Studenten auf Quartiersuche: Letzter Ausweg ist Eisenstadt

Studenten auf Quartiersuche: Letzter Ausweg ist Eisenstadt
Wohnheimplätze sind in Wien Mangelware – Wartezeiten von über einem Jahr sind Normalität.

Der Weg zu einem Studentenheimplatz in Wien ist oft steinig. Wartezeiten von einem Jahr und mehr sind keine Seltenheit. Durch die Streichung der Förderungen für Studentenwohnheimträger im Jahr 2010 spitzte sich die Lage weiter zu.

Julia Freidl, Mitglied des Vorsitzteams der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH): "Die Preise für einen Wohnheimplatz sind in den vergangenen Jahren um bis zu 60 Prozent gestiegen." Trotzdem leben 12.000 der knapp 185.000 Wiener Studenten nach aktueller Erhebung der ÖH in einem von insgesamt 98 Wohnheimen.

Wolfgang Mohl von der Österreichischen Jungarbeiterbewegung (ÖJAB), die in Wien 15 Heime mit insgesamt 2800 Betten betreibt: "Im August alleine hatten wir 1200 Anfragen nur für den Raum Wien, da kommen auf einen freiwerdenden Platz sechs Interessenten." Sogar ihr Heim in der Johannesgasse im 1. Bezirk, welches erst mit Oktober seine Tore öffnet, ist bereits restlos ausgebucht.

Ausweichquartier

Als Geheimtipp verweist Mohl auf das ÖJAB-Haus Eisenstadt. "Viele, die auf einer Warteposition für Wien gereiht sind, ziehen vorerst dorthin." Das verdeutliche gut die "verzweifelte Lage."

Das Problem vonseiten der Betroffenen betrachtet: Donnerstagnachmittag in der Inskriptionsstelle der Universität Wien. Katharina Walcher (18) kann wie viele andere dort ein Lied von der Odyssee nach einem Heimplatz singen.

Bereits im Jänner hat sich die frisch inskribierte Chemiestudentin beworben – "ziemlich früh", wie sie findet. Nach vier Registrierungen hatte sie Monate später gerade einmal eine fixe Zusage. Ihr wurde ein 10 m² großes Doppelzimmer mit "Blick auf den Hinterhof und dem Charme eines Schullandheims" angeboten. Mit 320 Euro Miete pro Monat "komplett überteuert für seine Hässlichkeit", sagt die Neo-Studentin. Sie lehnte ab und ist nun in ihrer "kleinen, aber feinen WG im fünften Bezirk happy". Sie hatte mehr Glück als viele andere, die ein solches Zimmer wohl mit Handkuss nehmen würden.

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