"Tag der offenen Tür": Arbeit, Wohnen und ein Foto
Der Renner ist ein Foto mit dem Bürgermeister: "Darf ich ein Selfie machen?" fragt eine Frau. "Klar, ich liebe Selfies", erwidert Michael Häupl (SPÖ) und lacht. Beim Tag der offenen Tür am Samstag im Wiener Rathaus sind nicht nur zahlreiche Räumlichkeiten für Gäste geöffnet – auch Häupl persönlich empfängt Besuch. Viele stellen sich vor dem Bürgermeisterbüro an, um ihn einmal persönlich zu treffen.
Häupl gibt sich leutselig, er ist um kein Smalltalk-Thema verlegen: Sei es das Rauchen ("Ich habe seit 26 Jahren keine Zigarette mehr geraucht"), sein Schreibtisch ("Das nennt man geordnetes Chaos") oder die Ortschaft Kufstein ("Ich kenne dort ein Wirtshaus, das sperrt schon um 6 Uhr in der Früh auf").
Fast ein Fan
Einer der Besucher ist Norbert Schneeweiß, pensionierter Polizist und fast ein Häupl-Fan: "Was mir nicht gefällt, ist die Grün-Politik, die er mitträgt", sagt er. "Aber persönlich ist er ein sehr netter Mensch."
Schneeweiß klappt eine Glückwunschkarte auf: Seine Schwester – eine überzeugte Sozialdemokratin – feiere demnächst ihren 90. Geburtstag: "Schauen’S, ich hab’ den Bürgermeister eine Widmung für sie reinschreiben lassen. Da wird sie sich riesig freuen."
Ob er gerne in Wien lebe? "Ja, freilich", entgegnet Schneeweiß. "Ich bin ein so genannter Rucksack-Wiener: Ich kam als Jugendlicher in die Stadt, weil es am Land damals keine Arbeit gab."
Die Arbeitslosigkeit ist ein Problem, das nach wie vor die Besucher beschäftigt: "Darüber, und über das Thema Wohnen wollen ganz viele mit mir reden", schildert Häupl.
Viele Besucher sind außerdem neugierig, wie das Bürgermeisterbüro aussieht: "Ich habe auch schon das Büro des Kanzlers besichtigt. Das wirkte irgendwie steril. Hier gefällt es mir besser", erzählt etwa Besucher Kurt F.
Übrigens kommen beileibe nicht nur Wiener ins Rathaus: Die Studenten Tamara L. und Christopher H. aus Graz sind bei Freunden in Wien zu Gast. Als sie vom Tag der offenen Tür erfuhren, wollten auch sie Bürgermeister-Schauen gehen. Ob Wien in Graz einen guten Ruf habe? "Oh ja, auf jeden Fall", sagt Tamara. Und der Bürgermeister? "Der wirkt wirklich sehr nett", sind sich beide einig.
Vor dem Rathaus – zwischen gelben Luftballons, einer Luftburg und einer Kinderschmink-Station – steht Manfred Juraczka, Landesparteiobmann der ÖVP. Ob seine Partei eine Gegenveranstaltung abhalte? "Aber nein", entgegnet er. "Wir sind durchaus harmonisch miteinander." Vorhin sei einer der rotbekleideten Helfer der SPÖ vorbeigekommen: "Und der hat gesagt, wir sollen im Wahlkampf ein bisschen Gas geben. Die Grünen gehen ihm nämlich schon auf die Nerven", erzählt Juraczka und lacht.
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