Das dort angesiedelte Tee-Institut wurde 1951 ins Leben gerufen, um dem Tee-Unwissen der Wiener entgegenzuwirken. „Die österreichische Hausfrau, eine perfekte Kaffeeköchin, scheut sich manchmal Tee zuzubereiten oder spart bei der Teemenge“, ist etwa in der Gründungsgeschichte zu lesen. Das sei heute in keiner Weise mehr zeitgemäß, so Brunner.
Neue Präsentation
Kaffeeliebhaber müssen trotz des Tee-Vormarsches aber nicht bangen, sagt Wolfgang Binder, Inhaber vom Café Frauenhuber und Obmann der Kaffeehausbetreiber in der Wiener Wirtschaftskammer. Nach wie vor würden 80 Prozent der Gäste Kaffee bestellen – und nur
20 Prozent Tee. Es zeichnen sich aber neue Trends ab. „Eigene Eisteekreationen sind sehr gefragt“, sagt Binder – passend dazu ist heute, Freitag, der internationale Tag des Eistees.
Aber nicht nur das Getränk an sich, auch die Präsentation habe sich geändert. Tee werde immer seltener in Glashäferln serviert, viel öfter sind es Kännchen. „Man kann das Teetrinken so viel mehr zelebrieren und jeder kann den Tee nach eigenem Belieben ziehen lassen“, so Binder.
Dass der Schritt weg vom Kaffee und hin zum Tee gelingen kann, zeigt der Werdegang von Andrew Demmer. Sein Großvater war ein Schwergewicht am Kaffeemarkt. 1951 eröffnete er unter anderem am Kohlmarkt das Café Arabia und führte dort die Espressokaffee ein (eine Ausstellung über das Café Arabia ist derzeit im Jüdischen Museum Wien zu sehen).
„Ich habe als junger Mann eine eigene Spielwiese gesucht und habe mich dem Tee gewidmet“, sagt Demmer. Das Unterfangen gelang: Seit 1981 ist das Demmer Teehaus aus Wien nicht mehr wegzudenken. Unter anderem auch wegen Sorten, die den Teegeschmack der Wienerinnen und Wiener bedienen soll, wie etwa die „Sacher Mischung“, die an das Hotel Sacher geliefert wird.
Tee sei zwar konstant beliebt, aber Kaffeeliebhaberei steige immer weiter an, sagt Demmer. Vor 40 Jahren hätten Österreicher noch 3,5 Kilo pro Kopf und Jahr getrunken, mittlerweile seien es 8,5 Kilo.
George-Clooney-Effekt
Das liege am Marketing, sagt Binder. „Nespresso“ bewerbe – etwa mit George Clooney – nicht nur die eigene Marke, sondern den Kaffeegenuss an sich. „Das wirkt sich immens auf die gesamte Branche aus.“
Binder und Demmer hätten versucht, den Tee mit Events noch beliebter zu machen. Tee-und Käse-Verkostungen seien aber nicht der Renner gewesen. (Zu Blauschimmel passt übrigens Oolong-Tee.)
Einen neuen Versuch können die Berliner von „Paper& Tea“ wagen. Sie wollen unter anderem Teeseminare und Teemeditationen anbieten. Aber auch neue Kreationen wie alkoholfreie Tee-Cocktails.
Kommentare