Transplantation: Strenge Regeln sollen Manipulation verhindern

Transplantation: Strenge Regeln sollen Manipulation verhindern
Keine Missbrauchsfälle in Österreich bekannt. Kuvertmedizin spielt eher in anderen Fächern eine Rolle

Auf der für die AKH-Ärzte zuständigen MedUni Wien verneint man, dass der Mediziner, der jetzt vor Gericht steht, überhaupt eine Möglichkeit gehabt hätte, bei seinem Patienten die Wartezeit auf ein Spenderorgan zu verkürzen. Zu streng seien die geltenden Richtlinien bei der Organverpflanzung.

Auch Wiens Patientenanwältin Sigrid Pilz hat keine Hinweise darauf, dass in Österreich derartige Manipulationen vorkommen. „Man kann sich darauf verlassen, dass die Vergabe von Organen nach Dringlichkeit erfolgt“, sagt sie. Auch der jetzt angeklagte Arzt sei davor noch nicht negativ bei der Patientenanwaltschaft aufgefallen.

Die Verteilung von Spenderorganen erfolgt über die Stiftung Eurotransplant, zu der neben Österreich sieben weitere Länder gehören. Von 81 Transplantationszentren werden die Daten von den Patienten, die ein Organ benötigen, an die Zentrale geschickt. Bei der Zuteilung sei laut Pilz die medizinische Dringlichkeit das zentrale Kriterium.

Dass auch dieses System nicht völlig von Missbrauch gefeit ist, zeigen Fälle in Deutschland, die in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen gesorgt hatten.

Dabei sollen Mediziner gegenüber Eurotransplant den Gesundheitszustand ihrer Patienten bewusst schlechter dargestellt haben, damit diese rascher ein Spenderorgan bekommen. Laut Pilz seien derartige Manipulationen in Österreich aber nicht bekannt.

Kuvertmedizin

Pilz kennt hingegen Fälle von „ Kuvertmedizin“ in anderen medizinischen Fächern, allen voran bei orthopädischen Eingriffen. Gegen Zahlung hoher Honorare sei Patienten „Vorfahrt auf der Warteliste“ verschafft worden.

„Bei uns landen aber auch solche Fälle nicht sehr oft“, sagt Pilz. Das habe damit zu tun, dass beide Beteiligten – der Arzt und der Patient – aus dem Geschäft einen Vorteil ziehen würden. Die Geschädigten, also Patienten die durch die Vorfahrt der „zahlenden“ Patienten länger auf ihre Operation warten müssen, würden die dahinterliegenden Machenschaften nicht bemerken können.

Kommentare