltigung: Wiener Linien sehen keine Sicherheitslücke

Vergewaltigung: Wiener Linien sehen keine Sicherheitslücke
Geschäftsführer sprach von "unappetitlichem Vorfall" / Täter ist flüchtig / Autonome Frauenhäuser fordern Sensibilisierung.

Zwei Tage nach der Vergewaltigung einer 24-Jährigen in der U3-Station Neubaugasse kommen immer mehr neue Erkenntnisse ans Licht – aber auch Fragen. Die junge Frau war Montagabend um 22 Uhr unterwegs zu Freunden. Wie berichtet, stand sie auf einer Rolltreppe zur Mariahilfer Straße. Sie trug Kopfhörer und einen Rock, als sie ein Unbekannter von hinten packte und vergewaltigte. Ein Passant, der ihr zur Hilfe eilte, soll verhindert haben, dass der Unbekannte zusätzlich noch einen Stock verwendete. Der Zeuge begleitete die Frau zu Freunden, einen Tag später meldete er sich bei der Polizei. Der unbekannte Täter war am Mittwoch noch flüchtig.

Zwar übermittelten die Wiener Linien die Videos aus der Überwachungskamera, Fahndungsfotos veröffentlichte die Polizei Mittwoch aber noch nicht: Sie muss den Verdächtigen zuerst intern in Datenbanken abgleichen, ehe er von der Staatsanwaltschaft zur Fahndung ausgeschrieben wird.

Suche nach U-Bahn Vergewaltiger geht weiter

"Unappetitlicher Vorfall"

Am Mittwoch stellte sich indes vor allem die Frage, wie so ein Vorfall passieren kann. In einer videoüberwachten U-Bahn-Station auf der Mariahilfer Straße, an einem Abend vor einem Feiertag, wo für gewöhnlich viele Menschen unterwegs sind. Günter Steinbauer, Geschäftsführer der Wiener Linien, sprach von einem "unappetitlichen Vorfall". Aber: "Es gibt keine Sicherheitslücke." Bei 2,5 Millionen Fahrgästen pro Tag passiere im Vergleich immer noch recht wenig. Später am Mittwoch hatte sich Steinbauer für seine Aussage entschuldigt.

Vergewaltigung: Wiener Linien sehen keine Sicherheitslücke
Präsentation des Sicherheits- und Service Teams der Wiener Linien mit Amtsführender Öffi-Stadträtin Ulli Sima und Wienr Linen GF Günter Steinbauer.
Laut Wiener Linien werde die Station Neubaugasse von 43 Kameras überwacht. Der Stationswart bekommt auf sechs Monitoren Bilder aus den Überwachungskameras zu sehen. Alles im Auge zu behalten, sei "nicht möglich". Der Stationswart habe die Vergewaltigung "nicht bemerkt". Er war zum Tatzeitpunkt mit der Schichtübergabe beschäftigt.

Künftig sollen die Wiener Linien aber "mehr Personalpräsenz" zeigen, wie Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) bei der Präsentation des neuen Sicherheitskonzepts für die U-Bahn erklärte. Bis 2019 werden 330 neue Mitarbeiter in neuen, roten Uniformen im U-Bahn-Netz unterwegs sein. 210 von ihnen sollen als Servicemitarbeiter die Einhaltung der Hausordnung kontrollieren. Die restlichen 120 werden zu Securitys ausgebildet.

Seit Mittwoch, sind die ersten 22 Security-Mitarbeiter im Einsatz. "Es geht um das subjektive Sicherheitsgefühl der Fahrgäste, und auch der Frauen, das muss man schon sagen", sagt Sima. Auch die Stationswarte sollen ab sofort mehr Präsenz zeigen. "Kontrollgänge haben eine viel bessere präventive Wirkung", sagt Steinbauer.

Für die Geschäftsführerin der autonomen Frauenhäuser Maria Rösslhumer reicht das nicht: "Das Personal müsste gezielt geschult werden. Überhaupt wäre es wichtig, mit dem Thema ‚sexuelle Übergriffe‘ offener umzugehen." Dazu könnte sie sich etwa Ansagen über die Lautsprecher in den Stationen vorstellen: "Es muss klargestellt werden, dass Übergriffe nicht toleriert und ausnahmslos zur Anzeige gebracht werden."

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