Umfrage: Rot-Pink ist noch in den Flitterwochen
Wenn am kommenden Dienstag Michael Ludwig und Christoph Wiederkehr vor den Medien eine Bilanz über die ersten hundert Tage Rot-Pink ziehen, können sie das mit durchaus zufriedenstellenden Umfragedaten im Gepäck tun.
Laut einer aktuellen Online-Erhebung des Meinungsforschers Peter Hajek unter 800 Wienern legen beide Koalitionspartner zu, die SPÖ sogar kräftig.
Sie käme demnach aktuell auf 46 Prozent (Wahlergebnis 2020: 41,6 Prozent), die Neos auf 9 Prozent (7,5 Prozent). Gleichauf mit den Grünen, die laut Umfrage einen veritablen Absturz erleben. Die Türkisen bleiben konstant, während sich die FPÖ nach ihrem historischen Wahldesaster langsam wieder zu erholen scheint.
„Es handelt sich um eine Momentaufnahme“, betont Hajek im Gespräch mit dem KURIER. Die politische Lage sei aktuell zu volatil, um aus diesen Daten allzu große Rückschlusse ziehen zu können. Er versucht dennoch eine Erklärung für das aktuelle Kräfteverhältnis.
Die SPÖ würde demnach vor allem von der Schwäche der Grünen profitieren: „Sie sind aktuell im Bund enorm unter Druck, wie Umfragen zeigen. Das ist auch auf Wiener Ebene spürbar.“ Dazu kommt, dass nach dem Rücktritt Hebeins noch nicht klar ist, wer neuer Parteichef wird. Für Hajek eine absurde Situation angesichts des so erfolgreichen Abschneidens der Grünen bei der Wien-Wahl.
Profitieren würde die Wiener SPÖ aktuell aber auch vom Faktor Michael Ludwig: „Er hat schon mit der Wahl an Stärke gewonnen. Zuletzt auch noch zusätzlich, indem er an der Seite der Bundesregierung die jeweiligen Corona-Maßnahmen verkündete“, sagt Hajek.
Das schlägt sich in starken Persönlichkeitswerten nieder: 68 Prozent der Wiener würden derzeit Ludwig bei einer Bürgermeister-Direktwahl ihre Stimme geben. „Er zieht seine Partei mit nach oben“, sagt der Experte. Sollten die Grünen wieder Tritt fassen, könnte es für die SPÖ aber rasch wieder nach unten gehen.
Viel stabiler ist die Lage rechts der politischen Mitte: Die ÖVP liegt quasi gleichauf mit ihrem Ergebnis bei der Wahl im Herbst. Das kommt für Hajek ein wenig überraschend, ist doch Parteichef Gernot Blümel aufgrund der Ermittlungen gegen ihn massiv in Bedrängnis geraten.
Die Neos wiederum würden vom Regierungsbonus und der damit verbundenen medialen Aufmerksamkeit profitieren. Zudem würden sie auch einzelne frustrierte Grün-Wähler anziehen.
Strache aufgesogen
Bleibt noch die FPÖ, die nach ihrem Absturz im Herbst laut Umfrage schon wieder rund fünf Prozentpunkte zulegen konnte. Dies habe laut Hajek vor allem damit zu tun, dass man die Strache-Wähler zurückerobern konnte. Mit ihren radikalen Positionen zur Corona-Pandemie würde die FPÖ hingegen nur ihre Kernklientel an sich binden.
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