Treffpunkt Wien: Otto Bauer, sagt ihr Hausverstand

Unterwegs mit Musical-Darstellerin Irena Flury im Lokal "Otto Bauer". Wien, am 23.01.2018
Werbetestimonial und "I am from Austria"-Darstellerin Iréna Flury stärkt sich gern in der Otto-Bauer-Gasse.

Oft kommt es anders als man denkt, weiß Iréna Flury heute. Als vor fünf Jahren ein Kollege über ihre Wohnung in Mariahilf meinte, dass diese doch perfekt fürs Raimundtheater sei – weil: gleich ums Eck – da erwiderte sie noch überzeugt: "Das wird nie passieren." Ihr Fokus lag damals klar auf Sprechtheater und Film, das Musical war in den Hintergrund gerückt.

"Sag niemals nie", meinte der Kollege noch – und er sollte recht behalten.

Denn derzeit spielt Iréna Flury die weibliche Hauptrolle im Fendrich-Musical "I am from Austria".

Für die 33-Jährige eine besondere Ehre. "Als Teenagerin ist meine Grönemeyer-Fan-Phase nahtlos in eine Fendrich-Begeisterung übergegangen", erzählt sie, als sie den KURIER diese Woche nur unweit ihrer Wohnung zum Mittagessen getroffen hat. Im Lokal " Otto Bauer" in der gleichnamigen Gasse.

Bistro und Kunstgalerie

Treffpunkt Wien: Otto Bauer, sagt ihr Hausverstand
Das Restaurant "Otto Bauer" in Wien-Mariahilf am 23.01.2018.

Im Dezember vor zwei Jahren hat Andreas Ebner das ehemalige Möbelgeschäft seines Vaters in ein Restaurant verwandelt. Anfangs noch mit Partner, mittlerweile alleine führt er das kreativ eingerichtete Ladenbistro, das auch ein bisschen Kunstgalerie ist, mit dem bunt zusammengewürfelten Mobiliar, den unterschiedlichen Lampenkonstruktionen und einem metallenen Wolkengestell, das über der Bar von der Decke baumelt.

Von dieser Bar wird Iréna Flury nun von der Kellnerin der Kräutertee serviert.

Warum hat Iréna Flury ihre Einstellung zu Musicals eigentlich geändert? "Ich hatte lange Sorge, dass ich als Schauspielerin nicht ernst genommen werde, wenn ich in diesem Genre auftrete", sagt sie. "Aber mir ist bewusst geworden, dass die Engstirnigkeit des deutschsprachigen Raums (das Unterhaltungsfach als künstlerisch minderwertig zu betrachten, Anm.) für mich zutiefst unspannend ist. Genres machen doch gerade in ihrer Vielfalt Sinn. Wenn es nur Fassbinder-Filme gebe (Rainer Werner, Regisseur Anm.), wäre das auf Dauer ja langweilig." Iréna Flury nimmt einen Schluck Tee.

"Alles in Ordnung bei Ihnen?" Eine ältere Dame mit feinem Rollkragenpullover, Bernsteinkette und perfekt geföhnter Frisur beugt sich über den Tisch, vergewissert sich, dass die Gäste zufrieden sind. Tante Lilli (so ihr Spitzname, eigentlich heißt sie Ingrid Mandl) ist vom Lokalchef nie für einen Job interviewt worden. Dennoch hat sie von Anfang im Lokal mitgeholfen. Denn die 83-Jährige wohnt seit knapp 60 Jahren über dem Lokal und als sie die Bauarbeiten mitbekam, schaute sie mit Kaffee oder anderen Stärkungen vorbei. Heute ist sie aus dem Lokal nicht mehr wegzudenken.

Aufregende Werbung

Treffpunkt Wien: Otto Bauer, sagt ihr Hausverstand
Das Restaurant "Otto Bauer" in Wien-Mariahilf am 23.01.2018.

Während die KünsIréna Flury den ersten Bissen Lachsfilet auf Risotto aufspießt, erzählt sie von einem anderen Bereich, den sie lange gemieden hat. Auch aus Angst, in eine Schublade gesteckt zu werden, in der manche Dinge nicht mehr möglich sind: Werbung.

Als sie dann eine "Pfeif drauf"-Mentalität entwickelte, kam gleich ein Angebot, das für großes Aufsehen sorgte: Iréna Flury ist seit eineinhalb Jahren der Billa-Hausverstand. "Lustig ist ja, dass ich fast täglich zum Billa einkaufen gehe und nie erkannt werde", sagt sie und lacht.

Treffpunkt Wien: Otto Bauer, sagt ihr Hausverstand
Das Restaurant "Otto Bauer" in Wien-Mariahilf am 23.01.2018.

Apropos erkennen. Wenn man Iréna Flury als Emma Carter Lieder wie "I am from Austria" singen hört, würde man es nicht vermuten: Aber der Wiener Dialekt spielt bei ihr Zuhause keine Rolle. Iréna Flury ist zwar in Wien aufgewachsen, ihre Eltern sind jedoch Schweizer und so spricht sie zu Hause nur Schweizerdeutsch. Wenn sie sich aufregt, verfällt sie dennoch ins Wienerische. "Weil ich das mit Freunden spreche und man mit denen wohl häufiger flucht", sagt sie und grinst. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass man auf Wienerisch so gut schimpfen kann.

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