"Tankstellen-Arzt": "Man will mich mundtot machen"
Mediziner Dieter Zakel machte schon mehrmals Schlagzeilen: Das erste Mal im April 2014, als er just auf einer Tankstelle eine Praxis eröffnete. Und das bis dato letzte Mal, als er heuer im März via Facebook seine Freude über die Krebserkrankung des grünen Nationalratsabgeordneten Karl Öllinger kundgetan haben soll.
Er fragte: "Der Öllinger hat Krebs?" – und versah das Posting mit einem "Fantastisch!"-Smiley. Die Ärztekammer stellte daraufhin Konsequenzen in Aussicht. Zu Sanktionen kam es aber nicht, da Zakel mittlerweile in Papua-Neuguinea lebt und nicht mehr auf der österreichischen Ärzteliste aufscheint – sprich: zurzeit hierzulande gar nicht praktiziert. Als "Berufsverbot" wäre dies jedoch nicht zu verstehen, meint er.
Allerdings kündigte die Ärztekammer eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Linz wegen des Verdachts der Verhetzung gegen Zakel an. Grund sind dessen islamfeindliche Äußerungen in sozialen Netzwerken. Im KURIER-Interview nimmt der umstrittene Mediziner nun erstmals zum Öllinger-Posting Stellung. Punkto Islam schüttet er weiter Öl ins Feuer.
KURIER: Wie kann sich ein Arzt über die Krebserkrankung eines Menschen freuen?
Dieter Zakel:Das hab ich ja nicht getan. Ich wusste gar nicht, dass Öllinger Krebs haben soll. Ich hab’ das in der Zeitung gelesen und daraufhin bei meinen Facebook-Freunden nachgefragt. Dabei hab ich vergessen, das Emoticon von einem vorherigen Posting zu löschen. Als ich bemerkt hab’, dass das bei manchen Menschen ungut ankommt, hab’ ich es sofort in einen traurigen Smiley umgewandelt und das Posting dann sogar gelöscht. Aber da war es schon zu spät, da waren die Screenshots schon veröffentlicht. Ich hab’ bloß eine Frage gestellt und das Posting gleich korrigiert. Wirklich verhöhnt, wie das geschrieben wurde, hab’ ich Öllinger nicht – das hätte anders ausgesehen.
Sie meinen also, man habe Ihnen schaden wollen?
Ja. Die Hetzmeute, die Facebook und Twitter für Organisationen wie "Heimat ohne Hass" oder für die Grünen durchforstet, hat das Posting, das nur kurz online war, publiziert. Die wollen Leute mundtot machen. Aber da ich mir keine strafbare Handlung zuschulden kommen hab’ lassen, hat man versucht, das über die Ärztekammer zu spielen.
Erstens war ich da gar nicht im Lande. Und zweitens hat mich niemand um eine Stellungnahme gebeten (der KURIER hatte dies versucht, Zakel aber nicht erreicht; Anm.). Ein TV-Sender hat sogar ein Interview mit mir gefaked – der Reporter hat sich vor laufender Kamera mit meiner Mailbox unterhalten und dann so getan, als hätte ich aufgelegt.
Die Ärztekammer stellte nach dem Posting disziplinarrechtliche Konsequenzen in Aussicht. Was ist seither geschehen?
Nichts. Da ich nicht auf der österreichischen Ärzteliste stehe, ist die österreichische Ärztekammer nicht für mich zuständig. Man hat mich um keine Stellungnahme gebeten, es gab nicht einmal eine Kontaktaufnahme. Als ich ein Certificate of Good Standing beantragt habe (eine Unbedenklichkeitsbescheinigung für ein ärztliches Engagement im Ausland; Anm.) hat man mir erst wochenlang nicht geantwortet. Und in der Reaktion, die mein Anwalt schließlich erwirkte, hat man mir bloß mitgeteilt, dass wegen des Öllinger-Postings ,Erhebungen durchzuführen‘ seien und dass wegen eines Islam-kritischen Postings Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Linz ,zur Prüfung des Tatbestands der Verhetzung‘ erstattet werde. Von der Staatsanwaltschaft hab’ ich bis auf eine Aufenthaltsfeststellung bei der Einreise aber auch noch nichts gehört.
Wollen Sie wieder in Österreich praktizieren?
Ich kann es mir vorstellen. Ich bräuchte mich ja bloß wieder in die Ärzteliste eintragen lassen.
Laut Ärztekammer wäre das aber keine ,gmahte Wiesn‘.
Das seh ich nicht so. Da geht’s um die sogenannte Verlässlichkeitsprüfung – aber das ist alles Bullshit-Talk. Ich hab seit mehr als 20 Jahren bewiesen, dass ich ein guter Arzt bin. Das haben sie mit dem Kollegen Unden ja auch versucht.
Sie meinen Thomas Unden, den praktischen Arzt aus Strebersdorf, der Aufsehen erregte, weil er keine Asylwerber behandeln wollte.
Ja. Der hatte aber recht mit dem, was er gesagt hat. Da es einen Behandlungsvertrag zwischen Arzt und Patient geben muss, kann ich einen Flüchtling nicht behandeln, da ich keinen Vertrag mit ihm eingehen kann, wenn ich ihn nicht verstehe – außer er braucht Erste Hilfe oder eine Reanimation. Ein Arzt muss ja nicht jeden Patienten aufnehmen – dazu kann man ihn nicht zwingen.
Sie äußern sich sehr Islam-kritisch. Würden Sie einen Muslim mit derselben Sorgfalt behandeln wie einen Christen?
Natürlich. Ich behandle auch Nationalsozialisten, Internationalsozialisten, Marxisten und Grüne. Hier geht es ja um das Individuum – aber man muss das große ganze Bild im Auge haben.
Und das sieht Ihrer Ansicht nach wie aus?
Ich sehe den Islam als Bedrohung für unsere Verfassung: Der Islam ist ein Mindcontrol-System und ein politisches Vehikel für die Eroberung Europas. Das lässt sich geschichtlich belegen.
Ihre Kommentare auf Facebook und Twitter sind schon bekannt. Warum äußern Sie sich so provokant?
Ganz einfach – wenn man ein Problem nicht überzeichnet, fällt es nicht auf. Sagt man etwas durch die Blume, wird nicht darüber diskutiert. Mir geht es aber darum, einen Denkprozess und eine Diskussion anzuregen. Die interventionelle Psychotherapie ist ja auch eine Behandlungsmethode: Man macht die Leute auf ein Problem aufmerksam, damit sie sich damit auseinandersetzen.
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