Uni-Demo für mehr Geld für "Miete, Heizen, Studium"
In Wien haben am Mittwoch diverse Vertretungen von Studierenden, Uni-Lehrenden und die Gruppe "Erde brennt", die derzeit an mehreren Unis Hörsäle besetzt hält, unter dem Titel "Studieren finanzieren!" zu einer Demo aufgerufen. Mit dem Protestmarsch am Abend, der u.a. von der ÖH Uni Wien und der Bundesvertretung der Österreichischen HochschülerInnenschaft unterstützt wurde, sollte auf die prekäre Situation von Studierenden, Unis und Lehrpersonal aufmerksam gemacht werden.
Unter dem Motto "Studieren finanzieren! Miete, Heizen, Studium - Ausfinanzieren wäre das Minimum!" sind laut Veranstaltern über 500 Personen vom Resselpark in Richtung Hauptgebäude der Uni Wien am Ring gezogen.
"Die Preise steigen, viele sitzen in kalten Wohnungen, Unis droht die Schließung, oder sie wurde - wie bei der TU Wien - bereits beschlossen. Teilweise wird ein Anstellungsstopp verhängt - wir haben genug", so Toma Khandour (VSStÖ) aus dem Vorsitz der ÖH Uni Wien im Vorfeld des Protestzugs. Gleichzeitig würden viele Studierende in prekären Situationen leben, die sich durch die Teuerung weiter verschlimmern würden. Die Bundes-ÖH forderte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) dazu auf, die Finanzierung der Hochschulen und den Lehrbetrieb in vollem Ausmaß sicherzustellen. Boryana Badinska (FLÖ) vom ÖH-Vorsitzteam forderte Klarheit, wie es um den Hochschulbetrieb im kommenden Kalenderjahr steht. "Denn wir Studierende sind von drohenden Hochschulschließungen und Kürzungen in der Lehre unmittelbar betroffen."
Vertreter der Lehrenden warnten bei der Demo per Schild vor einem "Supergau im Unterbau" und forderten ein Ende der Kettenverträge. Für 6. Dezember, wenn die Kollektivvertragsverhandlungen für das Uni-Personal stattfinden, haben Unter- und Mittelbau-Vertreterinnen und -Vertreter bereits eine eigene Demo angekündigt. Ein üblicher Abschluss auf Niveau der Beamte - diesmal zwischen 7,15 und 9,41 Prozent - kommt für Sebastian Kugler vom Netzwerk Unterbau Wissenschaft (NUWiss) jedenfalls nicht in Frage. "Das wäre ein Reallohnverlust", betonte er gegenüber der APA. Auch der Kampf gegen die beim Unter- und Mittelbau verbreiteten befristeten Anstellungen soll weiter wichtiges Thema sein.
Unterdessen laufen auch die Mitte November begonnenen Proteste der Klimaaktivisten von "Erde Brennt" an österreichischen Unis weiter - wenn auch auf Sparflamme. Ein harter Kern hält immer noch Hörsäle an den Unis Wien, Salzburg und Innsbruck besetzt. An der Universität für Bodenkultur (Boku) wurde die Besetzung zwar am Mittwoch für beendet erklärt, der Protest von "Uni brennt Boku" geht allerdings weiter: Zu Mittag sind die Aktivisten in den besetzten Hörsaal C1 an der Uni Wien übersiedelt.
"Uni brennt Boku" wertet die zweitägige Besetzung als Erfolg. Es sei gelungen, Solidarität mit Uni-Besetzungen in Österreich und weltweit zu zeigen und an der Uni "den Diskurs über einen radikalen Systemwandel anzustoßen", so Sprecherin Lara Chommakh in einer Mitteilung. Die Uni betonte in einer Aussendung, sie stehe hinter den Anliegen der Protestierenden. "Studierende, Forschende und Lehrende der Universität für Bodenkultur Wien sehen akuten Handlungsbedarf bei der Klimakrise."
Der Titel "Erde Brennt" ist eine Anspielung auf die Uni-Proteste von "Uni brennt" im Jahr 2009, als Studierende von Ende Oktober bis kurz vor Weihnachten unter anderem das Audimax der Uni Wien besetzt haben.
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