Wiener Linien: Widerstand gegen neue Stimme

APA9676970-2 - 03102012 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 0317 CI - Schauspielerin Angela Schneider am Mittwoch, 03. Oktober 2012, anl. ihrer Vorstellung als "Neue Stimme" der Wiener Linien in Wien. Die Stationsdurchsagen der gebürtigen Wienerin werden ab Dezember 2012 zu hören sein. APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
Auf Facebook und in Foren wollen viele Öffi-Benutzer die alte Stimme zurück.

Seit 9. Dezember des Vorjahres werden die Durchsagen in den Wiener U-Bahnen von Angela Schneider gesprochen – und längst nicht jeder Öffi-Fahrgast hat das den Wiener Linien verziehen.

Viele Jahre sagte Franz Kaida mit Wiener Zungenschlag Station um Station an, bis die Wiener Linien 2012 beschlossen, ein neues Klangbild zu schaffen. 2000 Menschen wurden dafür befragt. „Dabei hat die Mehrheit für eine weibliche Stimme votiert“, sagt Wiener-Linien-Sprecher Answer Lang. Auch „internationaler“ sollte die neue Stimme klingen, samt neuer Signaltöne.

Fehlstart

1,5 Millionen Euro wurden in das neue Klangbild investiert. Der Start verlief holprig, anfangs war Schneiders Stimme viel zu leise. „Wir haben alles nochmal bearbeiten und einspielen müssen“, sagt Lang. Manche Passagen mussten neu aufgenommen werden, etwa weil die U2-Station „Hardeggasse“ zu sehr nach der „Hadikgasse“ klang. Noch immer beklagen viele, dass die Stimme zu leise sei – „Anderen wiederum ist sie zu laut“, hält der Wiener-Linien-Sprecher dagegen.

Der harsche Befehl „Steigen Sie nicht mehr ein!“, der „Zurückbleiben, bitte“ ablöste, sorgt ebenso für Unmut wie der Hinweis „Seien Sie achtsam! Zwischen Bahnsteig und U-Bahn-Türe ist ein Spalt.“ Zudem wurde „Umsteigen zu den Linien ...“ auf „Umsteigen zu ...“ verkürzt, ärgert sich KURIER-Leser Franz Bittner. „Ich arbeite mit Kindern mit Migrationshintergrund im Lerncafé der Caritas und sehe wie sich die Kinder bemühen, die Sprache korrekt zu lernen“, sagt Bittner, „und dann macht eine öffentliche Einrichtung solche Fehler.“

Die Wiener Linien stehen zu der unsauberen Sprache, Verständlichkeit stehe an oberster Stelle: „Aus dem Grund kann es vorkommen, dass Sätze grammatikalisch nicht einwandfrei korrekt sind. Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, können die Durchsagen so leichter verstehen“, heißt es in einem Mail an Bittner.

Das alles wäre nie passiert, wäre Kaida noch Sprecher, glauben seine Fans. Sie haben Facebook-Gruppen wie „Wir wollen Franz Kaida zurück“ gegründet. Der Angesprochene sieht das Thema gelassen. „Natürlich freut einen diese Form der Anerkennung“, sagt Kaida, „aber überall im Leben gibt es Veränderung. Das ist zu akzeptieren.“

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