Döbling: Startschuss für Pickerl-Frage

Greißler Drazil: „Pickerl ist ein Riesenthema“.
Politiker rechnen damit, dass das Parken künftig kostet. Anrainer sind verärgert über "Gaunerei".

Dieser Tage wird gerne – oder zumindest: häufig – gewählt. Ab heute, Donnerstag, etwa in Döbling. Denn bis zum 22. November können 56.000 Bewohner des Bezirks abstimmen, ob sie die Einführung des Parkpickerls unterstützen oder ablehnen. Skeptiker wie Befürworter unter den Bezirkspolitikern geben sich gelassen und rechnen eher mit der Einführung. Viele Bewohner hingegen sind verärgert – und zwar vor allem über die Politiker.

Besonders betroffen von der Parkplatznot sind Gebiete entlang der U-Bahn und der Schnellbahn. Aber auch im Cottageviertel nahm das Problem massiv zu, da immer mehr Lenker aus dem 18. Bezirk ihre Fahrzeuge hier abstellen, die das Parkpickerl, das dort seit September gilt, (noch) nicht kaufen wollten.

Döbling: Startschuss für Pickerl-Frage
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Ein Rundgang durch das Cottageviertel Mittwochnachmittag zeigt: Selbst in einer Woche mit Feiertag und Herbstferien an manchen Schulen ist es nicht einfach, einen legalen Stellplatz zu finden. Stundenlanges Kreisen, das kann verärgern: "Ich wohne seit 40 Jahren hier in der Hartäckerstraße. Seit es in Währing ein Parkpickerl gibt, hat sich die Situation aber drastisch verschlechtert", erzählt ein Anrainer. Seinen Namen will er nicht nennen, wählt er doch deftige Worte: "Das ist eine Gaunerei. Wir werden von den Politikern an der Nase herumgeführt." Auch Passant Peter K. ärgert sich: "Das ist einfach eine Art neue Steuer."

Auch hundert Meter weiter, beim "Greißler mit Herz" in der Cottagegasse, wird über das ungeliebte Pickerl gesprochen. "Ein Riesenthema" sei es, bestätigt Greißler Andreas Drazil, während er seinen Gästen geduldig Bier und Schnäpse serviert. Er habe den kleinen Laden im Mai 2015 eröffnet, erzählt er: "Unter anderem ausgerechnet deshalb an diesem Standort, weil es viele Parkplätze gab." Aber seit das Parken im Nachbarbezirk kostenpflichtig ist, sei das Grätzel komplett verparkt. "Ich hatte deshalb im vergangenen Monat zirka 30 Prozent Einbußen beim Umsatz", schildert Drazil: "Denn es kann einfach niemand mehr stehen bleiben und sich rasch einen Imbiss kaufen."

Was ihn und seine Kunden am meisten ärgere? "Dass die Politiker nicht miteinander reden. Es hätte normalerweise doch möglich sein müssen, dass der 18. und der 19. Bezirk gemeinsam eine Lösung finden."

Die Politiker wiederum, die zeigen sich gelassener. Die einen freut es, etwa Heinz Hieber von den Döblinger Grünen: "Ich kämpfe seit 2010 dafür, dass ein Parkpickerl kommt", sagt er. Wiewohl er das Thema differenziert sehe, wie er betont: Einerseits gebe es natürlich Ecken des Bezirks, die quasi permanent verparkt seien. Andererseits verstehe er Betriebe, die sich sorgen, wo ihre Kunden und Mitarbeiter künftig parken sollen. Diese müssten wohl künftig öffentlich anreisen. "Ich bin aber zuversichtlich, dass die Vorteile überwiegen", sagt Hieber.

"Bemerke Umdenken"

Andere finden sich mit der Aussicht auf das Pickerl zumindest ab: "Ich bemerke in der Bevölkerung ein Umdenken. Immer mehr sind für eine Parkraumbewirtschaftung", sagt ÖVP-Bezirksvorsteher und Pickerl-Skeptiker Adi Tiller. Und auch die FPÖ – eigentlich dezitierter Gegner des Parkpickerls – nimmt es gelassen: "Ich glaube, das Ergebnis wird knapp sein", sagt Bezirksobmann Dominik Nepp. "Aber wenn die Mehrheit dieses Pickerl wünscht, werden wir es auch beschließen."

Döbling: Startschuss für Pickerl-Frage
Adi Tiller, Grinzing, Krapfenwaldbad, Parkplatz
Tiller rechnet damit, dass sich etwa 35.000 Bürger an der Umfrage beteiligen werden. Er geht davon aus, dass sie sich mehrheitlich für das Pickerl aussprechen werden. Ausnahmen sind aber angedacht, etwa der Parkplatz beim Krapfenwaldbad: "Es wäre ja absurd, müssten die Gäste alle drei Stunden in Badehose das Bad verlassen, um ihr Auto umzuparken."

Passant Peter K. beispielsweise will aber gegen das Pickerl stimmen: "Denn mich ärgert, dass wir Bewohner weiter geschröpft werden." Greißler Andreas Drazil hingegen wird sich für das Pickerl aussprechen. "Es wird mir zwar aufgezwungen", sagt er. "Aber ich denke, dass es in unserer Situation trotzdem die bessere Lösung ist."

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