Steinhof-Gründe: "Der Anfang vom Ende"

Steinhof-Gründe: "Der Anfang vom Ende"
Bürger wehren sich standhaft gegen die Bebauung des Otto-Wagner-Areals. Doch sie haben schlechte Karten.

Karl Melber ist sauer. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern schreitet der Wiener über die altehrwürdigen Gründe der Baumgartner Höhe in Wien-Penzing. "Es ist der Anfang vom Ende", sagt Melber. Der Wiener geht vorbei an Baggern und vorbei an alten Pavillons. Im Hintergrund spiegelt die goldene Kuppel der berühmten Kirche am Steinhof das Sonnenlicht.

Was Melber und die Mitkämpfer der "Plattform initiativer Bürger" so ärgert: Seit Tagen wird dem Ost-Areal auf der Baumgartner Höhe ein neues bauliches Gesicht verpasst. 600 Wohnungen und ein medizinisches Zentrum sollen entstehen. "Und den Bürgern werden jegliche Informationen vorenthalten. Hier wird ein historisch wertvolles Ensemble zerstört", poltert Melber.

Nur nach und nach gelangen Details an die Öffentlichkeit. Fix ist, dass die Vamed ein neues, 34 Mio. Euro teures Reha-Zentrum baut. Auf 2500 sollen gläserne Pavillons mit 152 Betten errichtet werden. Auch eine 600 Quadratmeter große, teils unterirdisch angelegte Schwimmhalle ist geplant.

Die stadteigene Wohnbaugesellschaft Gesiba lässt 2012 wiederum die Bagger auffahren, um 600 Wohnungen zu bauen. Details werden erst im Herbst präsentiert. 8,9 Mio. Euro zahlte die Gesellschaft für 26.000 Quadratmeter Fläche. Darüber hinaus hat sie sich ein Vorkaufsrecht für weitere 36.000 Quadratmeter gesichert.

Mobilitätskonzept

Steinhof-Gründe: "Der Anfang vom Ende"

Dem KURIER liegen nun erstmals Details des Mobilitätskonzeptes vor. Verkehrsplaner Peter Rosinak rechnet darin aufgrund der Größe des Projekts mit knapp 300 zusätzlichen Autos am Gelände. 1814-mal dürften Anrainer und Besucher dann pro Tag zu- oder abfahren. 1969 Wege werden sie täglich mit den Öffis erledigen. Das Problem ist nur: Die nächste Bushaltestelle liegt 15 Gehminuten entfernt. "Das Areal müsste besser an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen werden", rät Rosinak. Intervalle sollten verdichtet, eine Direktanbindung überlegt werden. "Wir werden hier ein echtes Verkehrschaos erleben", glaubt Melber. Im Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (G) sieht man das anders: Verkehrsfragen würden im Herbst geklärt, Gespräche mit Bürgern, Gesiba und den Wiener Linien geführt.

Karl Melber geht all dies viel zu langsam. Er fürchtet, im Herbst vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. "Und das Schlimmste ist, dass bald auch der Rest des Areals verbaut werden könnte." Nicht nur der Osten, auch der Westen des denkmalgeschützten Geländes könnte privaten Interessen geopfert werden.

Droht Dominoeffekt?

"Ein Dominoeffekt darf nicht einsetzen", erteilt der grüne Bezirkspolitiker Joachim Kovacs einer weiteren Bebauung eine klare Absage. Kovacs wird noch einmal auf die Bürger zugehen und über das Projekt informieren. "Noch liegen uns aber auch keine Einreichpläne vor."
Und was meint der stadtnahe Krankenanstaltenverbund, dem das Areal gehört, zu weiteren Verkäufen?

"Das ist derzeit nicht geplant", so eine Sprecherin. Zwar wären noch Flächen im mittleren Bereich zu verkaufen, "doch das Bundesdenkmalamt hat das Areal zum zweitbedeutendsten Ensemble Wiens gekürt". Ein Verkauf sei somit leider schwierig.
Für Melber und seine Bürgerplattform ein schwacher Trost. So unwahrscheinlich es klingen mag: Er glaubt noch immer daran, das Bauprojekt verhindern zu können. "Auch Zwentendorf wurde nie eröffnet."

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