Umstrittener Neurochirurg Canavero will Gehirn transplantieren

Aus dem Bereich Hirnforschung: Neuromorphe Chips ahmen das menschliche Gehirn nach - und das wohl mit Erfolg. Computerexperten, etwa vom Technologiekonzern IBM, haben sogenannte neuromorphe Chips entwickelt, die Informationen ähnlich wie das menschliche Gehirn verarbeiten.
Nach der Ankündigung, einen Kopf transplantieren zu wollen, plant der italienische Neurochirurg Sergio Canavero nun eine Gehirntransplantation. Andere Mediziner bezeichnen das Projekt als "unethisch".

Der durch seine Ankündigung eine Kopftransplantation bekannt gewordene italienische Neurochirurg Sergio Canavero hat ein neues Projekt: die Verpflanzung eines Gehirns. Das verkündete der umstrittene Mediziner am Freitag in Wien bei der Präsentation seines Buches "Medicus Magnus", das er mit dem Autor und Journalisten Georg Kindel schrieb.

Schon bald erste Kopftransplantation

Mit der Transplantation eines Gehirns verfolgt Canavero nach eigenen Angaben eine Idee, die er bereits vor dem Plan hatte, einen Kopf zu transplantieren. Die erste Kopftransplantation, die von einem internationalen Expertenteam an der Medizinischen Universität der chinesischen Stadt Harbin durchgeführt werden soll, stehe bevor, versicherte Canavero. Ein Versuch an Leichen habe nur 18 Stunden gedauert, statt wie veranschlagt 36 Stunden. Näher äußerte er sich dazu nicht und verwies auf den Leiter des Teams, Ren Xiaoping, der wohl in einigen Tagen Details nennen werde.

So blieb vorerst auch unbekannt, welcher Patient sich der von Experten als unethisch kritisierten Transplantation unterziehen wird. Viele internationale Experten würden Teil des Teams sein, Namen dazu nannte Canavero nicht und begründete dies damit, dass er diese Mediziner nicht diskreditieren wolle. Dass er selbst vielfach als Dr. Frankenstein bezeichnet wurde, stört den Neurochirurgen nicht - denn der sei ein ethischer Mensch gewesen.

Heftige Kritik

Canavero selbst habe die vergangenen drei Jahre eng mit Ren, dem Leiter des chinesischen Teams, zusammengearbeitet, ehe er sich dem neuen Projekt zuwandte. Zusammengebracht habe die beiden das Schicksal, nachdem man seine Ideen in Amerika nicht verstanden habe und Amerikanische Kritiker alles darangesetzt hätten, ihn und Ren fertigzumachen.

Der Mediziner aus Turin - er spricht laut Kindel acht Sprachen - versteht sich offenbar als Vordenker. In "Medicus Magnus" ist nachzulesen, dass er schon als 19 Jahre alter Student einen wissenschaftlichen Aufsatz an das renommierte Wissenschaftsmagazin Nature schickte und einen zweiten als 20-Jähriger an Science. Neben der Person Canavero geht es in dem Buch um die Entstehung des Projekts Kopftransplantation sowie um Möglichkeiten, welche die medizinische Forschung den Patienten ermöglichen wird und die derzeit noch fantastisch anmuten.

Das Altern behandeln

An dem Buch hätten mehrere Experten mitgewirkt, sagte Kindel, unter ihnen der Genetiker Josef Penninger. "Science Fiction ist nicht mehr Science Fiction", meinte Canavero. Die Natur habe lange unser Leben bestimmt, und nun nähmen die Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand, sagte der Mediziner. Außerdem geht er davon aus, dass sich das Altern behandeln lässt wie eine Krankheit.

Kommentare