Umweg für die Mehrweg-Kaffeebecher für die Stadt

Eine Mio. Wegwerfbecher sollen durch Mehrweg-Plastikbecher eingespart werden
Das System von "CupSolutions" will eine Million Wegwerfbecher einsparen. Das Projekt stößt nicht bei allen auf Gegenliebe.

Ausgerechnet in der Filiale der Bäckerei Mann in der Naglergasse, vor der Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) mit einer überdimensionalen Papp-Kaffeetasse posiert, geht es nicht. „Wir haben leider ein Platzproblem“, sagt der Chef.

Wer seinen Kaffeebecher loswerden will, muss in diesem Fall zum Automaten am Schwedenplatz – oder in ein anderes teilnehmendes Café.

Seit Kurzem läuft das Mehrwegsystem für Kaffeebecher der Stadt in Kooperation mit dem Unternehmen „CupSolutions“: Wienerinnen und Wiener können sich um einen Euro einen Kaffeebecher aus Plastik kaufen und bei den teilnehmenden Lokalen befüllen lassen.

Umweg für die Mehrweg-Kaffeebecher für die Stadt

Die Mehrwegbecher bestehen zu 100 Prozent aus Kunststoff. "Aber ohne böse Weichmacher", sagt CupSolutions-Chef Christian Chytil

Zurückgebracht werden können die Becher, die etwa 500 Mal wiederverwendet werden können, entweder bei einem der derzeit vier aufgestellten Rückgabeautomaten (in den U-Bahn-Stationen Wien-Mitte, Schwedenplatz, Neubaugasse und in Hirschstetten, Anm.) oder in einem der teilnehmenden Betriebe. Wer den Becher in einem Café zurückbringt, bekommt dort einen Euro Gutschrift - nicht nur für Kaffee.

Umweg für die Mehrweg-Kaffeebecher für die Stadt

In einem Topf

Knapp 50 Wiener Lokale machen bei dem Projekt mit. Darunter Filialen der Wiener Bäckereien Mann, Ströck, Felzl oder Cafés wie das Hummel. Nicht dabei sind etwa Spezial-Coffeeshops. Das hat mehrere Gründe: Platzmangel ist einer davon - die Mehrwegbecher müssten irgendwo gelagert werden. „Die Speciality-Coffee-Szene hat auch Angst, in einen Topf mit den anderen geworfen zu werden“, sagt Otto Bayer von der Kaffee-Bar Balthasar in der Leopoldstadt.

Spezial-Coffeeshops legen größten Wert auf Qualität und Zubereitung ihres Kaffees. Deren Kunden sind daher so etwas wie Markenbotschafter, wenn sie mit dem hochwertigen Kaffee im Papierbecher durch Wien spazieren. „Es ist super, dass die Stadt etwas tut, aber das System ist nicht ganz ausgereift“, findet Bayer.

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Im Balthasar gibt es keine Plastikstrohhalme und Mineral nur in Glasflaschen.

Problematisch sei, dass Becher ausgewaschen werden müssen, der Kaffee vorher aber womöglich woanders gekauft wurde. Außerdem sei es „nicht sonderlich appetitlich“, dass die Becher ausgegeben, irgendwo ausgewaschen und dann wieder ausgeliefert werden. „Und ich glaube, dass man die Kunden auch ein bisschen in die Eigenverantwortung nehmen kann“, sagt Otto Bayer. Soll heißen: Wer will, kann seinen eigenen Becher von zu Hause mitbringen.

Auch das „Wolfgang Coffee“ an der Ecke Zieglergasse/Westbahnstraße macht beim Projekt nicht mit. Laut Barista Gianni Ciaccia würde der Geschmack im Plastik leiden. Die Papierbecher im Wolfgang sind zu 100 Prozent biologisch abbaubar, die Deckel nicht aus Plastik, sondern aus Maisstärke. "Wir haben das Nachhaltigste, das es zur Zeit auf dem Markt gibt."

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Viele Kunden würden ihre Becher längst selbst mitbringen. „Eine Kundin lässt sich ihren Kaffees sogar immer in ein Marmeladenglas einfüllen“, sagt Gianni.

Darin würde er jedenfalls besser schmecken als im Plastik.

Alle Infos zu den teilnehmenden Lokalen und Standorten: www.mycoffeecup.at

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