Immer Ärger mit den Nachbarn

Ute Bock (M.) gibt zurzeit rund 100 Menschen Obdach. Darunter einer alleinstehenden, kranken Ukrainerin und ihren vier Kindern.
Die Kritik am Flüchtlingsheim von Ute Bock hält an. Die Volksanwaltschaft soll nun schlichten.

Publikumslieblinge wie Josef Hader, Karl Markovics, und Dolores Schmidinger stellten sich bereits in den Dienst der guten Sache, um Ute Bock zu unterstützen. In ihrer eigenen Nachbarschaft hat die Flüchtlingshelferin dagegen nicht nur Freunde.

Immer wieder beschweren sich Anrainer über das Flüchtlingsprojekt in der Favoritner Zohmanngasse. Jetzt wollen sie sich an die Volksanwaltschaft wenden. Diese solle überprüfen, ob im Hause Bock alles rechtens zugeht.

„Keine Ruhe“

Es entstehe „ein ungutes Gefühl, falls man etwas später nach Hause kommt“, sagt eine Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Nervlich sei sie angeschlagen, sie fühle sich „nicht mehr sicher“.

Zudem dringe Gestank aus dem Heim, weil dort in den Zimmern gekocht werde. Der Gehsteig sei dreckig. Und oft sei vor drei Uhr Früh keine Ruhe. „Das zermürbt, wenn man nicht schlafen kann.“

Was die Pensionistin, die für Anrainer aus Zohmanngasse, Brunnweg und Fernkorngasse spricht, außerdem verunsichert: „Jetzt kommen auch Einbrüche ans Tageslicht.“ Man könne sie zwar nicht zuordnen, aber bis dato habe es das nicht gegeben.

Von der Politik fühlen sich die Anrainer im Stich gelassen. „Bevor Frau Bock 2012 wieder eingezogen ist, haben 250 Haushalte Unterschriften gegen das Projekt gesammelt und sie an alle Parteien geschickt.“ Nachsatz: „Die Gegend verslumt.“

Lokalaugenschein

Ein Eindruck, der sich zumindest beim KURIER-Lokalaugenschein kurz vor 19 Uhr an einem Wochentag nicht bestätigen ließ: Der Gehsteig war sauber, der Geruch vor dem Haus unterschied sich nicht vom Rest der Gasse und die Geräuschkulisse entsprach ebenfalls der Umgebung. „Es ist nicht jeden Tag gleich“, sagt die Nachbarin.

Ute Bock, bei der Menschen, deren Asylantrag negativ beschieden wurde, ein Dach über dem Kopf und Rechtsberatung vorfinden, kennt die Vorwürfe zur Genüge. „Es sind aber immer dieselben Nachbarn, die sich beschweren“, erzählt sie.

Zurzeit gibt die 71-Jährige, die von ihren Schützlingen „Mama“ genannt wird, rund 100 Menschen Obdach. Die meisten flohen aus Tschetschenien, Nigeria oder Somalia. Die 70 Zimmer reichen längst nicht mehr aus. Etliche schlafen in einem Gemeinschaftsraum auf Matratzen auf dem Boden – auch Kinder. In der Ecke stapelt sich das spärliche Hab und Gut der Leute. Gekocht wird in Teeküchen am Gang.

Dass Bock für Asylsuchende auch ein Post- und Meldeservice anbietet (weil für Asylverfahren eine Adresse wichtig ist, damit Bescheide fristgerecht zugestellt werden können), stört ihre Kritiker ebenfalls. Auf die Besucherfrequenz in der Zohmanngasse würde so mancher gern verzichten. Beratungszentrum und Postservice gehören weg, meint die entnervte Nachbarin.

„Keine Problemlage“

„Die Afrikaner reden laut“, gibt Bock zu. „Aber wenn’s zu laut wird, sorg’ ich für Ruhe. Zum Glück bin ich noch eine Autorität für die Bewohner.“

Und zu Einbrüchen in der Gegend sagt sie: „Welcher Trottel bricht in sein Nachbarhaus ein? Das ist Schwachsinn!“

Bei der Polizei stützt man eher Ute Bocks Darstellung. „Die Zohmanngasse stellt keine besondere Problemlage dar“, sagt Oberst Hans Golob. „Vereinzelt werden wir wegen Lärmerregung hin gerufen – im Schnitt ein Mal pro Woche – aber strafrechtlich Relevantes ist da nicht dabei. Die Zusammenarbeit mit der Heimleitung funktioniert sehr gut.“

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