Töchterle will Crash im AKH abwenden

Während der Minister den drohenden Ärzte-Engpass abwenden will, schlägt ein Ökonom radikale Umstrukturierungen vor.

Es ist zumindest eine kleine Beruhigungspille für die von Sparzwängen geplagten AKH-Ärzte: "Wir schaffen es, dieses Problem zu lösen. Das Drohszenario 1. Februar werden wir abwenden", sagte Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle Freitag bei einer Podiumsdiskussion im AKH. Wie berichtet, sollen mit diesem Datum 14 Prozent der Nacht- und Wochenenddienste gestrichen werden, weil allein heuer die Uniklinik mit einem Minus von neun Millionen Euro abschließt. Seit Wochen laufen die Ärzte gegen die Sparpläne Sturm.

Für den Gesundheitsökonomen Ernest Pichlbauer sind ihre Proteste "absolut gerechtfertigt". Die Ursache der aktuellen Misere: "Das AKH hat zwei Herren mit unterschiedlichen Interessen." Während es der Stadt um die Versorgung der Patienten geht, ist für die MedUni das AKH primär Stätte für Forschung und Lehre. "Die Stadt versucht aber, auf Teufel komm raus Patienten ins AKH zu stopfen, weil es ja vom Bund mitfinanziert wird."

Video: Aufstand im Spital

Daten würden zeigen, dass in den vergangenen Jahren das tägliche Arbeitspensum, das ein AKH-Arzt in der Patientenversorgung leisten muss, immer mehr angestiegen ist. Es habe fast schon das Niveau anderer großer Kliniken erreicht, die aber keine Uni-Spitäler mit Forschungs- und Lehrauftrag sind. "Dies hat auch mit dem Abbau der Ärztestellen im Zuge der Uni-Ausgliederung zu tun", sagt der Ökonom. "Die ganze Arbeit bleibt bei den jungen Assistenzärzten hängen, die 1600 € brutto im Monat verdienen." Dabei seien sie eigentlich im AKH, um ihre Facharzt-Ausbildung zu absolvieren, zu forschen und zu lehren. "Ihnen gegenüber stehen zu viele Professoren, die keinen großen Arbeitseifer mehr haben, sondern lieber ihren Titel vergolden."

Halbe Bettenzahl

Für das AKH schlägt er eine radikale Lösung vor: "Für seine universitären Aufgaben kommt das Spital mit der halben Bettenzahl durch." Die Patienten könnten auf die anderen Krankenhäuser aufgeteilt werden. Dazu müssten diese aber attraktiver gemacht werden. Zudem bedürfe es eines Ausbaus der Arztpraxen.

Eine zweite Möglichkeit: In einer Vereinbarung wird festgelegt, wie viele Patienten das AKH zu versorgen hat. "Für die Leistungen, die darüber hinausgehen, muss die Stadt selbst Ärzte anstellen."

Pichlbauer fordert ein Zusammenlegen der Führung. Dieses Thema wird noch vor Weihnachten zwischen Ministerium, Stadt, AKH und Uniklinik diskutiert. Zuvor gibt es noch ein Gespräch zwischen Töchterle und Wiens Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely.

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