Taxi-Branche droht der Kolbenreiber
Der Motor des Wiener Taxi-Gewerbes mit knapp 5000 Fahrzeugen stottert seit Jahren. Doch der Mitte dieser Woche präsentierte Fahrtendienst-Anbieter Uber könnte für so manchen Taxi-Unternehmer den finalen Kolbenreiber bedeuten.
Der global erfolgreiche Dienst kommt im Schnitt um 25 Prozent billiger und ist auch schneller verfügbar. Einzige Problematik: Die Anmelde-Formalitäten könnten Interessenten abschrecken, und der Fuhrlohn ist nur über Kreditkarte im Fahrzeug zu zahlen (Details dazu siehe Info-Artikel unten).
Die Idee ist einfach: Mietwagen-Chauffeure und Taxi-Lenker sollen ihre Stehzeiten nutzen. In diesen Zeitfenstern können sie über eine Handy-App vom Fahrgast bestellt werden. Am Display erkennt der Kunde, welche Autos frei sind, wo sie sich befinden und wie schnell sie am Einsatzort sind.
Wettbewerbsverzerrung
Für Wiens Taxi-Obmann Christian Gerzabek stellt Uber eine Wettbewerbsverzerrung dar: "Limousinen-Fahrer brauchen keinen Taxi-Schein. Ich glaube nicht, dass jeder der Limo-Chauffeure Wien sehr gut kennt. Weiters fallen Taxi-Konzessionsprüfung und Funkgebühr weg. Zusätzlich werden weniger Taxis gekauft. Wirtschaft und Öffentliche Hand verlieren somit Geld."
Taxler-Legende Thomas Schwarz (Bild oben) geht im KURIER-Gespräch noch einen Schritt weiter: "Wenn Uber erfolgreich wird, dann sind den vielen Schwarzfahrern im Gewerbe alle Türen geöffnet." Schwarz betont ein wichtiges Detail: "Korrekt angemeldete Taxi-Lenker müssen unbescholten sein. Bei Limo-Chauffeuren ist das nicht so."
Uber machte in den letzten Monaten europaweit Negativschlagzeilen. Denn in vielen Großstädten gingen erboste Taxler auf die Straße. Sie protestierten gegen die neue Konkurrenz. Allerdings waren in diesen Städten ganz normale Autobesitzer, also keine Berufs-Chauffeure, als Uber-Fahrer tätig. In Wien wird dieses Modell (noch) nicht angestrebt. Und in Berlin wurde der "private Taxler" vor Kurzem gerichtlich verboten.
Das Unternehmen Uber wurde 2009 in San Francisco gegründet – als Technologiekonzern. Schon damals wurde die Idee der Fahrtendienst-App geboren. Das System wird in 178 Städten in 44 Nationen angeboten. Johannes Wesemann, General Manager von Uber-Österreich, im Interview.
KURIER: Mit der Uber-App katapultieren Sie Wiens Taxi-Branche in das Cyber-Zeitalter. Können Sie zur Konkurrenz der alt eingesessenen Taxler werden?
Johannes Wesemann: Die Taxi-Branche hat sich seit Jahrzehnten nicht bewegt. Wir bieten ein völlig anderes Konzept, orientiert am Handy-Zeitalter, an.
Wer ist Ihr Zielpublikum?
Vorwiegend die Smartphone-Generation und serviceorientierte Kunden. Es gibt immer mehr User, die über Apps Infos und Unterhaltung herunterladen.
Warum sollten Chauffeure von Limousinen-Diensten Mitarbeiter von Uber werden?
Das Hauptgeschäft von Limo-Chauffeuren ist es, Gäste von Hotels zum Flughafen zu fahren. Das Gewerbe ist von langen Stehzeiten geprägt. Wir sagen: Reduziere die Stehzeiten und erhöhe die Auslastung und somit die Umsätze.
Sie behaupten, billiger als Taxis zu sein. Im Schnitt um etwa 25 Prozent. Wie ist das möglich?
Nacht- und Wochenendzuschläge gibt es nicht. Auch der Funk-Tarif entfällt. Für Flughafenfahrten gibt es eine 20-Euro-Startaktion. Danach kostet die Fahrt 30 Euro.
Zur Technik. Werden alle Uber-Chauffeure mit der vorgeschriebenen Technik ausgerüstet?
Das Unternehmen stellt Navi-Handys zur Verfügung und schult die Fahrer ein.
Ist das System rechtlich gedeckt?
Fahrzeuge und Insassen sind versichert. Und wir lassen die Driver bewerten. Bei Problemen gibt es Schulungen.
Uber-App auf das Smartphone laden. Abhol-Standort eingeben. Auf dem Display scheint ein Stadtplan auf. Darauf zu sehen sind die Fahrzeuge, die gerade frei und in der Nähe des Kunden sind. Auch scheint das Profil und die Bewertung des Chauffeurs auf. Bezahlt wird über Kreditkarte. Die Daten der persönlichen Karte sind in der App bereits hinterlegt. Die Abbuchung erfolgt automatisch. Der Startpreis beträgt zwei Euro. Jeder Kilometer kostet 0,99 sowie jede Minute weitere 0,28 Euro. Uber könnte bald auch in Graz und Salzburg auf den Markt drängen.
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