U4-Sanierung wird zum Kraftakt

U4-Sanierung wird zum Kraftakt
Der Gleiskörper der grünen Linie zerbröselt, im Wiental droht eine Sperre wegen Weichenwechsels.

Die ersten Eckpunkte der Mega-Sanierung der bau­fälligen Linie U4 wurden am Mittwoch bekannt. Wiener-Linien-Sprecher Answer Lang verriet im KURIER-Gespräch erste Details: „Die veraltete Infrastruktur der ehemaligen Stadtbahnstrecke muss generell erneuert werden. Darunter fallen vor allem Gleiskörper und Schienen.“ Eine wochenlange Sperre der stark frequentierten grünen Linie steht entweder schon 2013 oder spätestens 2014 im Raum.

Denn auch die gesamte Elektrik muss ausgetauscht werden. Und die veralteten Stellwerke werden auf digi­tale Technik umgerüstet. Zusätzlich soll der Betriebsbahnhof zwischen Spittelau und Heiligenstadt erweitert werden. Lang: „Um mehr Garnituren abstellen zu können, sind hier weitere Gleise notwendig.“ Das größte Problem aber liegt zwischen den Stationen Hietzing und Hütteldorf. Denn hier ist eine Auswechslung der Weichen unumgänglich. Und diese Arbeiten sind bei laufendem Betrieb so gut wie unmöglich.

Betriebssperre

So muss zumindest auf diesem Streckenabschnitt mit einer Teilsperre der 31 Jahre alten Linie gerechnet werden. Das Management der Wiener Linien will diese Teil­sperre nicht bestätigen, ein Dementi hört sich aber anders an: „Eine Sperre ist eine Option. Techniker arbeiten aber an Lösungsansätzen, einen vorrübergehenden Betriebsausfall zu verhindern.“

Für Wiens Vizebürgermeisterin Renate Brauner ist die Generalsanierung ein Gebot der Stunde: „Ich habe die Sanierung der U4 in Auftrag gegeben. Anfang 2013 müssen Pläne auf den Tisch.“ Die politische Forderung setzt aber die operativen Abteilungen des Öffi-Unternehmens unter Druck:

Denn anders als bei der U1-Sperre im heurigen Sommer, gibt es entlang des Wientals (in beiden Richtungen) keine Öffi-Alternativen. Um die Passagiere der U4 umzuleiten, müsste entlang der Westeinfahrt und der Hadikgasse ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet werden. Bedeutet, dass auf den ohnehin täglich ver­stauten Hauptverkehrs­routen zur und von der Westautobahn Busspuren eingerichtet werden müssten. Das Stauchaos im Westen Wiens wäre somit perfekt.

Aktuell ist der Betrieb der U4 nur durch tägliche Sofortmaßnahmen aufrecht zu erhalten. So müssen Arbeitstrupps beinahe jede Nacht den zerbröselnden Gleiskörper ausbessern. Parallel dazu werden großteils neue V-Wagen auf der maroden Strecke eingesetzt. Denn die dauernden Vibrationen würden den alten Silberpfeilen zu stark zusetzen.

Marode Infrastruktur

Obwohl Finanzstadträtin Brauner Druck macht, geben sich die Wiener Linien betreffend Beginn der Mega-Sanierung bedeckt. Answer Lang: „Die Pläne liegen Anfang 2013 im Rathaus vor. Aber alle Aufträge müssen EU-weit ausgeschrieben werden. Auch davon hängt der Baustart ab.“ Mit Behinderungen auf der U4 muss bereits ab Sommer 2013 gerechnet werden. Die mögliche Wiental-Sperre ist für Sommer 2014 zu erwarten. Tenor der Rathausopposition (ÖVP, FPÖ): „Die Infrastruktur wird in Wien ausgehungert. Jetzt muss teuer saniert werden. Siehe auch Wasserrohre und Stromnetz.“

Am Mittwoch um 8.30 Uhr stand auch die U2 für 30 Minuten still. Bei einem Silberpfeil ließen sich die hydrau­lischen Bremsen nicht mehr lösen – ein typischer Defekt bei zu altem Wagenmaterial.

FAKTEN

31 Jahre alt Am 20. Dezember 1981 wurde die grüne Linie von Hütteldorf nach Heiligenstadt eröffnet.
Stationen Auf einer Streckenlänge von 16,5 Kilometern liegen 20 Stationen.
Höchste Frequenz Mit 328.000 Fahrten ist die U4 die beliebteste U-Bahn-Linie Wiens. Gefolgt von der U1 und der U6.
4-mal um die Erde Alle fünf Wiener U-Bahn-Linien legen zusammen pro Tag 180.000 Kilometer zurück. Somit fahren die 100 U-Bahn-Garnituren pro Tag vier Mal um die Erde. Es gibt insgesamt 101 U-Bahn-Stationen.

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