Störaktion gegen jüdischen Soziologen

Störaktion gegen jüdischen Soziologen
Polnische Randalierer unterbrachen Auftritt von Zygmunt Bauman. Verfassungsschutz ermittelt.

Eine Störaktion überschattete den Vortrag des polnisch-britischen Soziologen Zygmunt Bauman Mittwochabend im Wien Museum. Eine Gruppe Männer war in das Gebäude eingedrungen und schrie polnische Sprechchöre: "Wir gedenken Helden. Kommunisten lassen wir nicht leben. Weg mit dem Kommunismus!" Laut der Plattform Indymedia soll es sich um rund 15 polnische Nationalisten gehandelt haben. Das Landesamt für Verfassungsschutz ermittelt. "Die Polizei ist nicht verständigt worden. Der Sicherheitsdienst ist eingeschritten, die Männer haben darauf das Gebäude ohne Widerstand verlassen", sagt Polizei-Sprecher Patrick Maierhofer.

Der 89-jährige Bauman war auf Einladung des Institutes für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) im Wien Museum. Er hielt einen Vortrag zum Thema "Diasporic Terrorism".

Schon einmal kam es bei einem Auftritt des Soziologen zu einer Störaktion polnischer Nationalisten. Im Jahr 2013 begrüßten ihn rund 100 Personen bei einer Vorlesung in Breslau mit den Worten: "Hau ab!" 2013 verzichtete Bauman auf den Ehrendoktor einer polnischen Privatuniversität, nachdem nationalistische Gruppen und Politiker Proteste während der Verleihung angekündigt hatten.

Sicherheitsvorkehrung

Ein weiterer Vortrag des gebürtigen Polen mit jüdischen Wurzeln sollte Donnerstagabend wie geplant im Kreisky-Forum stattfinden. Thema diesmal: Die Krise der Aufklärung. Zusätzliche Maßnahmen wurden nach dem Vorfall am Mittwoch keine getroffen. "Wir haben schon entsprechende Sicherheitsvorkehrungen", hieß es vonseiten der Veranstalter.

Bauman musste zwei Mal flüchten. Im Jahr 1939 floh er mit seiner Familie vor den Nazis in die Sowjetunion. Dort kämpfte er gegen das NS-Regime. Später kehrte er nach Polen zurück und unterrichtete Soziologie. Nach antisemitischen Hetzkampagnen verlor er dort seine Anstellung und wanderte nach Israel aus.

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