Treffpunkt Wien: Von Löwen, Hektikern und Bösewichten

Treffpunkt Wien: Von Löwen, Hektikern und Bösewichten
Schauspieler Martin Bermoser über seine Rolle als geldgieriger Manager, sein Kindercafé und seine erste Nacht in Wien.

„Also ich musste sie jetzt noch kennenlernen“, sagt die Frau zu Martin Bermoser, die unlängst beim Bühnenausgang des Raimund Theater auf ihn wartete. „Weil so unsympathisch kann kein Mensch auf der Welt sein.“

Sie ist nicht die erste, die ihn zu sehr mit seiner Rolle als Richard Rattinger im Musical „I Am From Austria“ gleichsetzt. Denn die Krux beim Darstellen eines Bösewichtes, die erkennt Bermoser gerade: Es macht zwar richtig viel Spaß. Dafür muss man sich nach beim Schlussapplaus mitunter Buh-Rufe gefallen lassen.
 

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Martin Bermoser als Richard Rattinger in weiß-geblümtem Anzug.

Zumindest die Frau am Bühneneingang konnte er binnen 30 Sekunden überzeugen, dass er nicht der geldgierige, herzlose, Wolf-im-Schafspelz-Manager ist, den er in dem Fendrich-Musical mimt. (Nicht einmal im Musical ist er das immer. In Zweitbesetzung spielt er manchmal auch die Hauptfigur.)

Und im KURIER-Interview zeigt sich rasch, dass sein Musical-Engagement nur eine Arbeit von mehreren ist, denen der Künstler, gebürtige Kärntner und zweifache Vater gerade nachgeht.

Zum Gespräch hat Martin  Bermoser das Café Jelinek vorgeschlagen. Hier trifft er sich häufig mit Schauspielkollegen Nikolaus Barton, um an ihrer gemeinsamen Drehbuchidee zu basteln. Es soll eine TV-Serie über Freundschaft und den Wiener Hades werden, so viel kann er schon verraten.

Kreativstätte

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Das Kaffeehaus in der Otto-Bauer-Gasse in Wien-Mariahilf sei zum Schreiben jedenfalls der ideale Ort. Weil immer etwas los ist, findet er. Und weil man sich in dem kuscheligen Lokal mit der alten Blümchen-Tapete, den gerahmten Fotos in Sepia und dem schmiedeeisernen Holzofen doch nur wohl fühlen könne.

Seinen Kultstatus verdankt das Jelinek vor allem seinen vormaligen Betreiber Maria und Günther Knapp. Die haben sich mit großer Sorgfalt aber ebenso großer Strenge um ihre Gäste gekümmert. 2004 gingen sie in den Ruhestand; die Gastronomen Stephan Schiffner und Manfred Haas vom gegenüberliegenden Beisl Steman haben übernommen. Das Schild mit den Worten „Wer’s eilig hat, wird nicht bedient“ hängt aber weiterhin an der Wand hinter der Theke.

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Manfred Haas: "Wir würden nie etwas am Lokal ändern."

Dem Besucherstrom hat der Betreiberwechsel keinen Abbruch getan. Es ist erst früher Nachmittag und alle Tische sind besetzt. Martin Bermoser hat ein Platz im hinteren Zimmer ergattert.

Die erste Nacht

Einen Platz im Reinhardt Seminar hat er damals, als er nach der Matura von Kärnten nach Wien kam, hingegen knapp nicht bekommen. Er schied in der letzten Runde aus und sollte dann am Konservatorium Wien unter der Leitung von Elfriede Ott studieren. „Im Endeffekt war das eh der richtige Weg. Auch wenn ich das damals noch nicht gesehen habe.“

Seinen allerersten Tag in Wien hat er dennoch in guter Erinnerung behalten. Besonders den Abend.

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Martin Bermoser im hinteren Zimmer des Café Jelinek.

„Ich bin ins U4. Dort war Heaven, also Gay Night. Und ich habe mich gefühlt wie im Schlaraffenland. Da waren so wunderbare Menschen, die mich alle irrsinnig freudig begrüßt haben. Mir Anhänger oder CDs geschenkt haben. Und ich war total happy, weil ich als Kärntner in der großen Stadt war, in der alles möglich ist.“

Happy ist er heute in Wien immer noch. Mittlerweile verheiratet, mit zwei Kindern. Wien hat er vor allem während seiner Zeit in New York schätzen gelernt, wo er als erster Österreicher in der Show "Blue Man Group" mitspielte.

"New York ist natürlich saucool. Und es ist auch beeindruckend, dass man 24/7 alles besorgen kann und Leute um 4.30 Uhr im Fitnessstudio joggen, während man leicht erheitert nach Hause geht. Aber irgendwann habe ich mir gedacht: Naaa, das ist mir doch too much."

 

Kaffee und Kinder

Er nimmt einen Schluck Kaffee.

Der sei übrigens auch ein Grund, weshalb er gerne ins Jelinek komme. „Seit ich ein eigenes Lokal betreibe, bin ich zum Kaffee-Feinspitz geworden“, sagt er. Vor eineinhalb Jahren eröffnete er mit seiner Frau das Lauserpause in der Leopoldstadt, ein Kindercafé mit Schaukel, Bällebad und Verkleidungsecke.

Und apropos verkleiden. Ende März wird Martin Bermoser für einige Abende die übertragene Rolle des Wolfs im Schafpelz abstreifen und an der Volksoper für "Der Zauberer von Oz" in die Rolle des Löwen schlüpfen.

Weil die Rollen der Guten manchmal doch auch lustig zu spielen sind.

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Infos und Fakten

Bermosers Projekte

I Am From Austria: Im Fendrich-Musical spielt Martin Bermoser den Antagonisten Richard Rattinger und in Zweitbesetzung die Hauptrolle Joesi Edler. Bis Mitte Juni im Raimund Theater. Infos dazu gibt es hier.

Der Zauberer von Oz: Martin Bermoser als Löwe im Musical von Harold Arlen. Am 21., 24., und 26. März in der Volksoper. Infos dazu gibt es hier.

Lauserpause: Gemeinsam mit seiner Frau betreibt Martin Bermoser das KinderCafé in der Leopoldstadt. Details zu dem Lokal gibt es hier.

Café Jelinek

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Die Speisen: Großtes Frühstücksangebot: Etwa „Vegetarisch Fit Plus“  (12,50 €). Kleinigkeiten wie Gulasch oder Sacherwürstel (beides um 6,50 €). Hausgemachte Kuchen.

Die Getränke: Kaffee – auch koffeinfrei – etwa nach Omas Art mit viel Milch (4,20 €), Sonnentor-Tees (3,90 €), Wein vom Weingut Weinwurm in Dobermannsdorf. (1/8l Grüner Veltliner kommt auf 2,50 €), Wieselburger Bier (0,5l kosten 4,20 €)

Die Lokale: Nichtraucherlokal. Wlan verfügbar. Täglich von 9 bis 22 Uhr geöffnet.

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