Straßenschlachten in Wien: Jetzt mischen sich die "Capos" ein

Straßenschlachten in Wien: Jetzt mischen sich die "Capos" ein
Nach mehreren Schlägereien und Messerattacken mit Schwerverletzen wollen jetzt die "Älteren" von Syrern und Tschetschenen verhandeln.

"Die Älteren haben miteinander telefoniert und werden schauen, dass sie eine friedliche Lösung finden" - mit dieser Ankündigung via Tiktok versucht der tschetschenische Influencer "Che" die aufgeheizte Stimmung in Wien zu beruhigen. Die Ankündigung verleitet, an "Capos", die Köpfe der italienischen Mafia zu denken, die bei Streitigkeiten eingreifen müssen. 

Nach Straßenschlachten zwischen Syrern und Tschetschenen brennt nämlich die Luft in der Stadt. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen der beiden Communitys. Seit Anfang des Jahres gab es schon Dutzende Messerattacken und teils Schwerverletzte auf beiden Seiten. 

Die Polizei ist natürlich auch an der Sache dran. "Es handelt sich bei den Beteiligten der letzten Tage um ethnische Gruppen, in denen das Ehrgefühl eine sehr wichtige Rolle spielt. Oftmals wird als Motiv die Kontrolle über den öffentlichen Raum genannt", heißt es seitens der Ermittler.

Auslöser für den ethnischen Konflikt dürfte ein zunächst harmloser Streit gewesen sein. Eine Gruppe jugendlicher, syrischer Asylwerber soll eine Gruppe jugendlicher Tschetschenen aufgefordert haben, einen Park zu verlassen. Als die Tschetschenen sich weigerten, kam es zur Schlägerei. 

Aussprachen eskalierten

Seitdem wird in Chats des Nachrichtendiensts Telegram gegeneinander gehetzt, wüste Beschimpfungen und Drohungen stehen an der Tagesordnung. Laut Polizei gab es schon mehrere Versuche von Aussprachen, die aber bisher immer eskaliert sind: "Es gab im letzten Jahr mehrere Situationen, in denen versuchte Aussprachen zwischen diesen ethnischen Gruppen in geringerem Ausmaß als in den letzten Tagen eskaliert sind. Dabei kam es zu Verletzten auf beiden Seiten, verursacht durch Messerstiche und andere Straftaten." 

Anfang Juni eskalierte eine Aussprache im Arthaberpark in Wien-Favoriten, wo ein Tschetschene durch einen Syrer schwer verletzt wurde.

Laut Polizei hängen alle Vorfälle miteinander zusammen. Bei den kriminalpolizeilichen Ermittlungen konnte auch schon ein Verdächtiger festgenommen werden. Der 29-jährige Tschetschene soll maßgeblich an der Straßenschlacht am vergangenen Freitag in der Brigittenau beteiligt gewesen sein. Ihm wird ein Mordversuch vorgeworfen, weswegen er sich in U-Haft befindet. 

"Die Älteren"

Ob bei den gescheiterten Aussprachen auch "die Älteren" dabei waren, die sich jetzt für Frieden einsetzen, ist nicht klar. Aber sowohl der 29-Jährige, der in U-Haft sitzt, als auch das Opfer der Messerattacke im Arthaberpark - ein 30-Jähriger - dürften zu diesen "Älteren zählen". 

Ob die Polizei bei den kommenden Friedensverhandlungen involviert ist, wurde bisher nicht kommuniziert. Man will aber mit großer Präsenz zeigen, dass man die Fehde in der Stadt nicht toleriert. 

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) beauftragte bereits Anfang der Woche das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, Aberkennungsverfahren für Beteiligte mit Schutzstatus einzuleiten. Das ist rechtlich möglich. Sie wirklich abzuschieben, ist aber ein Problem, denn viele haben subsidiären Schutz in Österreich. Das bedeutet, ihre Herkunftsländer, zum Syrien, werden als nicht sicher eingestuft. Sie dorthin abzuschieben, widerspricht deshalb der EU-Menschenrechtskonvention. Niemand darf in einen Staat abgeschoben werden, in dem für sie oder ihn das ernsthafte Risiko der Todesstrafe, der Folter oder einer anderen unmenschlichen oder erniedrigenden Strafe oder Behandlung besteht. 

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