Ute Bock hat Zoff mit ihren Nachbarn. Zu Recht?

Ute Bock hat Zoff mit ihren Nachbarn. Zu Recht?
KURIER-Stadtgespräch am 31. Mai: Das Flüchtlingsheim in Favoriten sorgt weiter für Aufregung.

Sie nennen ihre Namen nicht und wollen ihr Gesicht nicht in der Zeitung sehen, denn sie sind in Sorge. "Ich möchte mich nicht aus dem Fenster lehnen", sagt eine ältere Dame, die vis-à-vis des neuen Flüchtlingsheims von Ute Bock lebt, "und abends bin ich nicht mehr gerne alleine unterwegs."

Seit Anfang Mai Österreichs bekannteste Flüchtlingshelferin mit 70 ihrer Schützlinge zurück nach Favoriten in die Zohmanngasse 28 zog, steht ein Grätzl Kopf. Die Stimmen jener, die betonen, dass hier zuletzt alles harmonisch ablief, gehen angesichts jüngster Ereignisse unter: Vergangene Woche sorgte eine Messerstecherei zwischen zwei Tschetschenen am nahen Erlachplatz für Schlagzeilen. Zwar wohnten Täter und Opfer nicht im Heim, aber beide hatten ihr Postfach in der Zohmanngasse. "Die Männer kamen zwei Mal im Monat, um Post abzuholen", sagt Bock. "Wenn sich vor der Bäckerei zwei Kunden prügeln, ist aber auch nicht der Bäcker schuld."

Bock & die Polizei

Wie auch immer: Unter Anrainern geht die Sorge um, dass "mit den Flüchtlingen die Probleme zurückkommen". Denn Nachbarn und Bock kennen einander gut. Ehe die Grande Dame der Flüchtlingsszene zu Beginn des Jahrzehnts in die Leopoldstadt zog, hatte sie in der Zohmanngassse ihre Zelte aufgeschlagen.

"Doch dann kam der große Polizeieinsatz und Bock musste raus", sagt eine Nachbarin. 1999 stürmte die Polizei das Heim und nahm 21 Bewohner vorübergehend fest. Dass die Polizei für die "Operation Spring" heftig kritisiert wurde, interessiert heute niemanden mehr. Die Bilder von damals haben ihren Platz längst im kollektiven Grätzl-Gedächtnis gefunden. Deshalb haben die Nachbarn nun auch 240 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt.

Zwölf Jahre später bat der KURIER die Polizei um eine Stellungnahme. Wie sehen die Erfahrungen mit Bock in der Zeit nach der "Operation Spring" aus? Sind die Sorgen berechtigt? "In der Vergangenheit (in den 90ern, Anm.) gab es in der Zohmanngasse Amtshandlungen und Beschwerden von Anrainern", sagt eine Sprecherin. "Dadurch wurde das Haus über den 10. Bezirk hinaus bekannt." In Summe könne die Zusammenarbeit mit ihr aber durchaus als konstruktiv beschrieben werden.

Und was sagt Bock selbst? Wie die meiste Zeit sitzt sie auch an diesem Mittwoch hinter ihrem Schreibtisch. "Ich bin zuversichtlich, dass wir ein gutes Verhältnis haben werden. Ich hoffe, bald."

Stadtgespräch

Der KURIER möchte Fronten abbauen und lädt zum Stadtgespräch mit der stv. Chefredakteurin, Martina Salomon. Mit Peter Hacker, dem Chef von Fonds Soziales Wien, sitzt auch ein erfahrener Manager am Podium, der die Situation der in Wien lebenden Flüchtlinge kennt. Außerdem mit dabei: Peter Wolf, ein ehemaliger Anrainer des Bock-Heimes in der Leopoldstadt.

Diskutieren Sie mit, bei freiem Eintritt! 

Wirtshaus zum Nepomuk, Troststraße 60, 1100 Wien, 31. Mai, 18 Uhr

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