Stadtschulrat: Umbau kostet 600.000 Euro

Stadtschulrat: Umbau kostet 600.000 Euro
Während vielen Wiener Schulen das Geld für notwendige Renovierungen und Personal fehlt, gönnt sich der Stadtschulrat einen kostspieligen Umbau.

Mit einem neuen Kundenzentrum wird der Stadtschulrat für Wien sein Service für die rund 220.000 Wiener Schüler, für ihre Eltern sowie die 22.800 Lehrer deutlich verbessern.“ Mit dieser Jubelmeldung machte der Stadtschulrat kürzlich Werbung für den geplanten Umbau seines Hauses in der Wipplinger Straße.

Was die Verantwortlichen nicht erwähnt haben: Der Umbau wird – so schätzen Insider – an die 600.000 Euro kosten. Viel Geld in Zeiten leerer Kassen.

Stadtschulrat: Umbau kostet 600.000 Euro
Doch die amtsführende Präsidentin des Stadtschulrats, Susanne Brandsteidl, stört das offensichtlich wenig. Ist es ihr etwa ein Anliegen, in einem repräsentativen Gebäude zu residieren? Zu diesem Schluss kann kommen, wer bei der Präsentation der Umbaupläne vor Schulbeamten anwesend war. Dort fiel nämlich das Wort „repräsentativ“ erstaunlich häufig.

Das Maßnahmenpaket wurde den Beamten übrigens von einem Berater des Unternehmens Deloitte vorgestellt. Allein diese Präsentation soll den Steuerzahler 7000 Euro gekostet haben. Der KURIER wollte vom Stadtschulrat wissen, ob diese Zahlen stimmen. Die Antwort: „Die genannten Kosten können nicht bestätigt werden. Nach einer Phase der Mitarbeitereinbeziehung werden die Baupläne konkretisiert und jetzt erst finanziell im Detail geplant.“ Allerdings: Die Pläne sind so gut wie fix. Die Mitarbeiter sollen dazu Fragen stellen – keine Vorschläge machen.

Weiter heißt es aus dem Stadtschulrat: „Der Zugang wird behindertengerecht gestaltet.“ Dabei gibt es schon jetzt einen barrierefreien Zugang. Weiteres Argument für den Bau: „Durch ein neues Zugangssystem wird die Sicherheit der Mitarbeiter erhöht.“

Allerdings war der Portier bisher der einzige Angestellte, der von einem Besucher körperlich attackiert wurde – und zwar so schwer, dass er wochenlang um sein Augenlicht fürchten musste. Er sowie einige seiner Kollegen werden nach jetzigen Plänen aber vor der geplanten Sicherheitsschleuse sitzen.

Baustellen

Während die Schulverwaltung erneuert wird, sind viele Schulen in einem katastrophalen Zustand: In der Volksschule Dr.-Skala-Straße in Wien-Stammersdorf fielen diesen Winter zum Beispiel Teile aus der Decke. Und die Volksschule Pirquetgasse in der Donaustadt war derartig schimmlig und modrig, dass einige Lehrer krank wurden. (Der KURIER berichtete über beide Fälle). Erst als die Zustände dort unhaltbar waren, entschied man sich, die Containerschule abzureißen.

Geld fehlt den Schulen auch für Personal: Anfang des Jahres erhielt der KURIER einen Hilfeschrei von einer Sekretärin einer Wiener AHS: „Seit meine Kollegin vor einem Jahr in Pension gegangen ist, mache ich die Arbeit von zwei Personen. Und das für ein Gehalt von 1350 Euro netto im Monat. Ich bin Anfang 50. Ich kann nicht mehr und habe ein Burn-out.“

Österreichweit

Kein Einzelfall – übrigens nicht nur in Wien. In ganz Österreich macht sich der Stellenstopp in der Schulverwaltung bemerkbar. Egal, ob Schulwarte, Sekretärin oder Schulpsychologen: Es wird kaum nachbesetzt. Und wenn doch, dauert dies oft Monate. Das Unterrichtsministerium weiß um die Probleme. Aus dem Ministerbüro heißt es: „In den nächsten Monaten soll die Anstellung von Post- und Telekom-Mitarbeitern fixiert werden, um aktuelle Personalfluktuationen auszugleichen. Wie weit es Geld für Psychologen und Sozialarbeiter gibt, hängt auch vom Finanzministerium ab.“

kurier.at/schueleranwalt

Probleme in der Schule? Fragen an schueleranwalt@kurier.at oder per 0664/60700 30 000 jeweils Mittwoch 8 bis 10 h und Freitag 15 bis 16 Uhr.

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