Testlabor trennt sich von 306 Mitarbeitern – und versteigert sein Inventar
Alles muss raus: Vom Inkubator-Schrank Baujahr 2021 (Rufpreis 1.400 Euro) über den Laborhocker Modell Bimos um 14 Euro bis hin zum Feuerlöscher (Rufpreis 6 €). Auf der Auktionsplattform aurena.at trennt sich gerade ein Covid-Labor von seinem Inventar. Allein im ersten Teil der Versteigerung warten 643 Posten auf Interessenten.
Die Ortsangabe – Klinik Penzing, Pavillon 16 – macht rasch klar, um wen es hier geht: An dieser Adresse ist das Labor Lifebrain angesiedelt. Jene Firma, die mit ihren Covid-Massentests im Rahmen des Programms „Alles gurgelt“ in den vergangenen Jahren für Furore (zum Teil aber auf für Kritik) gesorgt hat.
450.000 PCR-Tests pro Tag wurden hier zu Spitzenzeiten ausgewertet. Inzwischen – mit Abflauen der Pandemie und der Rücknahme der meisten Beschränkungen – sind es nur noch 25.000 täglich.
Schrumpf-Prozess
Von den bisher fünf bespielten Pavillons auf dem Spitalsareal bleibt daher nur mehr einer übrig. Das Unternehmen trennt sich aber nicht nur von den nicht mehr benötigten Räumlichkeiten samt Einrichtung, sondern auch von einem großen Teil der verbliebenen Mitarbeiter. Von den 550 wurden mit Freitag 306 freigestellt.
Schließlich fällt mit 1. März die Testpflicht für die Besucher von Spitälern und Pflegeheimen, mit 30. Juni wird dann auch „Alles gurgelt“ in Wien eingestellt.
Für die Gekündigten wurde bereits im Vorjahr ein Sozialplan erstellt, heißt es seitens des Unternehmens.
„Uns war von Anfang an klar, dass die Pandemie zum Glück auch wieder zu einem Ende kommen wird“, sagt Lifebrain-Geschäftsführer Michael Havel, der gleichzeitig von einem „überaus schmerzlichen und schwierigen Schritt“ spricht.
Im Vorjahr war davon die Rede, dass am Standort weiterhin PCR-Tests, allerdings für andere Anwendungsgebiete, angeboten werden sollen. Man befinde sich noch in Evaluierung, nötig sei auch eine Abstimmung mit dem Eigentümer von Lifebrain, sagt ein Sprecher zum KURIER. Denkbar sei, dass man künftig die Tests auch für außermedizinische Bereiche anbietet, etwa für Wasser-Untersuchungen. Eine völlige Stilllegung des Standortes sei jedenfalls nicht vorgesehen.
"Keine goldene Nase"
Vielfach, auch von politischer Seite, wurde Lifebrain vorgeworfen, mit dem Wiener Testprogramm enorme Gewinne erzielt zu haben. „Es ist aber ein Blödsinn, dass wir uns eine goldene Nase verdient haben“, betont der Sprecher. Man habe noch nicht einmal die 65 Millionen Euro zurückverdient, die man investiert habe.
Dazu soll auch die aktuell laufende Veräußerung des umfassenden Inventars beitragen. Ein Teil der Gerätschaften soll aber auch karitativen Institutionen zur Verfügung gestellt werden.
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