Tauchschule steht vor dem Untergang

Timmermann weiß nicht, wo er seine Tauchkurse künftig abhalten soll.
Weil das Stadthallenbad keine Taucher mehr will, fehlen Tauchschulen wichtige Wasserflächen.

Seit 15 Jahren veranstaltet Christian Timmermann mit seiner Firma Dive Company beim Wiener Ferienspiel Tauchkurse – doch für heuer sieht es schlecht aus. "Nach der Sperre des Stadthallenbads bin ich zu den Schulbrüdern in Strebersdorf übersiedelt", erzählt Timmermann. Diese sperren aber ab Juli ihr Hallenbad, reißen es ab und bauen stattdessen Wohnungen. Der Weg zurück in das sanierte Stadthallenbad bleibt Timmermann versperrt.

Dort will man keine Taucher mehr haben. Zwar kann man Bahnen mieten, sogar den fünf Meter tiefen Bereich unter dem Sprungturm. Allerdings: "Die Mitnahme und Verwendung von Bleigewichten und Druckluftflaschen ist nicht gestattet", steht in den Geschäftsbedingungen.

"Glauben Sie wirklich, ich wäre 20 Jahre im Stadthallenbad Mieter gewesen, wenn ich etwas beschädigt hätte?", sagt Timmermann. "Ich habe eher das Gefühl, dass die mich nicht wollen."

Reaktion

Stadthallenbad-Chefin Sandra Hofmann verhehlt das gar nicht. "Ich muss auf das Bad aufpassen", sagt Hofmann. Immer wieder habe es Beschädigungen von Fliesen und Becken gegeben. Nach der langen Sanierung sei das Bad endlich dicht, alle Fliesen dreifach abgedichtet. "Außerdem haben wir noch immer Gerichtsverfahren offen, da will ich kein Risiko eingehen", sagt Hoffmann. Die MA 44 (Wiener Bäder) hätten den betroffenen Tauchschulen aber Angebote gemacht. Timmermann wurde auch das Amalienbad angeboten.

Das bestätigt Timmermann zwar, doch bis auf ein Telefonat gibt es bis heute kein konkretes Angebot: "Ich warte noch immer auf den Rückruf von der MA 44."

Für ÖVP-Gemeinderätin Isabella Leeb ist die Causa einmal mehr ein Beweis für das Versagen der Stadt. "Die Besucherzahlen in den Bädern gehen zurück", sagt Leeb. "Statt die Rentabilität der Bäder zu erhöhen, werden den Tauchschulen Prügel zwischen die Beine geworfen."

Das bestätigen auch andere Tauchschul-Besitzer wie Reinhard Feichtinger, Chef von Neptun Diving: "Ursprünglich wollten wir ins Stadthallenbad. Doch jetzt suchen wir bereits Ersatz in Niederösterreich." Allein im Vorjahr haben drei Tauchschulen geschlossen. Heuer könnten weitere dazu kommen.

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