Taylor-Swift-Ermittlungen: Bekannter von Beran A. verurteilt

Prozess gegen Bekannten Beran A.
24 Monate teilbedingte Haft: Der 19-jährige Iraker verteilte IS-Propaganda und wollte Frauen vorschreiben, wie sie sich kleiden sollten.

Zusammenfassung

  • 19-jähriger Iraker verurteilt zu 24 Monaten Haft, davon 18 Monate bedingt, wegen Verbreitung von IS-Propaganda.
  • Kontakt zu mutmaßlichem Swift-Attentäter führte zur Untersuchung und Entdeckung von IS-Material auf seinem Handy.
  • Ermittlungen wegen Kindesmissbrauchsmaterials auf seinem Handy noch nicht abgeschlossen.

Der 19-jährige Iraker, der am Montag auf der Anklagebank in Wien sitzt, wäre vermutlich nicht so schnell in den Fokus des Verfassungsschutzes gekommen, wäre nicht der mutmaßliche Anschlagsplan auf das Taylor-Swift-Konzert im August in Wien bekannt geworden. Als die Ermittler das Handy von Beran A. untersuchten, stießen sie auf die Nummer des 19-Jährigen (er wird von Rechtsanwalt Andreas Reichenbach vertreten).

"Wir haben hier gleich mehrere Warnsignale, die rot aufleuchten", sagt der Staatsanwalt. Zum einen wollte er Frauen vorschreiben, dass sie sich verhüllen müssen, keine Fotos von sich veröffentlichen. Außerdem fand sich "bestialisches IS-Material" auf seinem Handy. Und dann auch noch der Kontakt zu Beran A. "Das ist ein verheerendes Gesamtbild", sagt der Staatsanwalt.

2015 geflüchtet

Der Angeklagte flüchtete 2015 mit seiner Mutter und seiner Schwester nach Österreich. "Wegen dem IS?", fragt Richter Andreas Hautz. "Nein, etwas anderes. Aber das will ich nicht sagen", erklärt der gelernte Elektrotechniker. Der Vater ist gestorben. Mutter und Schwester hätten einen westlichen Lebensstil. Glaubensangelegenheiten seien sehr liberal in der Familie gelebt worden, erzählt er. 

Warum dann IS-Propaganda? "Ich war nur neugierig, wollte recherchieren." "Auf Ihrem Handy sind Sachen drauf, da dreht's einem den Magen um", hält der Richter dagegen. 

Auch Schiiten sah der junge Mann nicht als Muslime an. "Ja, der Meinung war ich. Aber auch meine Mutter ist Schiitin. Niemand sollte jemand anderen töten, nur weil er einen anderen Glauben hat", sagt er jetzt.

Bekleidungsvorstellungen

Er habe seiner Familie auch nie Vorschriften gemacht, wie sie sich kleiden solle. Der Richter ist neugierig: "Was sollten Frauen ihrer Meinung nach verhüllen?" - "Kopf und Körper." - "Was ist mit Gesicht und Händen?" - "Das muss nicht sein."

Den mutmaßlichen Swift-Attentäter habe er in einer Moschee kennengelernt. "Er hat mich gefragt, ob ich ihm wegen einer Wohnung helfen kann", sagt der Angeklagte. "Wir haben ein Mal telefoniert. Mehr nicht."

Dass seine Einstellung falsch war, habe er in der Haft eingesehen. "Die Leute von Derad (Deradikalisierungsverein, Anm.) sind gute Menschen. Die haben mir viel erklärt." Er wolle seine Ausbildung fertig machen und die Matura nachholen. "Dann will ich Physik oder Medizin studieren", erklärt der 19-Jährige.

Das Schöffengericht verurteilt den jungen Mann zu 24 Monaten Haft, davon 18 Monate bedingt; rechtskräftig. Die sechs Monate, die er im Gefängnis verbringen muss, hat er bereits in der U-Haft verbüßt. Er kann somit das Gericht als freier Mann verlassen.

Es könnte nicht der letzte Gerichtsauftritt des 19-Jährigen gewesen sein. Auf seinem Handy fand sich auch Kindesmissbrauchsmaterial. Die Ermittlungen dazu sind noch nicht abgeschlossen.

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