U-Bahn-Stars: Für eine Handvoll Euro und ein Jesus-Gebetskärtchen

Nana tritt am Westbahnhof auf
Musikprojekt am Westbahnhof läuft seit drei Wochen. Weiter Kritik an fehlender Gage.

Der Gitarrenkoffer steht aufgeklappt vor dem Mikrofon, bereit für die ersten Spenden. Musikerin Nana macht einen Sound-Check, einige Passanten beobachten die Vorbereitungen und verlangsamen ihre Schritte. Seit drei Wochen spielen die 14 U-Bahn-Stars nun schon im Geschoß zwischen U3 und U6 am Westbahnhof.

Eine davon ist eben Nana, die sich auf ihren eineinhalbstündigen Auftritt vorbereitet. Die Künstler sollen die Passanten nicht nur mit ihrer Musik erfreuen – ihre Anwesenheit soll auch das Sicherheitsgefühl erhöhen, so der Gedanke von Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ), die das Projekt initiiert hat.

Das funktioniert auch, ist die 26-jährige Musikerin überzeugt: "Normalerweise ist es belebt hier. Aber vergangenen Sonntag war wenig los. Da haben die Passanten aufgrund der Musik in der Station schon entspannter gewirkt." Dann beginnt Nana zu singen und begleitet sich dazu auf der Gitarre.

Den Passantinnen Kerstin und Bianca gefällt Nanas Musik – und auch sie bestätigen: "Die Musik verbessert die Atmosphäre und sorgt für mehr Entspannung." Die gebürtige Münchnerin Nana hat schon viel Feedback vom Publikum bekommen. Sie hat ihre Social-Media-Daten an ihrem Koffer angebracht, daher kontaktieren sie manche Leute auch nach der Show, um ihr Komplimente zu machen.

Fixes Gehalt gibt’s nicht

Komplimente und Spenden – das ist der Lohn der U-Bahn-Stars, denn eine fixe Gage erhalten sie nicht. Sie dürfen für ein Hutgeld spielen. Wobei auch schon das eine oder andere Geschenk im Gitarrenkoffer landete, erzählt Nana und lacht: "Es sind auch schon Jesus-Gebetskärtchen, ein T-Shirt und ein Pensionistenausweis in meinem Koffer gelegen."

Die Gewerkschaft fordert Gagen für die Musiker, da diese für alles verantwortlich sind, jedoch dafür kein fixes Entgelt erhalten. Laut Peter Paul Skrepek, Vorsitzender der Sektion Musik, seien die Wiener Rahmenbedingungen unzumutbar.

Dass es keine fixe Entlohnung gibt, findet Nana einerseits schade, weil die Wiener Linien die Musiker schließlich engagieren. "Andererseits ist es eine tolle Möglichkeit für Musiker, hier spielen zu können, weil hier immer viel los ist." Die Höhe der Spenden sei unterschiedlich: "An einem Sonntag waren es einmal um die 80 Euro, dafür an einem Freitagabend weit über 100 Euro". erzählt sie.

Ob das Projekt künftig auch auf andere U-Bahn-Stationen erweitert werden soll, wird momentan von den Wiener Linien evaluiert.

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