25 Lehrerinnen unterrichten an der Schule. Direktorin Anna Krachkovska hat ihr pädagogisches Personal auf den heutigen Tag gut vorbereitet: „Wir haben besprochen, wie wir altersgerecht mit dem Krieg im Unterricht umgehen, es sind Psychologen hier, wenn jemand Hilfe braucht.“ In die Schule kommen übrigens Kinder ukrainischstämmiger Familien, die hier leben, oder auch Kinder von Diplomaten.
Inna Pajenk kommt mit ihrem 10-jährigen Sohn seit acht Jahren jeden Samstag hierher. Ihr geht es darum, dass er die Sprache, Kultur und Geschichte ihres Heimatlandes vermittelt bekommt. Der Krieg ist jetzt stark präsent, ihre Gedanken sind bei ihrer Familie. Wobei sie ergänzt: „Die ganze Ukraine ist jetzt Familie.“ Ihr Mann Roger, ein Österreicher, ist auch getroffen: „Mir blutet das Herz, dass Kiew zerstört wird.“ Bei den ukrainischen Eltern ist der Krieg in ihrem Heimatland auch an der Schule allgegenwärtig – sie reden über Angehörige, Flucht, Sirenen, Raketen, Rezepte zum Bau von Molotow-Cocktails. Sie reden darüber, dass viele Angehörige daheim bereit sind, in den Krieg zu ziehen. Und dass sie an den Sieg glauben.
Nationalhymne an der Tafel
Yuliia Masliana studiert in Wien und unterrichtet an der Samstagsschule. Heute steht die ukrainische Nationalhymne auf der Tafel: „Verschwinden werden unsere Feinde wie Tau in der Sonne, und auch wir, Brüder, werden Herren im eigenen Land sein.“
In den vergangenen Tagen hat man an der Schule verstärkt Nachfrage gespürt. Ukrainer, die erst kürzlich nach Österreich gekommen sind, interessieren sich für das Angebot. Viktoria Kettner, Obfrau des Trägervereins, hat deshalb mit dem Vorstand beschlossen, ab sofort auch Deutsch-Kurse für Flüchtlinge anzubieten, damit die Menschen hier besser zurechtkommen. Unterdessen füllt sich die Aula wieder mit Leben, die Kinder kommen aus den Klassen zurück. Es ist Faschingssamstag. Verkleiden wurde wegen des Krieges abgesagt, die bestellten Krapfen kamen trotzdem. Die Kinder strahlen. Ein Hauch Normalität in schwerer Zeit.
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