Während es an der Oberen Lobau gleich zwei Wasserleitungen gibt, die Wasser aus der Neuen und der Alten Donau in die Lobau speisen, gewinnt in der Unteren Lobau der Staub immer mehr die Oberhand. „Der Wasserhaushalt der Oberflächengewässer und des Grundwassers in der Unteren Lobau ist in einem drastisch schlechten Zustand, der sich auch in Phasen höherer Niederschläge oder kurzer Hochwasserereignisse nicht nachhaltig erholt“, sagt der zur Pressekonferenz eingeladene Hydrologie-Institutsleiter der BOKU, Thomas Hein.
Wasserflächen gehen zurück
Die von Hein präsentierten Zahlen zeigen, dass die von Wasser bedeckten Flächen in den Hauptgewässern der Unteren Lobau zwischen 1938 und 2009 um mehr als 30 Prozent zurückgegangen sind. Bei den Nebengewässern sind es sogar fast 70 Prozent.
Die Ursache für die voranschreitende Austrocknung liegt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ab 1870 wurde nämlich die Donau aus Hochwasserschutzgründen reguliert. Damit veränderte sich die Dynamik der Auenlandschaft in der Lobau, die zuvor durch ein Wechselspiel von Nieder- und Hochwasser geprägt war. Der Wasserspiegel sank, die Verlandung setzte ein. Eine Entwicklung, die der Klimawandel samt heißer Temperaturen noch verschärft.
Untere Lobau fast gänzlich abgeschnitten
Dagegen vorgegangen wird – zumindest bei der Unteren Lobau – derzeit noch nicht. Im Gegensatz zur Oberen Lobau ist die Untere Lobau fast gänzlich abgeschnitten. Wasser fließt weder von der Donau noch von der Oberen Lobau zu.
Unter anderem brauche es laut WWF aber genau das, eine Wasserzuleitung. Gefordert wird von der Umweltschutzorganisation deshalb sowohl eine Verbindung von der Donau zur Unteren Lobau als auch die Wasserweiterleitung von der Oberen in die Untere Lobau.
Die Trinkwasser-Frage
Zusätzlich brauche es gezielte Renaturierungsmaßnahmen sowie die Zugabe von Schotter in das Donaubett, um die Wasserversorgung der Au zu verbessern und damit die „fatalen Folgen für die Artenvielfalt“ abzumildern, sagt Michael Stelzhammer vom WWF.
Damit aber nicht genug: Die Stadt argumentierte bisher wegen des Trinkwasser-Reservoirs, das sich in der Lobau befindet, gegen eine Wasserzuleitung. Der WWF lässt dieses Argument aber nur mäßig gelten: „Die ausreichende Wasserversorgung der Unteren Lobau wäre ein Win-win-Situation, in der Naturschutz und Trinkwasserversorgung Hand in Hand gehen: Mehr Wasser in den Altarmen bedeutet auch mehr Wasser, das langsam ins Grundwasser versickert“, sagt Stelzhammer.
Stadt prüft Wasserzuleitung
Um die mittelfristigen negativen Auswirkungen der Austrocknung der Lobau auf das Grund- und Trinkwasser abzufedern, müsse laut WWF an der Unteren Lobau zudem eine Wasseraufbereitungsanlage erbaut werden. All diese Maßnahmen müssten in das neue Regierungsprogramm eingeschrieben werden, sagt Stelzhammer. „Ein Weiter-wie-bisher wäre fahrlässig und verantwortungslos.“
Von der Stadt heißt es dazu, dass man sich „der zunehmenden Austrocknung der Lobau bewusst“ sei. Und weiter: „Wien prüft in der kommenden Legislaturperiode die Dotierung (Zuführung von Wasser, Anm.) der Unteren Lobau.“ Laut Wiener Nationalparkgesetz sei die nachhaltige Absicherung der Trinkwassergewinnung dabei aber ebenso wichtig wie die naturschutz- und nationalparkkonformen Ziele, berichtet die Stadt.
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