Trockenheit: Stadt Wien will Wasser in die Lobau pumpen

Trockenheit: Stadt Wien will Wasser in die Lobau pumpen
Weil die Lobau austrocknet, will die Stadt um 7,3 Millionen Euro eine Wasserleitung in die Panozzalacke legen. Anfang November soll der Gemeinderat darüber abstimmen.

Die Nachrichten zum Zustand der Lobau waren zuletzt keine guten. Im August vor zwei Jahren schlugen Expertinnen und Experten (und die ÖVP) via KURIER Alarm, dass die Lobau zunehmend verlande. Tiere – etwa der Moorfrosch oder der Schlammpeitzger, ein Fisch – seien in Gefahr. Wenn es nicht schon zu spät für manche sei.

Auch im August dieses Jahres war die Aufregung groß, diesmal speziell wegen der Unteren Lobau. Statt auf Wasserflächen stieß man bei der Mühlleitner Furt im Sommer auf trockenen Boden.

Die Lobau, Teil des Nationalparks Donau-Auen, vertrocknet zusehends. Die Wasserflächen der Unteren Lobau etwa schrumpfen laut Studien – wie berichtet – um 0,2 bis 3,5 Prozent. Pro Jahr.

Immer wieder wurde der Stadt vorgeworfen, das Problem nicht anzugehen. Eine Bürgerinitiative forderte zuletzt via KURIER eine „Infusion“ für die Untere Lobau. Eine solche soll jetzt auch kommen, allerdings nicht für den unteren Teil der Lobau.

Die Stadt will eine Wasserleitung, eine sogenannte Dotation, von der Neuen Donau in die Panozzalacke im 22. Bezirk legen. „Von der Panozzalacke fließt das sogenannte Dotationswasser im freien Gefälle weiter zu den Gewässern der Oberen Lobau“, sagt Gerald Loew, Leiter der MA 45 (Wiener Gewässer). Das Wasser werde – ausgehend von der Panozzalacke – ausschließlich in bereits bestehende Gewässer und Gerinne der Oberen Lobau laufen.

Dafür muss im Bereich der Saltenstraße und des Hausgrabens eine Wehranlage errichtet werden; bei der Stadler Furt und der Esslinger Furt müssen Schwellen entfernt werden. Weil mit der Wasserleitung ja Frischwasser in die Panozzalacke fließen würde, würde dort – quasi automatisch – auch die Wasserqualität gehoben.

Geplante Kosten für die Wasserleitung: 7,3 Millionen Euro. „So wollen wir die Zukunft der Oberen Lobau für die Zukunft absichern“, sagt die für die Gewässer zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Das Vorhaben soll am 3. November im Gemeinderat beschlossen werden.

Und es wäre nicht der erste Versuch, die Lobau mittels Wasserzuschuss am Leben zu erhalten. Schon 2001 wurde im Bereich des Mühlwassers eine Wasserleitung gelegt. 500 Liter Wasser pro Sekunde werden dort seitdem jedes Jahr von März bis Ende Oktober in die Lobau gepumpt, um die stehenden Gewässer dort vor dem Austrocknen zu bewahren.

Das nun geplante Projekt wäre sogar eine Dimension größer.

Donauregulierung

Nur mit dem Klimawandel – und der damit einhergehenden Trockenheit – hat der niedrige Wasserstand der Lobau aber nichts zu tun. Grund dafür sei vor allem die Donaubegradigung, die zwischen 1870 und 1875 durchgeführt wurde. Die Lobau, damals eine „typische Auenlandschaft“, wie es von der Stadt heißt, war geprägt von einem ständigen Wechsel aus Hochwasser und Niederwasser.

Durch die Begradigung wurde die Lobau aber von der Donau weitgehend getrennt, der Wasserstand der Lobau reguliert sich seitdem durch Grundwasser – und eben künstliche Zuströme.

Umgesetzt werden soll das Projekt vom Wiener Gewässermanagement. Stimmt der Gemeinderat zu, soll noch diesen Winter mit dem Bau begonnen werden. Der Abschluss wäre dann für Frühling 2023 geplant.

Kommentare